Hotels
Nutzen für das Gastland
Tourismus wirkt sich auf dreierlei Bereiche aus: auf Natur und Umwelt, auf die lokalen Communities und auf die Wirtschaft. Touristen, die in einem Hotel wohnen üben auf jeden Fall Einfluss auf die Umwelt im Reiseland aus. Deswegen führen wir unser Hotel in einer ökologisch und sozial verträglichen Weise.
Laut einer Studie von Oxford Economics treibt der Tourismus in Jamaika folgendes voran:
- 15 % aller Bauvorhaben,
- 10 % des Finanz- und Banksektors,
- 20 % aller Warenproduktion,
- 21 % der öffentlichen Versorgung sowie
- 21 % der Landwirtschaft und Fischerei.
Jamaikanische Strände sind durch den Bau zu vieler Hotels stark erodiert; die Baudichte ist zu hoch und die Gebäude liegen zu nah am Meer. Wertvolle Mangrovenwälder, die beim Erhalt und Schutz der Küsten eine entscheidende Rolle spielen, sind von Hotelkomplexen verdrängt worden.
Ein Beispiel für Zerstörung der Küsten ist Pear Tree Bottom, eine Gegend an Jamaikas Nordküste. Dies war ein ökologisch wichtiger Lebensraum für Küsten- und Meerestiere. Dennoch erhielt eine große Hotelkette die Erlaubnis der Natural Resources Conservation Authority für den Bau eines Hotels an diesem Ort. Umweltgruppen fochten diese Entscheidung juristisch an, mit der Begründung, dass die Regierungsbehörden nur unvollständige Dokumente eingereicht und öffentlichen Zugang zu relevanten Informationen für den Vorgang eingeschränkt hatten. Trotzdem wurden Bauerlaubnis und Betriebsgenehmigung erteilt.
Darüber hinaus stellten Umweltaktivisten fest, dass das Hotel ungeklärte Abwässer in das Meer leitete. Weil die Küste erodiert und das Wasser verschmutzt wird, ist die traditionelle Lebensweise der lokalen Bevölkerung bedroht, so etwa der Fischfang. Einheimische dürfen das Hotelgrundstück nicht betreten. So können sie nicht mehr zu der Bucht und dem Fluss bei Pear Tree Bottom gehen, früher ein populärer und althergebrachter Erholungsort. Da überrascht es nicht, dass bei den Einheimischen Frustration und Feindseligkeit gegenüber Hotelunternehmen und Touristen aufkommt.
Ungleiche Entwicklung
Einerseits bietet der Tourismus viele Möglichkeiten wie Investitionen, Arbeits- und Ausbildungsplätze. Andererseits kann nicht durchdachte Entwicklung zu einer Degradierung wertvoller Landschaften und Über-Nutzung und Über-Bebauung zu sozialen Konflikten sowie Umweltproblemen führen. Bislang hat sich die Tourismusentwicklung in der Karibik ausschließlich auf Themen wie Deviseneinnahmen, Einkommensgewinnung und Beschäftigungsmöglichkeiten konzentriert. Nur selten wird gefragt, ob dieser Sektor tatsächlich den Besuchern oder dem Gastland Nutzen bringt.
Einige negative Auswirkungen wird es wohl immer geben, aber man muss auf einen Ausgleich achten. Auch die Einwohner der Gastländer haben einen guten Lebensstandard verdient, und die Besucher sollten erfreuliche Lernerfahrungen haben. Die politischen Entscheidungsträger konzentrieren sich jedoch nur auf die Touristen. Leider bleibt ein Großteil des Geldes, das durch den Tourismus erwirtschaftet wird, im Heimatland der Reisenden – aufgesogen von Reiseunternehmen, Fluggesellschaften und Werbeagenturen. Sie alle sind daran beteiligt, die Touristen zu den Zielländern zu bringen, sie schaffen aber im Gastland keine qualifizierten Arbeitsplätze.
Oft genug beuten große ausländischen Unternehmen sogar die lokalen Ressourcen aus. Viele Hotelketten bieten Jamaikanern nur unqualifizierte Jobs; das Management bleibt in ausländischer Hand. Große Pauschaltourismus-Resorts sind berüchtigt dafür, nur den Mindestlohn zu zahlen, so dass die Angestellten darauf angewiesen sind, ihr mageres Einkommen durch Trinkgelder aufzubessern.
Generell unterstützt der Markt nur die ausländischen Besucher. Obwohl die Lebenshaltungskosten in der Karibik hoch sind, werden die Preise für die Touristen so niedrig wie möglich gehalten. Daraus resultiert, dass die einheimischen Angestellten kein ausreichendes Einkommen verdienen. Viele Gemeinden verlieren sogar Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Wasser, das zu den großen Hotelanlagen und Kreuzfahrtschiffen umgeleitet wird.
