SDGs
Kein Grund zum Ausruhen
Der Ende Juni veröffentlichte Sustainable Development Report 2020 wurde von Jeffrey Sachs, einem Expertenteam aus dem Sustainable Development Solutions Network (SDSN), sowie der Bertelsmann-Stiftung verfasst. Er gibt einen Überblick über die weltweiten Bemühungen zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeits-Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals – SDGs). Der Bericht berücksichtigt auch, wie Covid-19 den SDG-Prozess beeinträchtigt hat. Am stärksten betroffen sind die ärmsten Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, ältere und behinderte Menschen, Migranten und Flüchtlinge.
SDG 13 zum Klimaschutz ist das einzige Ziel, das Pakistan in diesem Jahr erreicht hat. Regierung, Zivilgesellschaft und Umweltschützer freuen sich darüber. Das bedeutet aber nicht, dass der Klimawandel Pakistan nicht mehr schadet, und auch nicht, dass das Land genug getan hat, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Guillaume Lafortune vom SDSN erklärt: „Pakistan hat das Klimaziel erreicht, da seine energiebezogenen Emissionen unter zwei Tonnen pro Kopf liegen.“ Der Trend ist jedoch steigend. Wenn Pakistan so weitermacht, warnt Lafortune, sei es nicht in der Lage, innerhalb dieser „grünen Zone“ zu bleiben. Er drängt das Land, das Wirtschaftswachstum von negativen Umweltauswirkungen abzukoppeln.
Lafortune macht darauf aufmerksam, dass Pakistan bei der Erreichung des SDG 7 über bezahlbare und saubere Energie im Rückstand ist. Er fordert die Regierung auf, keine weiteren Investitionen in Kohlekraftwerke zu tätigen. Außerdem sollte sie die Subventionen für Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern, einstellen. Lafortune will, dass die Regierung „die Bemühungen um einen universellen Zugang zu sauberer Energie fortsetzt“.
Adil Najam von der Universität Boston stimmt zu, dass der Erfolg zum SDG 13 kein Grund ist, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Er betrachtet die SDGs als Meilensteine, aber nicht als Endziele: „Sie sind die Mindestziele, die jedes Land erreichen und dann daran arbeiten muss, sie zu übertreffen.“ Najam hält es für besonders wichtig, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Seiner Ansicht nach sollte die Regierung alle geplanten Projekte für fossile Brennstoffe auf Eis legen.
Laut Najam ist Pakistan auf globaler Ebene aber kaum von Bedeutung. Das Land ist für weniger als ein Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. „Um wirklich etwas zu bewirken, müssen die größten Verschmutzer – insbesondere die USA, China, Indien und andere Industrienationen – ihre Emissionen senken“, sagt er.
Malik Amin Aslam Khan ist ein Berater von Premierminister Imran Khan zum Thema Klimawandel. Er sagt, dass Pakistan „bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl für sich selbst als auch für die Welt den CO2-Ausstoß reduzieren können“, obwohl Pakistan kein Hauptverursacher von Emissionen ist. In diesem Sinne stärkt der Erfolg von SDG 13 „nur unsere Rolle als verantwortungsbewusster globaler Staat“. Khan sagt, die Regierung habe sich für Wasserkraftprojekte entschieden, um zwei Kohlekraftwerke zu ersetzen, die auf Importkohle angewiesen gewesen wären und für eine Finanzierung im Rahmen des Wirtschaftskorridors China-Pakistan (CPEC) genehmigt wurden.
Khan bestätigt, dass Pakistan mit dem Klimawandel zu kämpfen hat. „Wir müssen weiterhin Anpassungsmaßnahmen ergreifen“, sagt er. Dazu gehören Themen wie Ausbrüche von Gletscherseen (siehe meinen Aufsatz im Schwerpunkt des E+Z/D+C e-Paper 2020/06), bessere Hochwasservorhersage, das Erfassen von Risikogebieten, Frühwarnsysteme und eine klimafreundliche Landwirtschaft.
Der aktuelle Sustainable Development Report ermutigt Pakistan weiter, in die richtige Richtung zu gehen. Er ist kein Freibrief dafür, den Kampf gegen den Klimawandel einzustellen. Die Regierung muss rasch handeln, um ihre Bevölkerung zu schützen.
Quelle
Sachs, J., et al., 2020: The Sustainable Development Goals and COVID-19. Sustainable Development Report 2020. Cambridge University Press.
https://www.sdgindex.org/
Syed Muhammad Abubakar ist Umweltjournalist in Pakistan.
s.m.abubakar@hotmail.com
Twitter: @SyedMAbubakar