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SDG2 – den Hunger beenden – verdient höchste Priorität

Ending hunger is the UN’s second Sustainable Development Goal (SDG). It is supposed to be achieved by 2030, but currently seems to be slipping out of reach.
Die orange Süßkartoffel ist in Ostafrika beliebt. Die orange Süßkartoffel ist in Ostafrika beliebt.

Das Ende des Hungers bis 2030 ist das zweite UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG – Sustainable Development Goal). Es scheint derzeit außer Reichweite zu geraten. Während Corona-Lockdowns litt die Ernährungssicherheit vielerorts, und der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Probleme verschärft. Rohstoffhandel an Börsen soll Preisschwankungen lindern, aber unerwartete Schocks können – wie jetzt erlebt – Höchstkurse verursachen. Die Zahl derer, die humanitäre Hilfe brauchen, wächst, und selbst in Ländern mit hohen Einkommen brauchen immer mehr Menschen karitative Tafeln.

Bisher produziert die Weltgemeinschaft eigentlich genug Lebensmittel, aber sie werden nicht gut verteilt. Viele arme Menschen können sich nicht kaufen, was sie brauchen. Inflation verschärft solche Nöte jetzt. Obendrein versagt die Versorgung oft in Kriegsgebieten, wie etwa dem Jemen. Mittelfristig wird die Landwirtschaft aber wohlmöglich nicht einmal mehr theoretisch genug Nahrung produzieren. Dazu können wachsende Umweltprobleme sowie das Wachstum der Weltbevölkerung führen. Das aktuelle System muss überholt werden.

SDG2 verdient also höchste Priorität. Auch wenn es paradox erscheint, muss die Politik sich auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft in abgelegenen Gebieten benachteiligter Weltregionen konzentrieren. Von ihr hängt die globale Ernährungssicherheit ab. Der erste Grund ist, dass agrarische Gemeinschaften dort besonders arm und von Mangel bedroht sind - meist ohne staatliche Förderung, gute Infrastruktur oder soziale Sicherung. Ihre Los muss sich bessern.Ihr Los muss sich bessern, wenn der Hunger besiegt werden soll.

Der zweite Grund ist weniger bekannt: Trotz ihrer Armut hüten diese Gemeinschaften unverzichtbare Ressourcen. Über die Jahrhunderte haben ihre Praktiken Landschaften mit stabilen Ökosystemen geschaffen, deren Kollaps zu zusätzlichen Umweltschäden führen würde. Sie haben auch Pflanzen und Tiere gezüchtet, die an das jeweilige Ökosystem gut angepasst sind. Dieses Erbe darf nicht verloren gehen, denn kommerzielle Firmen nutzen diese genetischen Ressourcen zur Züchtung von Hochertragssorten. Da die biologische Evolution nie anhält, müssen Nutzpflanzen weiter angebaut werden, um ihre Eigenschaften nicht zu verlieren. Sich nur auf Genbanken zu verlassen ist riskant.

Derweil verdrängt die industrielle Großlandwirtschaft die kleinbäuerliche Landschaft. Sie dominiert auf destruktive Weise die Landnutzung (siehe Chimezie Anajama auf www.dandc.eu).

Die großen Höfe produzieren billigere, aber weniger vielfältige Rohstoffe. Kostengünstige, verarbeitete Lebensmittel, die in Städten beliebt sind, enthalten meist viel Fett, Zucker und Salz, aber wenig Proteine und Vitamine. Traditionelle Dorfdiäten sind dagegen recht abwechslungsreich und gesund – mit verschiedenen Arten von Obst und Gemüse, Getreide, Fleisch und Fisch. Allerdings wächst die Bevölkerung, und die Kleinbetriebe produzieren oft nicht mehr genug. Ihre Produktivität muss ökologisch gesteigert werden, wozu Forschung beitragen muss (siehe Hildegard Lingnau auf www.dandc.eu).

Derweil muss die Großlandwirtschaft umweltverträglich werden. Dafür darf aber nicht einfach die Nutzung von Dünger und Pestiziden plötzlich gestoppt werden, wie das kürzlich in Sri Lanka probiert wurde, als dem Rajapaksa-Regime die Devisen für Importe ausgingen. Das führte zu schmerzhaften Produktionseinbußen, aber nicht zu nachhaltigem Wandel.

Die Fachwelt diskutiert all das seit langem. Die aktuelle Krise ist Anlass, umzusteuern. Mit dem nötigen politischen Willen ist das SDG2 erreichbar. Andernfalls eskalieren große Probleme weiter.


Hans Dembowski ist Chefredakteur von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit /D+C Development and Cooperation.
euz.editor@dandc.eu