Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Wirksamkeit

Ökonomische Corona-Schäden begrenzen

Der Evaluierungsbericht der KfW Entwicklungsbank für die Jahre 2019/20 thematisiert unter anderem Covid-19. Die globale Gesundheitskrise hat bekanntlich verheerende wirtschaftliche Auswirkungen, und besonders hart sind davon Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen (LMICs – low and middle income countries) betroffen.
Mikrofinanzorganisation in Ouagadougou, Burkina Faso. Philippe Lissac/picture-alliance/Godong Mikrofinanzorganisation in Ouagadougou, Burkina Faso.

Der Evaluierungsbericht enthält Vorschläge, wie diesem ökonomischen Trend entgegengewirkt werden kann, wobei auch auf Weltbank-Erfahrungen zurückgegriffen wird. Sinnvoll sind demnach drei Sorten von wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen:

  • Mit Liquiditätsspritzen und großzügigeren Krediten können Unternehmen, denen Pandemie und Lockdown zusetzen, unterstützt werden.
  • Um Arbeitslosen und ihren Familien zu helfen, ist Sozialhilfe per Bargeldtransfer nützlich. Wo soziale Netze noch schwach sind, müssen sie ausgebaut werden. Zudem können staatliche Stellen Aufträge vergeben, um Jobs zu schaffen und zu sichern. Solche Maßnahmen müssen aber mit der Einhaltung von Hygienemaßnahmen verknüpft werden.
  • Um die Resilienz der Wirtschaft zusätzlich zu stärken, sollte drittens in die Aus- und Fortbildung von Arbeitskräften investiert werden. Das dient mittelfristig sowohl den Einkommen der Beschäftigten als auch der Produktivität der Unternehmen.

Typischerweise evaluiert die KfW abgeschlossene Vorhaben (siehe Interview mit Jochen Kluve). Der Bericht geht aber auch auf neue methodische Konzepte ein. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Rigorous Impact Evaluation (RIE), die kausale Zusammenhänge nachweisen soll – also prüft, ob ein Vorhaben tatsächlich die erwünschte Wirkung auslöst.


Rigorose Evaluierung

Die RIE lehnt sich an die Pharmaforschung an. Wer die Wirksamkeit eines Medikaments untersucht, benötigt eine Kontrollgruppe, der das Mittel nicht verabreicht wird, um zu überprüfen, ob die Effekte, die in der Interventionsgruppe erzielt wurden, tatsächlich auf das Medikament zurückzuführen sind. Teilnehmer beider Gruppen sollen möglichst ähnlich sein, damit tatsächlich das neuartige Arzneimittel die entscheidende Variable ist. Dies wird durch Randomisierung, also die zufällige Zuteilung von Testteilnehmern in die Versuchsgruppen, erreicht.

Die RIE überträgt diese Vorgehensweise zum Teil auf die Evaluierung entwicklungspolitischer Maßnahmen. Dafür erhielten die Ökonomin Esther Duflo und ihre Kollegen Abhijit Banerjee und Michael Kremer 2019 den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften. Auch die KfW evaluiert Vorhaben mit RIE-Methoden. Ein Beispiel dafür ist ein Projekt in Burkina Faso, das Mangelernährung junger Kinder reduzieren soll, indem es ihren Müttern Transferzahlungen und Bildungsangebote im Bereich Hygiene, Gesundheit und Ernährung zugutekommen lässt.

Über drei Jahre hinweg erhalten Mütter von Kindern zwischen eineinhalb und zwei Jahren die Bartransfers und Bildungsangebote, während eine Kontrollgruppe von Müttern von Kindern zwischen zwei und zweieinhalb Jahren diese nicht erhält. Nach Ablauf der Frist wird die Kalorienzufuhr der Kinder in beiden Gruppen mit der Kalorienzufuhr vor Beginn des Projekts und untereinander verglichen. Ein Ergebnis könnte sein, dass die Kalorienzufuhr der Kinder in beiden Gruppen gestiegen ist, dass allerdings die Kinder, die Teil des Projekts waren, eine höhere Kalorienzufuhr als die Nicht-Teilnehmer haben. Dies würde die positive Wirkung des Projekts belegen. Mithilfe von Daten über die Situation der Frauen und Kinder sowie ihr Umfeld, die vor, während und nach der Projektphase erhoben werden, kann außerdem ermittelt werden, wie sich das Projekt auf andere Faktoren auswirkt, ob es beispielsweise weniger häusliche Gewalt gibt.


Maren van Treel ist Redaktionsvolontärin bei FAZIT Communication.
maren.van-treel@fazit-communication.de