Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Global Governance

Schleifen der Gewalt

Angesichts der hohen Kosten, die Konflikte verursachen, ist vorbeugendes Handeln der internationalen Staatengemeinschaft wichtig. Weltbank und UN riefen entsprechend 2018 in einem gemeinsamem Grundsatz­papier zu internationaler Kooperation in der Prävention von Konflikten auf. Diese würden immer komplexer und involvierten meist viele verschiedene Akteure.
Soldatinnen der UN-Mission in Cote d’Ivoire 2012. Esteves/picture-alliance/ZUMA Press Soldatinnen der UN-Mission in Cote d’Ivoire 2012.

„Pathways for Peace“, das gemeinsame Grundsatzdokument von Weltbank und UN, warnt, Gewalt zähle zu den größten Hindernissen auf dem Weg zu den 17 SDGs (Sus­tainable Development Goals – Ziele für nachhaltige Entwicklung). Nötig sei der Aufbau friedlicher Gesellschaften. Dies würde durch Herausforderungen wie den Klimawandel, ungenügende Cybersecurity und transnationale organisierte Kriminalität erschwert. Weltbank und UN weisen darauf hin, dass Bürgerkriege sehr teuer sind – und zwar nicht nur finanziell. Für die interna­tionale Staatengemeinschaft sei Gewaltvorbeugung eine kostengünstige Option.

Besonders einkommensschwache Länder sind von Gewalt betroffen, wie die Studie ausführt. Der derzeitige Trend lege nahe, dass 2030 über die Hälfte der ärmsten Menschen weltweit in Ländern mit einem hohen Maß an Gewalt leben werden. Der Report liefert mehrere Erklärungen dafür, dass Staaten scheitern und Gesellschaften lange in Gewalt feststecken. Ausgelöst werden Konflikte demnach durch:

  • ökonomische Krisen,
  • das Leid marginalisierter Bevölkerungsgruppen,
  • Veränderungen sozialer Normen,
  • Waffenlieferungen von außen oder
  • Regierungs- und Regimewechsel.

Den Autoren zufolge gibt es verschiede Arten von Bürgerkriegen – von revolutionären Bestrebungen bis hin zu ethnischen Konflikten mit genozidalen Erscheinungen. Wirtschaftskrisen seien nicht die Ursache von Konflikten, setzten aber sowohl politische Systeme als auch die betroffene Bevölkerung unter Druck. Das mache die Mobilisierung zu Gewalt wahrscheinlicher.

Seit 2010 kommt es der Studie zufolge zu stetig mehr Auseinandersetzungen innerhalb von Staaten. Nicht-staatliche Organisationen seien wichtig und mobilisierten nicht nur Extremisten, Militante und Rebellen, sondern auch Kriminelle, wie etwa Schleuser. Sie verbreiteten Ideologien und forderten ökonomische oder politische Ressourcen. Wut und Hass würden mit Sozialen Medien angefacht, und diese Plattformen dienten auch der Rekrutierung. Andererseits, so die Autoren, können dieselben Mittel auch für präventives Handeln genutzt werden.

Zwischenstaatliche Konflikte sind selten geworden, aber private Finanzierung mache innerstaatliche Konfliktdynamiken komplizierter, wie die Studie ausführt. Gewalt unterbreche Handelsrouten und somit die Zulieferung von Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Gütern. Rasante Inflation und Lebensmittelknappheit seien Folgen. Auch Nachbarländer würden beeinträchtigt.

Gewaltkonflikte, so das Weltbank-UN-Papier, lassen Länder wieder hinter bereits gemachte Entwicklungserfolge zurückfallen. Sie machten auch Epidemien wahrscheinlich und zerstörten gesellschaftliches Vertrauen – sowohl zwischen Bürgern als auch gegenüber Institutionen. Soziale Dienstleistungen würden in Konfliktländern oft nicht mehr erbracht.

Selbst nach dem Ende eines Konfliktes seien die Konsequenzen über Generationen hinweg zu spüren, warnen die Autoren. Als großes Problem bezeichnen sie auch, dass vermeintlich beigelegte Auseinandersetzungen wieder auflodern.

Prävention ist indessen leichter gefordert als wirkungsvoll verwirklicht. Weltbank und UN halten fest, Risiken müssten erkannt und richtig eingeschätzt werden. Nötig seien institutionelle Reformen, welche die Konfliktparteien mitgestalten müssten. Gelinge das gut, würden hohe Kosten für Militäreinsätze und Nothilfe vermieden. Die Staatengemeinschaft habe ein Interesse daran, fragile Staaten auf diese Weise zu stärken und könne Unterstützung leisten.

Viele Länder stünden unter großem Druck durch globale Veränderungen, Klimawandel und neue Technologien, heißt es in der Studie. Engpässe im Bildungs- und Gesundheitswesen seien besorgniserregend, nicht zuletzt, weil Perspektivlosigkeit aggressiv mache. Krisenprävention könne Gewaltkreisläufe aber unterbrechen – und dafür sei mehr Zusammenarbeit auf nationaler, regionaler und globaler Ebene sinnvoll.


LINK
United Nations, World Bank, 2018: Pathways for peace: inclusive approaches to preventing violent conflict.
https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/28337

Florian Gaisrucker war im vierten Quartal 2019 Praktikant in der E+Z/D+C Redaktion.
euz.editor@dandc.eu