Entwicklungsfinanzierung

Private Gläubiger, private Schuldner

Das Vertrauen internationaler Investoren in die Märkte der Schwellen- und Entwicklungsländer hält an. Immer mehr Firmen aus diesen Ländern nehmen auf den internationalen Kapitalmärkten Geld auf.

Nach Angaben der Weltbank flossen im vergangenen Jahr fast 647 Milliarden US-Dollar Privatkapital in die Entwicklungs- und Schwellenländer Asiens, Lateinamerikas und Afrikas – ein Plus von 17 Prozent gegenüber 2005. Solide Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent, stabile Preise für viele Rohstoffe und Vorkehrungen gegen Finanzkrisen sind laut Weltbank ursächlich für den guten Ruf, den viele aufstrebende Länder bei internationalen Anlegern derzeit haben. Dagegen war der öffentliche Kapitalstrom in die Entwicklungsländer – Zuschüsse und Kredite von bi- und multilateralen Gebern – im vergangenen Jahr erstmals negativ: Einige Länder zahlten ihre Schulden zurück, vor allem an den Internationalen Währungsfonds und an bilaterale Kreditgeber, so dass die Entwicklungsländer unterm Strich gut fünf Milliarden Dollar mehr an die Geber zurücküberwiesen, als sie von diesen neu erhielten. Das geht aus dem diesjährigen Weltbank-Bericht zur globalen Entwicklungsfinanzierung (Global Development Finance 2007) hervor.

Eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre sieht der Bericht darin, dass sich immer mehr Unternehmen aus Entwicklungs-, vor allem aber aus Schwellenländern auf den internationalen Finanzmärkten mit Kapital versorgen. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die jährliche Schuldenaufnahme (Kredite und Anleihen) von Unternehmen aus Asien, den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas, Lateinamerikas und Afrikas von 110 Milliarden Dollar auf über 332 Milliarden Dollar verdreifacht (siehe Grafik). Der Anteil, den Firmen in Privatbesitz daran haben, ist seit 2003 von gut 60 Prozent auf fast 80 Prozent gestiegen, der von Staatsunternehmen entsprechend gesunken. Das meiste Geld floss in den vergangenen Jahren in den Bankensektor, gefolgt von der Öl- und Gasindustrie und dem Telekommunikationssektor.

Insgesamt bewertet die Weltbank die zunehmende Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung als Fortschritt. Nicht zuletzt würden dadurch einheimische Ressourcen in den Entwicklungs- und Schwellenländern frei, die dort für andere wichtige Aufgaben wie ländliche Entwicklung und die Förderung der Kleinindustrie eingesetzt werden könnten. Allerdings sieht die Bank auch Risiken: Zum Beispiel setze die Kreditaufnahme in Fremdwährungen die Unternehmen der Gefahr von Kursschwankungen aus, die den Realwert der Schulden plötzlich erhöhen können. Für die Gläubiger in den reichen Ländern wiederum bestehe das Risiko, die Kreditwürdigkeit ihrer neuen Kunden falsch einzuschätzen und bei unvorhergesehenen Firmenzusammenbrüchen viel Geld zu verlieren. Nötig seien deshalb transparente Beziehungen zwischen beiden Seiten und eine effektive öffentliche Kontrolle sowohl in den Schuldner- als auch in den Gläubigerländern. (ell)

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