Wissenschaft

Jobs für Jugendliche

Armut in Entwicklungsländern resultiert aus einem Mangel an bezahlter Arbeit. Es gilt, formelle Jobs zu schaffen und informelle Arbeit lukrativ zu gestalten. Über Beschäftigungsstrategien tauschten sich Forscher auf der PEGNet-Jahreskonferenz in Sambias Hauptstadt Lusaka aus.
Viele Unternehmer stecken in informeller Arbeit fest: Straßenverkäufer in Lusaka, Sambia. Balk Viele Unternehmer stecken in informeller Arbeit fest: Straßenverkäufer in Lusaka, Sambia.

Besonders schwer haben es oft junge Leute, eine bezahlte Arbeit zu finden. Dafür gibt es mannigfaltige Gründe – viele haben keinen Schulabschluss, Berufsausbildung gibt es kaum und Arbeitserfahrung haben Anfänger nun mal nicht. Das gilt beispielsweise auch für Sambia, eines der ärmsten Staaten im südlichen Afrika. Besonders im ländlichen Raum leiden viele Menschen unter Mangelernährung, was die Entwicklung und Lernfähigkeit der Kinder beeinträchtigt.  

Die Arbeitslosigkeit beträgt in Sam­bias Städten in der Altersgruppe 20 bis 24 Jahre über 40 Prozent bei Frauen und fast 36 Prozent bei Männern. Damit ist die Arbeitslosenrate bei jungen Leuten fünf Mal so hoch wie die bei Erwachsenen. Diese Daten erhoben Wissenschaftler des Zambia Institute for Policy Analysis and Research (ZIPAR) im Auftrag der Regierung.  

Während die Jugendarbeitslosigkeit in Städten laut den ZIPAR-Forschern „alarmierende Formen“ angenommen hat, scheinen die Zahlen im  ländlichen Raum nicht dramatisch zu sein. Der Schein trügt. Tatsächlich üben nämlich viele Jugendliche informelle Agrararbeit aus, für die sie kaum Geld bekommen.  

Die ZIPAR-Forscher haben untersucht, was Firmen daran hindert, junge Leute einzustellen. Sie befragten 92 sambische Unternehmen in verschiedenen Branchen. Die Hauptgründe sind demnach mangelnde Qualifikation und Arbeitserfahrung. Genannt wurden zudem geringe Arbeitsmoral, hohe Kosten für innerbetriebliches Training sowie zu hohe Steuern und Energiekosten.

ZIPAR rät der Regierung, auf die Bedürfnisse der Unternehmen einzugehen und schulische und berufliche Bildung zu stärken. Empfohlen wird auch Schulpflicht bis zur 12. Klasse, wobei keine Schulgebühren erhoben werden sollen. ZIPAR war Mitorganisator der Konferenz des Poverty Reduction, Equity and Growth Networks (PEGNet). Dieses wurde ursprünglich von deutschen Instituten lanciert. Seine Jahres­konferenzen werden vom Bundesministe­rium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) unterstützt.

In vielen Entwicklungsländern gibt es nicht genug Unternehmen, um allen jungen Leuten eine Jobperspektive zu verschaffen. Vielen bleibt nur der Weg in die Selbstständigkeit. Junge Entrepreneure stehen aber vor vielen Problemen – vor allem fehlen ihnen Kredite und Förderprogramme.

Deshalb hat Uganda 2011 den Youth Venture Capital Fund (UYVCF) geschaffen. Ein Forscherteam um Gemma Ahaibwe vom Economic Policy Research Centre (EPRC) in Kampala hat die Arbeit des Fonds untersucht.  Dieser verlangt beispielsweise für Kleinkredite günstigere Zinsen, als sie der Markt anbietet (15 Prozent statt 23 Prozent). Das Geld bekommen 18- bis 35-Jährige unter bestimmten Bedingungen. Andererseits kam mehr als ein Drittel des Fondskapitals der Stadtverwaltung von Kampala zugute, die Märkte anlegen sollte, damit Jungunternehmer ihre Produkte verkaufen können.  

Obwohl der UYVCF landesweit ausgelegt war, nutzten ihn laut Ahaibwe aber hauptsächlich Firmen im Großraum Kampala. Es handele sich zudem um eher ältere (26 bis 35 Jahre) als jüngere Jugendliche. Das liege daran, dass Ältere eher solide Geschäftsideen hätten und die Vergabekriterien erfüllten.

Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass die neuen Kleinbetriebe zwar eine Existenzgrundlage für ihre Gründer bieten, aber kaum zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, wie ursprünglich erhofft wurde. Obwohl der UYVCF seine Ziele also nicht vollständig erfüllt hat, bewertet ihn die Studie positiv. Die Mischung aus finanziellen und nichtfinanziellen Fördermitteln sei sinnvoll.   

Im südlichen Afrika versuchen Unternehmer zunehmend auch in Agrarre­gionen nichtlandwirtschaftliche Betriebe zu starten. In manchen Gegenden machen diese Firmen laut Weltbankstatistiken bereits die Hälfte der formal registrierten Unternehmen aus.

Paula Nagler von der United Nations University in Maastricht untersucht die Altersstruktur der Belegschaften in ländlichen Gegenden von sechs Ländern. Sie fand heraus, dass junge Erwachsene seltener Unternehmen gründen und weniger Einkommen daraus erwirtschaften als ältere Selbstständige. Betriebe von Jungen weisen demnach auch eine geringere Produktivität auf. Nagler meint, Fördermaßnahmen müssten auf Jungunternehmer besonders zugeschnitten werden.


Panafrikanische Perspektive

Einen umfassenden Blick auf die Wirtschaft des afrikanischen Kontinents liefert der aktuelle African Economic  Outlook, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen mit dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) herausgibt. Henri-Bernard Solignac-Lecomte von der OECD ist aufgrund der Daten zuversichtlich, dass Afrika einen Entwicklungsdurchbruch erreichen kann. Die Wirtschaft des Kontinents sei robust und könne Erschütterungen standhalten.  

Der Bericht stellt für 2014 ein afrikaweites Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent und sogar fünf bis sechs Prozent im kommenden Jahr in Aussicht. Das Wachstum basiere auf inländischer Nachfrage,  zunehmend besserer Infrastruktur sowie wachsendem Außenhandel. Allerdings könnten afrikanische Unternehmen noch mehr an regionalen und globalen Wertschöpfungsketten teilhaben. Afrika müsse seine Märkte weiter diversifizieren, einheimische Ressourcen mobilisieren und Investitionen in Infrastruktur vorantreiben. Rohstoffe dominierten afrikanische Exporte noch zu sehr.  

OECD-Experte Solignac-Lecomte sagte auf der PEGNet-Konferenz, Afrika könne der Rohstoff-Falle entkommen. Dafür müsse in neue Branchen investiert werden. Das sei möglich, wenn Regierungen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Schulische und berufliche Bildung seien in diesem Zusammenhang entscheidend.
 

Sabine Balk


PEGNet Konferenz 2014:
http://www.pegnet.ifw-kiel.de/event/conferences/conference2014/program-2014
African Economic Outlook 2014:
http://www.africaneconomicoutlook.org