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G5-Sahel-Truppe

Fehlende Gesamtstrategie

Die afrikanischen Staaten Burkina Faso, Niger, Mauretanien, Mali und der Tschad haben im vergangenen Jahr einen gemeinsamen Eingreifverband gebildet: die sogenannte G5-Sahel-Truppe. Doch in Mali sind schon andere Militärmissionen aktiv. Um Frieden und Stabilität in der Region zu schaffen, ist eine Koordination der verschiedenen Akteure sowie eine Gesamtstrategie unbedingt notwendig.
Camp Castor in Nordmali: Deutsche und niederländische Soldaten haben hier ein gemeinsames, abgeschirmtes Feldlager. picture-alliance/Britta Pedersen/dpa Camp Castor in Nordmali: Deutsche und niederländische Soldaten haben hier ein gemeinsames, abgeschirmtes Feldlager.

Im November 2017 starteten die Soldaten der neuen G5-Sahel-Truppe ihre erste gemeinsame Operation „Haw Bi“, in der sie an den Grenzen Malis, Nigers und Burkina Fasos patrouillierten. Die bis zu 5 000 Soldaten der G5-Truppe sollen in der schwer kontrollierbaren Wüstenregion den sich ausbreitenden islamistischen Terror bekämpfen und für Sicherheit sorgen.

Eigentlich ist die Einrichtung der neuen Mission eine gute Idee. In Mali und den Nachbarstaaten sind mehr als ein Dutzend verschiedene Islamistenorganisationen, darunter Al Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) und Ansar Dine, aktiv. Die Übergänge zwischen den Gruppen sind oft fließend. Im weiten Wüstengebiet der Sahara können sie unbehelligt agieren. Die Islamisten kooperieren häufig mit kriminellen Banden, die den Menschen- und Drogenhandel durch die Wüste organisieren.

Außerdem hatten vor fünf Jahren Kämpfer der Tuareg, ein Nomadenvolk aus dem Norden Malis, mit Hilfe der Islamisten große Teile Malis erobert. Französische Soldaten stoppten ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako. Jetzt gibt es einen brüchigen Friedensvertrag zwischen der malischen Regierung und den mächtigsten Tuareg-Gruppen. Doch viele dieser Gruppen zersplittern zusehends, Mitglieder schließen sich Terrorbanden an oder werden kriminell.

Um die vielfältigen militärischen Herausforderungen zu bewältigen, sind bereits mehrere internationale Akteure in der Region aktiv. Knapp 4000 französische Soldaten engagieren sich in der Anti-Terror-Mission „Barkhane“ mit Drohnen, Jagdflugzeugen, Helikoptern und Transportflugzeugen. Die G5-Truppe soll nun mit den Franzosen kooperieren. Doch ob die zwei Anti-Terror-Missionen tatsächlich koordiniert vorgehen – und nur dann können sie erfolgreich sein – bleibt abzuwarten.

Die bisherigen Erfahrungen mit militärischer Kooperation in Mali machen skeptisch. Denn neben den Franzosen ist auch noch die UN mit ihrer Blauhelmmission „Minusma“ vor Ort. Diese besteht aus 11 299 Polizisten und Soldaten aus 53 Ländern, die den Friedensvertrag zwischen der malischen Regierung und den aufständischen Tuareg-Gruppen überwachen, erneute Kampfhandlungen verhindern und Zivilisten schützen sollen. Auch circa 900 Soldaten der Bundeswehr sind Teil der Mission. Sie sind im nordmalischen Gao hauptsächlich für die Aufklärung der Sicherheitslage zuständig.

Doch schon innerhalb der Minusma-Mission funktioniert die Kommunikation zwischen den verschiedenen nationalen Truppen eher schlecht als recht. Die Aufklärungsergebnisse der Bundeswehr kommen häufig mit langer zeitlicher Verzögerung oder gar nicht bei den Kampfverbänden im Feld an, die oft aus Bangladesch, China oder Burkina Faso stammen. Verständigungsprobleme und unterschiedliche Führungs- und Kommunikationssysteme sind Hauptgründe dafür. Die deutschen Soldaten haben gemeinsam mit den Niederländern ein eigenes Feldlager, abgeschirmt von den anderen Nationen – obwohl alle Teil derselben UN-Friedensmission sind. Das zeigt: Schon innerhalb einer Militärmission fließen Informationen langsam und zäh, nationale Eigenheiten und Sicherheitsbestimmungen behindern oft ein koordiniertes Vorgehen.

Auch zwischen Minusma und Barkhane gibt es wenig Informationsaustausch, geschweige denn ein abgestimmtes oder gar gemeinsames Vorgehen. Teils ist das gewollt: Die Bundesregierung betont, nichts mit der Terrorbekämpfung zu tun zu haben. Einen Friedenseinsatz zum Schutz von Zivilisten wie bei Minusma akzeptiert die deutsche Bevölkerung eher als einen Kampfeinsatz, in dem deutsche Soldaten sterben könnten. Die Bevölkerung Malis ist zunehmend frustriert: Von Frieden merkt sie wenig. Tödliche Angriffe von Islamisten auf Dörfer, Zwangsrekrutierungen und Schmiergeldzahlungen an illegalen Checkpoints ist für die Bewohner im unruhigen Norden und zunehmend auch in der Mitte Malis Alltag. Ihre Wut steigt auch auf die internationalen Truppen, die nicht da sind, wenn sie gebraucht würden. Es spricht wenig dafür, dass sich das mit noch einem weiteren militärischen Akteur wie der G5-Sahel-Truppe ändern wird.


Julia Maria Egleder ist Redakteurin von „Loyal“, einem vom Reservistenverband herausgegebenen Monatsmagazin.
julia.egleder@fazit-communication.de

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