Wichtige Alltagserfahrungen

Chris Alden: China in Africa
Zed Books, London/New York, 2007,
157 Seiten, ISBN 978-1-84277-864-7

In den vergangenen Jahren hat die Präsenz Chinas in Afrika zugenommen. Vor zehn Jahren noch kaum zu sehen, gehören chinesische Unternehmen, Einzelhändler und einfache Arbeiter heute zum Alltag. In Nigeria boomen Chinesischkurse, und immer mehr chinesische Arbeiter und Händler wandern zu.

Chris Alden, Dozent an der London School of Economics, erforscht asiatisch-afrikanische Beziehungen seit mehr als 15 Jahren. In seinem Buch beleuchtet er die Rolle Chinas und seiner Außenpolitik. Offensichtlich profitiert China von Afrika: Es hat Zugang zu Ressourcen, die es für die eigene Wirtschaft braucht, und Zugang zu relativ offenen Märkten.

Chinas Interesse am schwarzen Kontinent könnte kaum eindeutiger sein: Es geht um Ressourcen und Handelsvorteile. Dafür lassen Investoren Regierungsgebäude, Straßen und Krankenhäuser errichten – von chinesischen Arbeitern allerdings, nicht von afrikanischen. Strukturaufbau, Politik oder interne Probleme der afrikanischen Partner interessieren China wenig, räumt Alden ein. Auch Menschenrechte oder faire Arbeitsverhältnisse nicht – weder daheim noch in Afrika.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Chinas Rolle zu interpretieren. Will das Land eine langfristige Partnerschaft, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen und zugleich Afrikas Entwicklung zu unterstützen? Oder schielt es kurzfristig nach den Ressourcen und untergräbt dabei Entwicklung? Oder will es Macht über Afrika gewinnen und die Rolle des Westens einnehmen? Alden diskutiert all dies, ohne sich auf eine vereinfachende Variante festzulegen.

Alden beleuchtet neben der chinesischen auch die afrikanische Seite. Warum spielen die afrikanischen Regierungen so bereitwillig mit? Was bringt ihnen diese Partnerschaft? Vor allem die un­konditionierte chinesische Politik – im Gegensatz zur westlichen, die stets Auflagen macht – ist für afrikanische Staatsoberhäupter attraktiv. Sie gewinnen zusätzlichen Spielraum. Obendrein gibt es keine historische Last aus der Kolonialzeit. Viele Afrikaner haben auch noch Chinas schlechte Zeiten vor Augen und begeistern sich für dessen rapiden Aufstieg. Das Beispiel motiviert. Indessen registriert Alden in der Bevölkerung und bei Oppositionsparteien auch Skepsis.

Am Ende aber spielt sich Entscheidendes jenseits der großen Politik ab, im Alltag von Millionen Afrikanern, die dank chinesischer Billigimporte erstmals neue Kleidung, Schuhe oder Radios kaufen können. Das – meint der Autor – beschleunigt Afrikas Entwicklung auf jeden Fall. (eli)