Wirtschaftspolitik

Vernetzte Probleme

Afrikas Politiker müssen sich mehreren großen Herausforderungen stellen. Aus Sicht von Vera Songwe von der UN Economic Commission for Africa sind relevante Trends eng miteinander verflochten.
An der Hochschule erleben junge Frauen Gleichstellung, auf dem Arbeitsmarkt nicht: Studentin in Maputo. Espadas/picture-alliance/Westend61 An der Hochschule erleben junge Frauen Gleichstellung, auf dem Arbeitsmarkt nicht: Studentin in Maputo.

Der Klimawandel spielt eine Rolle. Der Äquator verläuft durch Afrika, und der Kontinent sei schon überdurchschnittlich heiß, sagt Songwe. Andererseits biete innovative erneuerbare Energieversorgung neue Möglichkeiten. Auch die Digitalisierung biete Chancen, die Afrika nicht verpassen dürfe. In Nairobi leisteten junge Leute heute digitale Dienste für ausländische Kunden. Ihre absolute Zahl sei noch klein, wachse aber schnell. Gleichzeitig urteilt die Ökonomin, dass nicht nur Afrika, sondern auch Europa die digitale Entwicklung großenteils verschlafen habe. Die führenden Konzerne kämen nämlich aus den USA und China.

Songwe urteilt, afrikanische Staaten müssten mehr Steuern eintreiben und mehr Infrastruktur aufbauen. Auf Entwicklungshilfe (Official Development Assistance – ODA) dürften sie sich – besonders angesichts ihres eigenen Wirtschaftswachstums – nicht dauerhaft verlassen. Andererseits lobt Songwe die beschlossene Continental Free Trade Area (CFTA), die mehr innerafrikanische Wirtschaftsbeziehungen ermöglichen werde. Sie spricht von einer „neuen Art des Multilateralismus“.

Die Ökonomin warnt, Afrikas Volkswirtschaften seien dabei, die Chance einer demografischen Dividende zu verpassen (siehe Hauptbeitrag). Südafrika und Nigeria hätten das schon getan. Andererseits sei es positiv, dass 92 Prozent aller afrikanischen Mädchen heute zur Schule gingen und unter Studierenden an Hochschulen die Geschlechterparität erreicht sei. Auf dem Arbeitsmarkt sehe es aber anders aus, denn beispielsweise nur sieben Prozent der Angestellten der Finanzwirtschaft seien weiblich. Fachleuten ist klar, dass Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung junge Frauen mehr betrifft als junge Männer, was traditionelle Rollenvorstellungen stärkt und möglicherweise dazu führt, dass Geburtenraten langsamer sinken (siehe auch Beitrag von Samir Abi im Schwerpunkt des E+Z/D+C e-Paper 2020/04).