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Kampf gegen Polio trotz Boko Haram
Die Terrormiliz Boko Haram ist hier seit einigen Jahren aktiv; die Bevölkerung leidet unter Entführungen, Bomben und Gewalt. In Borno allein leben Schätzungen zufolge ein bis zwei Millionen Binnenvertriebene. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einer humanitären Krise in Nigerias Nordosten. Mangelernährung ist verbreitet, und der Anteil der Kinder, deren Wachstum beeinträchtigt ist, wird auf bis zu 30 Prozent geschätzt.
Die Übertragung des Poliovirus schien 2015 in Nigeria gestoppt worden zu sein. Da die Sicherheitslage in Nordosten besser geworden ist, sind aber nun mache Gegenden wieder zugänglich geworden, die wegen des Gewaltkonflikts nicht mehr erreichbar gewesen waren, und seit August wurden vier neue Fälle mit wildem Poliovirus gemeldet. Das ist ein herber Rückschlag im Kampf gegen die Krankheit.
Viele halten Polio heute für eine entfernte Gefahr aus vergangener Zeit. Die Salk-Impfung wurde 1954 eingeführt, und einige Jahre später gab es die Sabin-Schluckimpfung, die massenhaft verwendet werden konnte. Seit Indien 2014 für virusfrei erklärt werden konnte, gilt Polio nur noch in drei Ländern – darunter Nigeria – als endemisch.
Vor der aktuellen Krise hat es auch in Nigeria deutliche Fortschritte gegeben. 2012 wurden noch 122 Fälle gemeldet, 2014 nur noch sechs Fälle und 2015 gar keine mehr. Die neuen Fälle zeigen aber, dass weiterhin gehandelt werden muss.
Polio hat eine hohe Übertragungsrate, aber nur 0,5 Prozent der Betroffenen erleiden irreversible Lähmungen. Bei kleinen Kindern und Menschen mit schwachen Immunsystemen ist das Risiko besonders hoch.
eHA unterstützt die nigerianischen Behörden bei Datenerhebung und geographischer Analyse. Das Ziel der Immunisierungskampagne ist, jedes Kind unter fünf Jahren zu impfen und Herdenimmunität zu erreichen. Impfteams gehen in regelmäßigen Zeitintervallen von Haus zu Haus. Dafür müssen sie aber auch jedes Haus finden. Schlechte Straßen, migrantische Hirtengemeinschaften und hohe Geburtenraten machen es schwer, wirklich jedes Kind zu impfen.
eHA nutzt Satellitenbilder und betreibt Recherchen vor Ort. Mit Mobiltelefonen und Tabletcomputern ausgerüstete Mitarbeiter sammeln Felddaten, um den Kontext zu klären. Sie liefern Informationen und Geopositions-Daten mit Blick auf Ortsnamen, Gesundheitseinrichtungen und anderen relevanten Dingen. Die Impfteams nutzen die Landkarten, die so erstellt werden. Besonders schwierig ist es, die Binnenvertrieben zu erreichen. Jedes Kind braucht vier Impfungen, und das erweist sich als schwierig, wenn Familien fliehen müssen.
Nigeria hat schnell und entschlossen auf die neuen Poliomeldungen reagiert. Die Regierung ergreift neue Strategien, um sicherzustellen, dass alle Kinder geimpft werden. Trotz des Wütens von Boko Haram kommt Borno im Kampf gegen Polio voran – und wird dabei von der Global Polio Eradication Initiative unterstützt, zu der eHA und andere Partner gehören.
Anu Parvatiyar, eHealth Africa