Unsere Sicht

Lehren der Pandemie

Die Corona-Pandemie war ein nie dagewesener, weltweiter Notstand, den vorher kaum jemand kaum für möglich gehalten hätte. Nur einige weitsichtige Wissenschaftler warnten schon früher, dass Zoonosen – Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden – zunehmen und sich für die Menschheit gefährliche Viren entwickeln können.
Verkauf von Schutzausrüstung in Bangladesch, 2020. Verkauf von Schutzausrüstung in Bangladesch, 2020.

Doch Menschen neigen dazu, bei solch düsteren Vorhersagungen – selbst wenn sie wissenschaftlich belegt sind – den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass es schon nicht so schlimm kommen möge. Sehr ähnlich verhält es sich mit den Folgen der Erderhitzung. Die Klimakrise würde ähnlich drastische Maßnahmen wie die Corona-Pandemie erfordern, doch bislang traut sich weltweit kaum eine Regierung, sie umzusetzen.

Klimawandel und Corona hängen obendrein in mehrfacher Hinsicht zusammen. Die globale Erhitzung erhöht die Wahrscheinlichkeit von Zoonosen (siehe meinen Beitrag auf dandc.eu). Die Veränderung lokaler klimatischer Bedingungen und Lebensräume zwingt viele Arten, in neue Gebiete auszuwandern. Damit schleppen sie auch Krankheiten mit, die in Kontakt mit heimischen Tieren und Menschen wiederum zu neuen Erregern mutieren können.

Ein anderer Aspekt ist, dass die Hoffnung bestand, Corona-bedingte Mobilitätseinschränkungen könnten sich als klimaschützend erweisen und vielleicht sogar ein Umdenken in Bezug auf Reisen bewirken. Die Bilanz im dritten Pandemiejahr ist ernüchternd. Der kurze Einbruch bei CO2-Emissionen und Energieverbrauch während der Lockdowns wirkte sich auf die Klimabilanz so gut wie nicht aus. 

Vertane Chance

Deprimierend ist auch, dass die vielen Milliarden Euro schweren Konjunkturprogramme zur Rettung der Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch kaum dazu genutzt wurden, um ökologisch umzusteuern. Die Politik hätte erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität oder energetische Sanierungsprogramme viel stärker fördern müssen. Laut wissenschaftlichen Analysen des Global Recovery Observatory wirkten sich nur drei Prozent der Konjunkturmaßnahmen postivi aus natürliche Ressourcen aus, aber 17 Prozent negativ. In Bezug auf die CO2-Emissionen halten sich positive und negative Auswirkungen knapp die Waage. Es wurde also eine wichtige Chance vertan, stärker in den dringend nötigen ökologischen Umbau der Wirtschaft zu investieren.

Klar ist indessen, dass Länder umso besser mit Corona zurecht gekommen sind, je stärker ihre Infrastruktur war. Das schließt Gesundheits- und Bildungswesen sowie diverse soziale Dienste mit ein

Nun scheint die Corona-Krise in den meisten Ländern überstanden. Dank flächendeckender Impfungen geht die Zahl der Infizierten und – viel wichtiger – die der Todesfälle und schwer Erkrankten weltweit zurück. Manche Politiker, etwa US-Präsident Joe Biden, erklären die Pandemie sogar schon für beendet. Hoffentlich ist das kein Irrtum, denn zumindest theoretisch könnten neue Mutationen doch noch großes Unheil anrichten. 

Die Pandemie hat gezeigt, dass Vorbereitung nötig und entschlossenes Handeln möglich sind. Die internationale Koordination ließ aber zu wünschen übrig. Diese Lehren muss die internationale Staatengemeinschaft mit Blick auf den Klimawandel beherzigen. Das globale Gemeinwohl ist wichtiger als nationalistische Machtansprüche. Weil Russlands Krieg in der Ukraine die Probleme nur verschärft, ist er ein Angriff auf die gesamte Menschheit (siehe Hans Dembowski auf www.dandc.eu). 


Sabine Balk ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit / D+C Development and Cooperation.
euz.editor@dandc.eu