Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Editorial

Gute Ideen

Die glitzernden Glastürme großer Wirtschaftsmetropolen täuschen leicht darüber hinweg, dass direkt zu ihren Füßen Menschen in bitterer Armut leben. Das Kinderhilfswerk UNICEF stellt in einem aktuellen Report fest, dass es Kindern in der Stadt zum Teil sogar schlechter geht als auf dem Land. Zwar sind Städte grundsätzlich besser ausgestattet mit Bildungseinrichtungen, Gesundheitszentren und Stromanschlüssen. Doch die Infrastruktur hält mit dem schnellen urbanen Wachstum in Schwellen- und Entwicklungsländern nicht Schritt.

Von Eva-Maria Verfürth

Bereits die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten, und besonders in Asien und Afrika werden es immer mehr. Jährlich fliehen Millionen Menschen vor ländlicher Armut. Doch das gute Leben bleibt ihnen in der Stadt oft verwehrt. Laut UNICEF lebt fast ein Drittel aller Städter weltweit in Slums – in einfachen Hütten auf Grundstücken, die ihnen meist nicht gehören. In Afrika sind es sogar fast zwei Drittel. Sie haben in der Regel keinen Strom- oder Wasseranschluss und schon gar keine asphaltierten Straßen.

Viele Stadtverwaltungen sind schlicht überfordert. Andererseits sind auch nicht alle ernsthaft an Besserung interessiert. Viele der Siedler sind nicht amtlich gemeldet und spielen als Wähler und Steuerzahler keine Rolle. Riesige Armutsviertel sind ein deutliches Zeichen der Exklusion großer Teile der Bevölkerung.

Die großen Metropolen müssen handeln, wollen sie nicht an ihrem eigenen Wachstum zugrunde gehen. Vor allem müssen sie massiv in Infrastruktur investieren. Diese sollte zwei Bedingungen erfüllen: Sie muss erstens mit den begrenzten natürlichen Ressourcen auskommen und zweitens alle Bewohner erreichen.

Das ist keine einfache Aufgabe. Das Modell westlicher Städte taugt kaum als Vorbild, denn um deren Effizienz ist es nicht gut bestellt. Ihr Abwassermanagement verbraucht Unmengen an Frischwasser, ihre Verkehrsnetze sind gerade in Nordamerika viel zu sehr auf Autos ausgerichtet. Ärmeren Ländern fehlt es sowohl an Geld für diese Systeme als auch an natürlichen Ressourcen.

Jede Stadt muss ihre eigenen Lösungen finden. Jede muss sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln an die jeweilige Politik und Geographie anpassen. Zwei Dinge sind dabei wichtig: Kommunalverwaltungen brauchen klare eigene Zuständigkeiten und sie müssen auf ihre Bürger hören. Ohne politische Dezentralisierung können Kommunen weder Großprojekte umsetzen, noch eigene Fiskalplanung betreiben, noch ihre Einwohner bei der Planung mitreden lassen. Die Betroffenen wissen am besten, was sie brauchen, und nur wenn sie mitmachen, können Ideen funktionieren. Oft ist es wichtiger, dass Stadtverwaltungen die Selbsthilfefähigkeit ihrer Bürger stärken, als dass sie sich große neue Infrastrukturvorhaben ausdenken.

Außerdem sollten Städte sich untereinander austauschen. Viele haben bereits Ideen entwickelt, von denen sich andere inspirieren lassen können. Brasilien beispielsweise hat neue Wege zur Verkehrsanbindung gefunden – das Modell der Schnellbusse wird mittlerweile auch in Lagos und Delhi ­kopiert. Thailand hat flächendeckende Sanitärversorgung eingeführt. Und Vietnam hat gute Erfahrungen mit günstigen Sanierungsinitiativen von Bürgern gemacht. Solch kreative Lösungen sind wichtig für die Zukunft der Städte und ihrer Bewohner – und das werden UN-Schätzungen zufolge im Jahr 2050 schon zwei Drittel von uns Menschen sein.

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