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Unsere Sicht

Die Kraft der Frauenbewegung

Weltweit setzen sich Frauen gegen Machtmissbrauch und Ungleichheit ein – für mehr Demokratie und Freiheit für alle. Von ihren Erfolgen erfahren wir meist wenig.
Die Protest-Ikonen des 21. Jahrhunderts sind oft Frauen: Das Foto der Krankenpflegerin Ieshia Evans, die bei Protesten gegen Polizeigewalt in Baton Rouge, USA, vor einer Polizeikette steht, wurde zum Symbol der Black-Lives-Matter-Bewegung. picture alliance/AP Photo/Jonathan Bachman Die Protest-Ikonen des 21. Jahrhunderts sind oft Frauen: Das Foto der Krankenpflegerin Ieshia Evans, die bei Protesten gegen Polizeigewalt in Baton Rouge, USA, vor einer Polizeikette steht, wurde zum Symbol der Black-Lives-Matter-Bewegung.

Im Frühjahr 2019 steht Alaa Salah in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, auf einem Autodach. Umringt von tausenden Menschen singt sie: „Wir werden nicht schweigen im Angesicht des Tyrannen!“ Die Menge ruft: „Revolution!“ Das Foto der Frau im weißen Kleid wurde zum Symbol einer Bewegung, die zum friedlichen Sturz des Diktators Omar al-Bashir führte – und die auch von den Frauen des Landes getragen wurde. Nach 30 Jahren Unterdrückung standen die Sudanesinnen nun an vorderster Front, sie kämpften für die Befreiung von der Diktatur und für ihre eigenen Rechte.

Die Ikonen der großen Protestbewegungen des 20. Jahrhunderts waren meist Männer wie Martin Luther King, Nelson Mandela, Malcolm X oder Desmond Tutu. Heute sind es vor allem Frauen: Greta Thunberg begründete Fridays for Future, Shakira Wafula wurde zum Gesicht der Gen Z-Proteste in Kenia, Maria Kolesnikowa verkörpert den Widerstand in Belarus. Auch Black Lives Matter wurde von Frauen ins Leben gerufen. Die feministische Bewegung ist heute weltweit besser vernetzt denn je, und es geht ihr um viel mehr als Frauenrechte. Sie kämpft für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Demokratie. In Argentinien gegen Sozialabbau, in Mexiko gegen Morde und Verschwindenlassen, in Nigeria gegen Polizeigewalt, in Polen gegen autoritäre Politik. Von all diesen Themen sind Frauen besonders betroffen. 

Regierungen, die Frauenrechte einschränken, neigen dazu, auch andere Menschen- und Bürgerrechte zu unterdrücken. Die Entwicklung von Frauenrechten ist daher auch ein Seismograf für freie Gesellschaften: In einem funktionierenden Rechtsstaat erstreiten Frauen sich sukzessive Rechte, Schutz und Gerechtigkeit. Werden Frauenrechte hingegen eingeschränkt, ist dies oft ein Zeichen für autokratische Tendenzen. Denn Frauenfeindlichkeit und Autokratie verstärken sich gegenseitig, wie Wissenschaftlerinnen herausfanden: Wer Machtgefälle zementieren will, macht Frauen klein. „Der repressive Staat ist ein Vergewaltiger“ – dieser Satz hallte weltweit in der Hymne der MeToo-Bewegung „Un violador en tu camino“ („Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“) wider.

Autokratien sind weltweit auf dem Vormarsch. Umso wichtiger ist eine starke Frauenbewegung. Die meisten ihrer Kämpfe sind aber leise und langwierig, weshalb wir kaum von ihren Erfolgen erfahren. Doch Frauen sind nirgends stumm, nicht einmal in Afghanistan, wo die Taliban buchstäblich ihre Stimme verboten haben. Auch in anderen Ländern, von Usbekistan bis Nigeria, erkämpfen Frauen Gesetze gegen häusliche Gewalt, setzen sich für Bildung und Gesundheit ein, führen Prozesse gegen Ausbeutung am Arbeitsplatz. Hausangestellte in Brasilien organisieren sich ebenso wie Marktfrauen in Tansania. Aktivistinnen gehen in die Politik und kämpfen dort für Menschenrechte und gleiche Chancen.

All diese Initiativen und persönlichen Kämpfe bringen echte Veränderungen. Frauen sind weltweit eine treibende Kraft für mehr Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit. Ihre Anliegen gehen uns alle an, und ihre Erfolge verdienen mehr Aufmerksamkeit.

Eva-Maria Verfürth ist Chefredakteurin von E+Z.
euz.editor@dandc.eu 

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