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Teenager

Frühe Schwangerschaften verhindern

Schwangerschaften im Teenageralter sind ein Problem in vielen Ländern mit niedrigem Einkommen. Nach UN-Angaben sind Lateinamerika und die Karibik nach Subsahara-Afrika die Regionen mit dem höchsten Anteil an jugendlichen Müttern – 18 Prozent sind bei der ersten Geburt jünger als 19 Jahre. Mexiko zeigt, dass Bildung, insbesondere Sexualerziehung, hilft.
„Mutter sein ist kein Kinderspiel“ – Mexikanisches Plakat 2014. picture-alliance/AP/Rebecca Blackwell „Mutter sein ist kein Kinderspiel“ – Mexikanisches Plakat 2014.

Wenn Teenager bereits Mütter werden, ist ihr Risiko, arm zu werden oder zu bleiben, sehr hoch. Junge Mütter brechen meist die Schule ab, was ihre Arbeitsperspektiven verschlechtert. Frühschwangerschaften wirken sich außerdem negativ auf die Gesundheit und Entwicklung der Mütter aus. Studien haben gezeigt, dass jugendliche Mütter, die jünger als 15 Jahre sind, viermal häufiger von Müttersterblichkeit betroffen sind und ein höheres Risiko für Komplikationen wie Anämie, Bluthochdruck und Frühgeburten haben.

Mexiko hat die höchste Geburtenrate bei Jugendlichen unter den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development – OECD), eines Zusammenschlusses von 38 Ländern mit meist hohen Einkommen. Die Gesamtzahl der jugendlichen Mütter unter 20 Jahren geht zwar seit 2007 zurück, ihr Anteil ist mit 15,1 Prozent an der Gesamtzahl der 2020 in Mexiko registrierten Geburten laut dem Barcelona Institute for Global Health aber immer noch hoch. Mit dieser Zahl erreichte die Geburtenrate der mexikanischen Frauen unter 20 Jahren zwar ihren niedrigsten Stand seit 2007. Doch die Covid-19-Pandemie hat die Situation wieder verschlechtert. Der Nationale Bevölkerungsrat in Mexiko schätzt, dass die Zahl der ungewollten Teenagerschwangerschaften um 30 Prozent gestiegen ist.

Die Gründe für Teenagerschwangerschaften sind vielfältig. Dazu zählen Kinderheirat und frühe Eheschließungen als Folge von Armut, geschlechtsspezifische Ungleichheiten und schädliche Traditionen. Auch Gewalt und sexueller Missbrauch führen zu Teenagerschwangerschaften. Hinzu kommen Faktoren wie ein begrenzter Zugang zu umfassender Sexualerziehung und sexuellen Gesundheitsdiensten sowie mangelndes Wissen über Verhütungsmethoden und deren Anwendung.

Regionale Diskrepanzen

Die Häufigkeit von Teenagerschwangerschaften ist innerhalb Mexikos sehr unterschiedlich, wobei in den ärmsten Bundesstaaten Guerrero und Chiapas die Rate an Frühschwangerschaften besonders hoch ist. In Chiapas gibt es beispielsweise generationenübergreifende und kulturelle Traditionen, die die Familienplanung einschränken, da die Religion Verhütungsmitteln ablehnend gegenübersteht und die Geschlechterrollen den Männern in dieser Frage die Entscheidungsgewalt überlassen.

Es ist Aufgabe des Staates, diese Mechanismen zu identifizieren und zu verstehen, um wirksame Maßnahmen dagegen ergreifen zu können. 2018 ließ die mexikanische Regierung Daten zur nationalen Gesundheit und Ernährung erheben. Demzufolge beginnen 23 Prozent der Jugendlichen ihr Sexualleben im Alter zwischen 12 und 19 Jahren. Davon haben 15 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen bei ihrem ersten sexuellen Kontakt nicht verhütet. In Mexiko weiß ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung über Verhütungsmethoden Bescheid, bei der Anwendung gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen.

Die Erhebung zeigt ebenfalls, dass sexuell aktive Frauen zwischen 15 und 49 Jahren zu 75 Prozent Verhütungsmittel nutzen, während die entsprechende Rate bei Frauen, die eine indigene Sprache sprechen, nur 64 Prozent und bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren nur 60 Prozent beträgt.

Der staatliche Schutz der sexuellen und reproduktiven Rechte ist in Mexiko begrenzt und ungleich verteilt. Der Zugang zu Verhütungsmitteln und Sexualerziehung hängt von Faktoren wie Alter, Herkunftsort und sozioökonomischem Status ab. So gibt es beispielsweise verarmte, isolierte und schwer zugängliche Gemeinden in ländlichen Gebieten wie Chiapas, Puebla, Tabasco oder Michoacán. Dort mangelt es an Verhütungsmitteln und dem Zugang zu Gesundheitsdiensten.

