Erzwungene Migration

Perspektiven für Flüchtlinge schaffen

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) arbeitet seit 2012 daran, eine adäquate Antwort auf die weltweite Flüchtlingskrise zu geben. In der Broschüre „Perspektiven für Flüchtlinge schaffen. Fluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen“ erklärt das BMZ seine Politik.
Flüchtlingslager Shatila in Beirut, Libanon. shmy Flüchtlingslager Shatila in Beirut, Libanon.

Das Engagement des BMZ bezüglich Flucht umfasst drei Aktionsfelder:

  1. Fluchtursachen mindern,
  2. Aufnahmeregionen stabilisieren,
  3. Flüchtlinge unterstützen.

Um diese Ziele zu erreichen, hat das BMZ unter anderem drei Sonderinitiativen geschaffen: „Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge reintegrieren“, „Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost“ und „EINE WELT ohne Hunger“. Hinzu kommt die Beschäftigungsoffensive Nahost.

Die Haltung der deutschen Regierung spiegelt sich wider in den Worten des UN-Generalsekretärs António Guterres: „Jetzt ist der Moment gekommen für einen radikalen Wandel bei den internationalen Bemühungen gegen Vertreibungen. Wir dürfen uns nicht länger nur um die Folgen kümmern, sondern müssen uns ernsthaft bemühen, die Gründe für Vertreibung zu beseitigen.“

Eines der wichtigsten Mittel, um Fluchtursuchen zu mindern, ist Entwicklungshilfe, um Menschen in ihren Heimatländern neue Perspektiven zu schaffen. Dazu gehören verbesserte Infrastruktur und Ausbildungsprogramme, also die Reduzierung struktureller Fluchtursachen. Dies ist jedoch nur sinnvoll in Ländern, in denen kein Krieg herrscht, wo also Konfliktprävention noch greifen kann.

In Ägypten, einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit, unterstützt das BMZ beispielsweise eine Partnerorganisation dabei, ihre Beratungs- und Vermittlungsangebote für Arbeitssuchende – insbesondere Jugendliche – zu modernisieren und auszubauen.

Die zweite wichtige Säule der BMZ-Flüchtlingspolitik ist die Stabilisierung der Aufnahmeregionen. Die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge sucht in Ländern Schutz, die in der Nähe ihrer ursprünglichen Heimat liegen, in der Regel in einem Nachbarland. Zu den Ländern, die besonders viele Menschen aufnehmen, gehören die Türkei, Pakistan, der Libanon, Iran, Äthiopien, Jordanien, Kenia, die Demokratische Republik Kongo, Bangladesch und Uganda.

Die große Menge an Flüchtlingen stellt die Aufnahmeländer vor immense Herausforderungen. Flüchtlinge und Einheimische konkurrieren um wichtige Ressourcen wie Brennholz, Wasser, Land und Arbeit. Alle leiden unter den schwierigen Lebensumständen, was zu neuen Konflikten führen kann. Um die Situation zu verbessern, investiert Deutschland direkt in die Infrastruktur vor Ort – so etwa in Wasserversorgung.

Ein weiterer Weg, damit Flüchtlinge schnell verfügbares Einkommen haben, sind die Cash-for-Work-Maßnahmen, die das BMZ zum Beispiel für Syrer in Jordanien ermöglicht. Dazu gehören:

  • sehr arbeitsintensive Vorhaben (Abfall entsorgen, Straßen ausbessern)
  • beschäftigungsintensive Infrastrukturvorhaben (Wohnungen und Schulen bauen)
  • die Finanzierung von Löhnen (zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer) und
  • der Wiederaufbau befreiter Gebiete.

Die dritte Säule der deutschen Politik ist die Unterstützung von Flüchtlingen bei der Reintegration. So unterstützt Deutschland etwa Pakistan bei der Aufnahme und Versorgung afghanischer Flüchtlinge. Rund 5 Millionen Afghanen sind seit 1979 aus ihrem Land geflohen, rund 2 Millionen von ihnen in das Nachbarland Pakistan. Viele afghanische Flüchtlinge leben dort bereits in dritter Generation (siehe Beitrag von Mahwish Gul in E+Z/D+C e-Paper 2019/04, Schwerpunkt).

Das „Refugee Affected and Hosting Areas“-Projekt (RAHA) unterstützt die Entwicklung der Infrastruktur in den Provinzen Khyber Pakhtunkhwa und Belutschistan. Dabei geht es vor allem um soziale und wirtschaftliche Maßnahmen sowie um Existenzgründungen, um den sozialen Frieden zwischen der ansässigen pakistanischen Bevölkerung und den afghanischen Flüchtlingen zu garantieren. Das Projekt unterstützt Bildungsangebote, eine verbesserte Gesundheitsversorgung und den Ausbau von Wasser- und Abwassersystemen für alle Betroffenen.



Sheila Mysorekar ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit /D+C Development and Cooperation.
euz.editor@dandc.eu


Link
BMZ, 2017: Perspektiven für Flüchtlinge schaffen. Fluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen.
https://www.bmz.de/de/mediathek/publikationen/reihen/infobroschueren_flyer/infobroschueren/Materialie272_flucht.pdf