Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Südliches Afrika

Warum Afrika mit BRICS zwischen zwei Stühlen sitzt

Angesichts der starken Präsenz Chinas und Südafrikas auf dem Kontinent haben afrikanische Länder kaum eine andere Wahl, als mit den BRICS-Staaten zu kooperieren. Gleichzeitig versuchen Länder wie Malawi, den Kontakt zu westlichen Industrienationen nicht zu verlieren.
Gespräche zwischen China und Malawi am Rande des BRICS-Gipfels 2023. picture-alliance/Xinhua News Agency/Xie Huanchi Gespräche zwischen China und Malawi am Rande des BRICS-Gipfels 2023.

Auf dem 15. BRICS-Gipfel letzten August in Südafrika brachte Malawis Präsident Lazarus Chakwera die feste Absicht seines Landes zum Ausdruck, mit den BRICS zusammenzuarbeiten, um „die Hürden zu überwinden, die Afrika bisher die Teilhabe am globalen Wohlstand verwehrt haben“. Er sagte: „Wir müssen das System neu starten. Wir müssen es jetzt neu starten. Und wir sind hier, um den BRICS-Staaten dabei zu helfen, die Software dafür zu entwickeln.“

Die Zusammenarbeit zwischen den BRICS-Staaten und Afrika gewinnt zunehmend an Bedeutung. So wurden im vergangenen Jahr Äthiopien und Ägypten zusammen mit anderen Ländern offiziell in den Zusammenschluss großer Schwellenländer aufgenommen, der jetzt BRICS+ heißt.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 haben sich die BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) als „Stimme des globalen Südens“ positioniert. Insbesondere China präsentiert sich dabei als wichtiger Partner für Entwicklungsländer, vor allem in Afrika.

Kritische Stimmen halten die Beziehungen Chinas zu Afrika jedoch für ausbeuterisch und hauptsächlich auf den Nutzen des asiatischen Landes ausgerichtet. China sieht sich mit Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, wenn chinesische Unternehmen beispielsweise im Bergbau oder im Baugewerbe in Afrika tätig sind. Gleichzeitig hat China den Ländern des Kontinents einen hohen, kaum tragbaren Schuldenberg aufgebürdet.

„Moderne Sklaverei“

Die Beziehungen zwischen Malawi und China gehen auf das Jahr 2008 zurück, als das südafrikanische Land seine 41 Jahre währenden diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrach. Seitdem hat China verschiedene Infrastrukturprojekte in Malawi unterstützt, wie zum Beispiel das Parlamentsgebäude, das Bingu-Nationalstadion, das Bingu International Conference Centre und die Malawi University of Science and Technology.

Wie viele afrikanische Länder steht auch Malawi unter dem Druck einer ständig steigenden und nicht nachhaltig verwalteten Staatsverschuldung. Nach einem vom malawischen Finanzministerium im November letzten Jahres veröffentlichten Halbjahresbericht über die Staatsverschuldung schuldete das Land dem Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Investitionsbank und der Internationalen Entwicklungsorganisation der Weltbank insgesamt fast 2 Milliarden Dollar. Bei der chinesischen und der indischen Export-Import-Bank beliefen sich die Schulden auf insgesamt 306 Millionen Dollar. Die Inlandsschulden des Privatsektors betrugen rund 35,2 Millionen Dollar.

Eine vom Zentrum für Sozialforschung der Universität Malawi durchgeführte Afrobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass viele Malawier*innen der Meinung sind, ihr Land habe zu viele Kredite von China aufgenommen. Während einige die Vorteile chinesischer Darlehen für die Infrastrukturentwicklung anerkennen, gibt es Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen. Ein Wirtschaftsjournalist, der nicht namentlich genannt werden möchte, verglich die Schulden mit „moderner Sklaverei“.

In diesem Zusammenhang betonte Malawis Präsident auf dem BRICS-Gipfel in Südafrika im vergangenen Jahr, dass Gespräche mit China – und Indien – über eine Schuldenumstrukturierung höchste Priorität hätten. Im März erklärte der malawische Finanzminister Simplex Chithyola Banda, man sei bei den Verhandlungen mit den Gläubigern auf dem richtigen Weg. Sowohl China als auch Indien hätten ihren Willen zugesichert, malawische Schulden umzustrukturieren. China gilt diesbezüglich jedoch als äußerst hartnäckiger Verhandlungspartner, wie bereits andere in E+Z/D+C berichtet haben.

Der Wirtschaftsjournalist kommentierte: „Eine Umstrukturierung kann zwar die Rückzahlungsfristen verlängern, entlastet das Land aber nicht von seinen Schulden, die langfristig Ressourcen von wichtigen Entwicklungsinitiativen abziehen können.“

Südafrikas Einfluss

Wie die meisten afrikanischen Länder, insbesondere in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (Southern African Development Community, SADC), hat Malawi nicht nur mit China aus den BRICS-Ländern zu tun, sondern vor allem mit Südafrika. Das Land, welches seit 2010 den BRICS angehört, ist zwar der kleinste der fünf ursprünglichen Akteure des Bündnisses, bietet diesem als regionale Wirtschaftsmacht jedoch Zugang zum afrikanischen Markt. Vor allem im südlichen Afrika ist der wirtschaftliche und politische Einfluss des Landes unbestreitbar. Daher hoffen die Länder in der Region, von einem verbesserten Marktzugang in Südafrika zu profitieren und ausländische Direktinvestitionen anzuziehen.

Außerdem gibt es innerhalb der Region massive Migration nach Südafrika. Derzeit leben schätzungsweise 100 000 malawische Arbeitsmigrant*innen in dem BRICS-Staat, die durch die niedrigen Einkommen in ihrer Heimat dorthin getrieben werden – auch wenn viele von ihnen nach wie vor im informellen Sektor arbeiten. Auch aus anderen Ländern der Region zieht es Menschen in großer Zahl nach Südafrika.

Patrick Kambewa, außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Malawi (UNIMA), hält den Einfluss Südafrikas auf Malawi für enorm. „Was auch immer in Südafrika geschieht, hat Auswirkungen auf uns“, so Kambewa. „Als Südafrika während der Covid-19-Pandemie im Lockdown war, waren wir als Land stark betroffen.“ Er ist daher der Ansicht, dass alle Vereinbarungen, die Südafrika mit anderen BRICS-Mitgliedern trifft, „immer auch Auswirkungen auf Malawi haben werden“.

Kambewa weist jedoch auf das Dilemma hin, vor dem Malawi und andere afrikanische Länder stehen: Es ist ungewiss, welche Folgen die zunehmende Einbindung in die BRICS für die Beziehungen zu den westlichen Nationen und ihren mächtigen Institutionen haben wird. „BRICS stellt sich als Konkurrenz zum Westen dar, aber Malawi ist eigentlich hauptsächlich bei westlichen Institutionen verschuldet. Das Land ist daher unsicher, ob es sich klar auf eine Seite schlagen sollte“, sagt Kambewa.

Geoffrey Mzumara ist nicht der wahre Name des Autors.
euz.editor@dandc.eu