Nationale Strategie

Die mexikanische Regierung ist sich des Problems bewusst und hat 2015 eine „nationale Strategie zur Verhütung von Teenagerschwangerschaften“ ins Leben gerufen. Diese setzt auf einen mentalen Wandel, der durch die Förderung der sexuellen und reproduktiven Rechte von Mädchen, Jungen und Heranwachsenden erzielt werden soll. Der Schwerpunkt liegt auf dem Selbstbestimmungsrecht von Mädchen, denen bewusst gemacht werden soll, dass Gewalt in Beziehungen nichts zu suchen hat und dass sie auch Nein zu sexuellen Avancen sagen dürfen. Auch Jungen werden avisiert. Ihnen soll ein Bild positiver Männlichkeiten vermittelt werden, um Gewalt in Beziehungen und brutale Sexualpraktiken zu verhindern.

Der Nationale Rat für die Bewertung der Politik der sozialen Entwicklung (CONEVAL), eine dezentralisierte öffentliche Einrichtung der Bundesverwaltung, führte während der Covid-19-Pandemie eine Studie durch, um zu erfahren, wie die jugendliche Bevölkerung Zugang zu den Dienstleistungen sexueller und reproduktiver Gesundheit hat. Die Studie fand große regionale Unterschiede in Bezug auf die Verfügbarkeit von Räumen, Ausstattung und Material für die Erbringung von Dienstleistungen.

Positiv zu vermerken ist, dass mehr als 80 Prozent der Jugendlichen angaben, dass ihre Schulen vor Ort Informationen über sexuelle und reproduktive Gesundheit anbieten und dass die Schulen das beste Mittel zur Verbreitung sind. 60 Prozent gaben an, dass sie über Materialien verfügen, die es ihnen ermöglichen, ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu verstehen, und fast 85 Prozent gaben an, dass Schulbücher Informationen zu diesen Themen enthalten.

Sexualerziehung ist ein grundlegendes Instrument, das nicht nur ungewollte Schwangerschaften bei Jugendlichen und jungen Menschen verhindert, sondern auch Gewalt und sexuellen Missbrauch. Wissen, Selbstbestimmung und Selbstfürsorge ermöglichen es Mädchen, Themen wie reproduktive Gesundheit, den Menstruationszyklus und die Verwendung von Verhütungsmitteln anzusprechen. Je besser Kinder und Jugendliche informiert sind, desto eher sind sie in der Lage, sexuellem Missbrauch vorzubeugen und ihn aufzudecken sowie den Beginn sexueller Beziehungen hinauszuzögern.

Sexualaufklärung ist eine Aufgabe, der sich Länder weltweit stellen müssen. Lateinamerika und besonders Mexiko haben unbestreitbar Fortschritte bei der Gewährleistung sexueller und reproduktiver Rechte sowie bei der Förderung der Gleichstellung gemacht.

Legalisierte Abtreibung

In Mexiko müssen gemäß Artikel 3 der Verfassung Schul- und Studiencurricula eine geschlechtsspezifische Perspektive einnehmen und sexuelle und reproduktive Aufklärung enthalten.

Der Oberste Gerichtshof hat 2021 die Abtreibung entkriminalisiert und ihre Kriminalisierung für verfassungswidrig erklärt. In jüngster Zeit haben eine Reihe von Bundesstaaten die Abtreibung legalisiert, und zwar 9 Staaten, von denen 4 den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft unabhängig vom Grund erlauben: Mexico Stadt, Oaxaca, Hidalgo und Veracruz. Mehr denn je ist es wichtig, dass die Sexualerziehung über das Recht auf einen legalen Schwangerschaftsabbruch informiert und dass die Jugendlichen wissen, dass die Gesetze mehrerer Bundesstaaten ihnen das Recht einräumen, selbst über ihren Körper zu entscheiden.

Der Weg zur Gewährleistung und zum Schutz der sexuellen und reproduktiven Rechte ist jedoch noch lang. Es gibt immer noch kulturelle Hindernisse und ideologische Strömungen, die diese Rechte einschränken wollen. Ein aktuelles Beispiel ist eine Eltern-Initiative aus dem Jahr 2020.

Diese Initiative schlägt vor, im Unterricht Inhalte zu verbieten, die den ethischen, religiösen oder moralischen Überzeugungen der Eltern zuwiderlaufen, insbesondere zu Themen wie Vielfalt, Inklusion, Geschlechterperspektive sowie Sexual- und Reproduktionsaufklärung. Würde dies umgesetzt, würden die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf ein gewaltfreies Leben und eine gesunde Sexualität definitiv eingeschränkt.

Die Kampagne wurde in fünf Bundesstaaten vorgeschlagen und zunächst im Bildungsgesetz des Bundesstaates Aguascalientes genehmigt. Eine Gruppe von Akteuren der Zivilgesellschaft sowie das „National System for the Protection of Children and Adolescents“ hatten jedoch gefordert, dass die genannte Verordnung dort zurückgezogen und entfernt werden muss und nicht von anderen Staaten genehmigt werden darf. Bislang hat der Oberste Gerichtshof die Elterninitiative zur Einschränkung der Erziehung nicht angenommen, und ein Bundesrichter hat sogar ihre Aussetzung angeordnet.

Pamela Cruz ist Koordinatorin bei Comunalia, einem Netzwerk von Bürgerstiftungen in Mexiko, und strategische Beraterin bei MY World Mexico.
pamela.cruzm@gmail.com

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