Mit einer Kapazität von bis zu 6 000 Passagieren wirken die neuen, großen Kreuzfahrtschiffe wie kleine Städte. Sie verfügen über vielzählige Schwimmbäder und Saunas. Der tägliche Wasserverbrauch dieser Schiffe liegt bei rund drei Millionen Litern. Zum Teil wird das in Duschen und Swimmingpools verbraucht, das meiste jedoch in Küchen, Wäschereien und Toiletten. Manche modernen Kreuzfahrtschiffe können Wasser recyceln, oder sie verfügen über Entsalzungsanlagen, um aus Salzwasser Trinkwasser herzustellen. Wenn Kreuzfahrtschiffe Wasser an der Küste tanken, wird jedoch wertvolles Frischwasser von dem betroffenen Ort abgezweigt.
Die Herausforderung der Nachhaltigkeit
Zum Glück interessieren sich die Konsumenten zunehmend für nachhaltigen Tourismus. Reiseveranstalter hatten früher die Befürchtung, dass die höheren Kosten sich negativ auf sie auswirken könnten. Aber es ist ein Trend zu beobachten, dass die Kunden die positiven sozialen und ökologischen Auswirkungen schätzen.
Viele Maßnahmen, die notwendig sind, um ein Hotel nachhaltig zu bewirtschaften, sind auf den ersten Blick nicht sichtbar (siehe Kasten), deswegen verstehen die Gäste oft nicht, warum diese Hotels teuer sind. Sie sind bereit, mehr Geld für Bio-Lebensmittel auszugeben oder ein Hybrid-Auto zu mieten, aber sie meinen trotzdem, dass Hotels billig sein sollten. Viele Reisende wollen nicht akzeptieren, dass ein Aufenthalt in einem kleinen, aber nachhaltig bewirtschafteten Hotel so viel kostet wie ein Urlaub in einer großen Hotelanlage mit mehreren Swimmingpools und Restaurants.
Es ist schwer, den immaterielle Werte wie etwa soziale Gerechtigkeit darzustellen. Obendrein ist eine umweltfreundliche Infrastruktur nicht immer offensichtlich. Kommunikation ist unverzichtbar, um nachhaltigen Tourismus überzeugend zu erklären. Das ist nicht so einfach.
Der wichtigste Aspekt ist natürlich die Kommunikation mit den Touristen vor, während und nach der Reise. Ihnen muss klar sein, welche Rolle sie in der Nachhaltigkeit am Urlaubsort spielen und auch worum es bei nachhaltigem Tourismus überhaupt geht.
Mehr als Ausstattung
Nachhaltigkeit geht über den Einsatz bloßer technischer Geräte hinaus und beinhaltet ethische Konzepte und kreatives Denken. Praktische Lösungen für alle Arten von Problemen sind notwendig, die dem Gemeinwohl dienen sollten. Es ist nicht einfach – und obendrein teuer – einer wachsenden Zahl von Menschen, die an nachhaltigem Tourismus interessiert sind, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Man muss ihnen klar machen, dass verantwortliche Bewirtschaftung nicht bedeutet, dass die Gäste ihren Komfort einschränken müssen, und dass „öko“ nicht „ländlich“ bedeutet. Nachhaltigkeit betrifft Abfallminimierung und Energieeffizienz, aber auch hohe Qualität bei Gesundheit und Lebensqualität. Es geht darum, sich bewusst dafür zu entscheiden, lokale Organisationen zu unterstützen und regionale Produkte von kleinen Farmen zu kaufen, anstatt sich alles von Großunternehmen liefern zu lassen. Auf diese Weise werden Wirtschaftspartnerschaften mit der lokalen Community aufgebaut, aber das bedeutet natürlich mehr Arbeit und Anstrengungen, und die Lieferungen kommen manchmal unregelmäßig.
Ein Vorteil der nachhaltigen Bewirtschaftung ist das Bewusstsein, dass wir das Richtige tun im Bezug auf den Klimawandel, Ressourcenmanagement und Umweltschutz. Es gibt jedoch auch Kostenvorteile durch größere Effizienz. Darüber hinaus gibt es uns die persönliche Befriedigung, dass wir dem Gastland Vorteile verschaffen und zu seiner Entwicklung in einer positiven Weise beitragen.
Die Qualität unserer Lebensumstände zu verbessern wirkt sich positiv auf die Motivation und Beständigkeit des Personals aus, und ist auch gut für die Beziehungen zum Ort. Nachhaltigkeit bedeutet, sicherzustellen, dass die Belegschaft ein sicheres Einkommen hat und nicht auf Trinkgelder angewiesen ist. Auch dass nur natürliche, sichere Putzmittel benutzt werden und keine gefährlichen Chemikalien ist ein gesundheitlicher Pluspunkt für die Angestellten. Auch wenn neue Gäste bei ihrer Hotelauswahl hauptsächlich auf den Ort, Annehmlichkeiten und Service achten, nimmt die Kundenloyalität zu, wenn ihnen klar wird, dass das Hotel sich dem Umweltschutz verpflichtet. Es ist sehr befriedigend zu sehen, dass unsere Besucher durch ihre Erfahrungen bei uns motiviert werden, selber Ähnliches zuhause umzusetzen. Wenn wir zu einem positiven Wandel beitragen können, dann hat sich unsere Mühe gelohnt.
Shireen Aga ist Managerin des Mocking Bird Hill Hotel in Port Antonio, Jamaika, und Mitgründerin von GAIA Consulting and Coaching for Change.
shireen@hotelmockingbirdhill.com
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