SDGs
Effektivere Partnerschaften
Um die SDGs erreichen zu können, ist eine effektivere internationale Zusammenarbeit nötig. Die Zeiten, als Regierungen die wichtigsten Antriebskräfte und Finanzierer von Entwicklung waren, sind vorbei. Die SDG-Agenda fordert „alle Beteiligten in allen Bereichen“. Der Privatsektor ist wichtig für Investitionen, für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Nutzung neuer Technologien. Entsprechend wird der diesjährige OECD-Development Cooperation Report (DCR 2016) die SDGs unter dem Aspekt wirtschaftlicher Handlungsmöglichkeiten durchdeklinieren („SDGs as business opportunities“). Die Zivilgesellschaft spielt eine wichtige Rolle dabei, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, öffentliche und private Aktivitäten sowie effektives globales Handeln einzufordern und zu überwachen.
Die SDGs können also nur gemeinsam mit allen relevanten Akteuren im Rahmen von Partnerschaften erreicht werden. Aber der Begriff „Partnerschaft“ umfasst eine breite Vielfalt an Ansätzen, Strukturen und Zielsetzungen, die sich nicht als homogenes Ganzes verstehen lassen. Die Erfahrung zeigt darüber hinaus, dass mehr internationale Partnerschaften nicht automatisch zu mehr oder schnelleren Fortschritten führen.
Der OECD-Development-Cooperation-Report 2015 (DCR 2015) hat darum die Erfahrungen von zehn erfolgreichen Partnerschaften untersucht:
- dem Engagement der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in Partnerschaften wie der Impfallianz Gavi und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria sowie anderen Krankheiten,
- der Globalen Partnerschaft für Bildung,
- der UN-Initiative Sustainable Energy for all (SE4All),
- der Aid-for-Trade-Initiative (AfT),
- der EffectiveInstitutionsPlatform (EIP),
- dem International Dialogue on Peacebuilding and Statebuilding (IDPS),
- der Partnership in Statistics for Development in the 21st Century (PARIS21),
- der Grow-Africa-Partnerschaft sowie
- der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen aus Entwaldung und Waldschäden (REDD+).
Auf der Grundlage dieser Fallstudien formuliert der DCR 2015 zehn Prinzipien für funktionierende Partnerschaften. Er lehnt sich dabei an die Prinzipien guter Zusammenarbeit an, die die Global Partnership for Effective Development Cooperation (GPEDC) im Zuge einer Reihe hochrangiger Foren zur Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit seit 2003 (siehe Kasten) erarbeitet hat und die womöglich auch für SDG-Partnerschaften mit neuen Akteuren genutzt werden können. Auf der Grundlage der zehn Fallstudien erfolgreicher Partnerschaften fasst der DRC 2015 die folgenden zehn Erfolgskriterien für Partnerschaften zusammen:
- So wichtig Bottom-up-Initiativen sind, es müssen auch Top Leaders mit ins Boot. Ohne sie kann business as usual nur schwer überwunden werden. Ihr Einsatz ist auch Voraussetzung dafür, politische Initiativen in Gang zu bringen und zu halten sowie die erforderlichen öffentlichen und privaten Ressourcen zu mobilisieren.
- Eine ausgewogene Balance zwischen globaler Strategie und lokalen Prioritäten ist entscheidend. Wenn Partnerschaften nicht von den Ländern ausgehen und kontextspezifisch sind, werden sie ihre Ziele kaum erreichen.
- Bemühungen dürfen sich nicht doppeln oder verzetteln. Partnerschaften sollten Komplexität reduzieren, nicht erhöhen.
- Partnerschaften müssen inklusiv und transparent sein. Alle beteiligten Interessenvertreter müssen adäquat informiert sein und ihre Stimmen einbringen können.
- Es gibt kein einheitliches Modell: Jedes Partnerschaftsmodell muss zu der jeweiligen Herausforderung passen.
- Grundlegende Prinzipien, Ziele, Implementierungspläne und Durchsetzungsmechanismen müssen von allen Partnern geteilt werden. Gemeinsame Prinzipien erhöhen die Motivation und gut definierte Ziele helfen bei der Implementierung, der Berichterstattung und beim Monitoring. Sanfte Durchsetzungsmechanismen wie Peer-Reviews eröffnen auf konstruktive Art und Weise Lern- und Verbesserungsmöglichkeiten und sind daher besonders wertvolle Instrumente zur Erreichung weiterer Fortschritte.
- Rollen und Verantwortlichkeiten müssen von Anfang klar definiert sein, auch um Rechenschaft einfordern zu können.
- Ergebnisse müssen im Fokus stehen, nicht Inputs. Wenn es möglich ist, eine direkte Verbindung zwischen eingebrachten Ressourcen und erreichten Ergebnissen aufzuzeigen, hilft das sehr, um Akteure an Bord zu bringen oder bei der Stange zu halten.
- Fortschritte müssen überwacht werden, und zwar mithilfe solider Daten. Nur so können evidenzbasierte Entscheidungen getroffen und Accountability ermöglicht werden.
- Last, but not least bedarf es ausreichender finanzieller Ressourcen. Ohne verlässliche und vorhersagbare Finanzierung können Partnerschaften keine Innovationen anregen, umsetzen und nachhalten. Die Bündelung von Mitteln stellt darüber hinaus einen wichtiger Anreiz für gemeinsames und effektiveres Handeln dar.
Wenn die politischen Entscheidungsträger und die Partner von SDG-Partnerschaften sich an den beschriebenen Prinzipien orientieren, kann die internationale Zusammenarbeit verbessert und können die SDGs hoffentlich erreicht werden. Es geht darum, einen positiven Kreislauf anzustoßen, in dem gute Ergebnisse zu mehr Engagement führen und dies wiederum zu weiteren Fortschritten. Weiterzumachen wie bisher würde hingegen wahrscheinlich zu einem Teufelskreis führen: Die Global-Governance-Fähigkeit würde den SDGs nicht gerecht, Ergebnisse blieben aus, das Vertrauen in die globale Problemlösungsfähigkeit würde geschwächt.
Hildegard Lingnau hat diesen Text in ihrer Rolle als Seniorberaterin der OECD verfasst, wo sie unter anderem für die Development Cooperation Reports (DCRs) verantwortlich war. Sie ist mittlerweile Head of Cooperation an der deutschen Botschaft in Kenia. Dieser Beitrag gibt ihre persönlichen Ansichten wieder.
hildegard.lingnau@web.de
Link
OECD: Development Co-operation Report 2015 – Making partnerships effective coalitions for action.
http://www.oecd.org/dac/development-co-operation-report-20747721.htm