Aufforstung
Waldbestand für eine nachhaltige Zukunft wiederherstellen
Als Sosten Chiotha in den 1970ern studierte, war der Wald im Zomba-Naturreservat nahe seiner Universität üppig und gesund. „Als Student der Naturwissenschaften besuchte ich den Berg regelmäßig für wissenschaftliche Beobachtungen,“ erinnert sich Chiotha, heute Regionaldirektor für das südliche und östliche Afrika bei Leadership for Environment and Development (LEAD), einer Nichtregierungsorganisation mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Entwicklung.
Heute ist der einst gesunde Wald am Verdorren. Leider trifft das auf alle Wälder des Landes zu. Laut dem Datenportal Index Mundi bedeckten Wälder vor 32 Jahren 41 Prozent der Landmasse. 2015 lag der Anteil nur noch bei 33 Prozent. Seitdem hat sich die Lage weiter verschlechtert.
Der Verlust von Waldflächen hat mehrere Ursachen. Weil die Bevölkerung wächst, wandeln Gemeinden natürliche Flächen in landwirtschaftliche Nutzflächen um, bauen Häuser und Straßen. Gleichzeitig sind viele Malawier auf Brennholz und Holzkohle als Energieträger angewiesen, was die Wälder weiter dezimiert.
Entwaldung hat beunruhigende Konsequenzen. Wenn Bäume gefällt werden, kann der Boden um sie herum weniger Wasser aufnehmen. Regenwasser fließt schnell ab, anstatt im Boden zu versickern. Dadurch schwinden die Grundwasservorräte. Weitere Folgen sind Überschwemmungen, Bodenerosion und mehr Treibhausgasemissionen.
Die Regierung sollte Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme ergreifen, meint Chiotha. Seiner Ansicht nach ist ein wirksames Programm zum Bodenerhalt und zur Aufforstung nötig. Vorteile der Wiederaufforstung sind die Stärkung der Artenvielfalt und eine bessere Anpassung an den Klimawandel.
Ein Schritt in diese Richtung ist die Zusammenarbeit von LEAD mit Gemeindegruppen bei der Rückgewinnung ehemaliger Waldflächen nahe Zomba, einer Stadt im Südosten Malawis. Östlich der Stadt, in Sadzi in der Nähe des Chilwa-Sees, liegt ein Hügel mit mittlerweile 67 Hektar degradierter Landfläche. In der Gegend kommt es aufgrund der Abholzung immer wieder zu Überschwemmungen und Schlammlawinen.
LEAD und seine Partner pflanzen in Sadzi Bäume, um Überschwemmungen einzudämmen und die Grundwasserversorgung wiederherzustellen. „Es ist uns gelungen, Bauprojekte und Landwirtschaft in der Gegend zu verbieten,“ sagt Chiotha. „Wir haben die Erosion verringert, den Grundwasserspiegel wiederaufgefüllt und die Pflanzen- und Artenvielfalt erhöht.“ (Siehe dazu auch meinen Artikel über Biodiversität auf www.dandc.eu).
Durch die Maßnahmen in Sadzi gibt es dort bereits weniger Überschwemmungen, sagt Chiotha. „Als wir 2013 begannen, lag die Vegetationsdecke unter 20 Prozent und jetzt hat sie sich fast verdoppelt.“ Wenn die neu gepflanzten Bäume in Sadzi wachsen, werden die Emissionen in der Region Zomba sinken, prognostiziert er. Dieser Ansatz kann auch anderswo genutzt werden, auch in Städten, glaubt Chiotha. Wichtig sei es, lokale Gemeindegruppen einzubinden.
Der Aufbau solcher Zusammenarbeit ist nicht einfach. Gemeinden befürchten, die Aufforstung könnte eine andere Landnutzung blockieren. Menschen, die bereits Häuser auf Grünflächen in Städten wie Zomba und Blantyre gebaut haben, lehnen die Aufforstung ab, sagt Chiotha. „Es ist sehr schwierig, ihnen klarzumachen, dass die Flächen Schutz- und nicht Siedlungsgebiete sein sollten.“
Letztlich ist kurzfristiges Denken das größte Hindernis, da sich die Gemeinden auf unmittelbare Probleme konzentrieren statt auf den langfristigen Schutz der Umwelt und der Lebensgrundlagen, meint Chiotha. „Die Regierung sollte für die nächsten 15 bis 20 Jahre Programme auflegen, um neue Wälder zu schaffen, wo es bisher keine gab, und Bäume auf gerodeten Böden pflanzen,“ sagt er. „Nichtregierungsorganisationen und der Privatsektor sollten zu diesen Maßnahmen beitragen können. Dann werden wir eine Veränderung im Land sehen.“
Rabson Kondowe ist Journalist in Blantyre, Malawi.
kondowerabie@gmail.com