Natürliche Ressourcen
Illegale Fischerei gefährdet Kenias Wirtschaft und Umwelt

Kenia verfügt über ausgedehnte Binnengewässer und einen üppigen Küstenstreifen entlang des Indischen Ozeans. Die Fische in diesen Gewässern sind sowohl auf dem heimischen als auch auf dem internationalen Markt gefragt – doch der Anstieg der illegalen Fischerei gefährdet die Nachhaltigkeit der Fischereiindustrie.
Illegale Fischerei liegt vor, wenn einheimische oder ausländische Schiffe in den Gewässern eines Landes ohne offizielle Genehmigung oder unter Verstoß gegen geltende Gesetze und Vorschriften aktiv sind. Laut dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) gehen die Auswirkungen der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten (IUU) Fischerei über finanzielle Verluste hinaus. Sie trägt auch zur Überfischung, zur Zerstörung von Meereslebensräumen und zum Verlust der Artenvielfalt bei.
Wirtschaftliche Verluste und Gesundheitsrisiken
Seit Generationen ist die Bevölkerung rund um den Victoriasee und entlang der kenianischen Küste auf die Fischerei als wichtigste Einkommens- und Nahrungsquelle angewiesen. Mit der Verschärfung der staatlichen Vorschriften und Kontrollen fühlen sich einige Fischer*innen in ihren traditionellen Fangmethoden eingeschränkt. Es muss deshalb mehr getan werden, um die Öffentlichkeit für die Gefahren der IUU-Fischerei zu sensibilisieren – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung.
Expert*innen warnen, dass die illegale und unregulierte Fischerei ernsthafte wirtschaftliche Folgen hat. Kenia verliert auf diese Weise jährlich schätzungsweise 45 Milliarden Kenia-Schilling (rund 330 Millionen Euro). Die Verluste entstehen durch entgangene Einnahmen aus Lizenzen und ordnungsgemäßer Regulierung.
Illegale Fischerei birgt auch Gesundheitsrisiken, insbesondere wenn sie in kontaminierten Gewässern betrieben wird. Am Nakurusee wurde das Fischen beispielsweise untersagt, nachdem wissenschaftliche Untersuchungen ergeben hatten, dass die Fische aus dem See gefährlich hohe Mengen an Schwermetallen aufwiesen und somit für den menschlichen Verzehr ungeeignet waren. Trotz staatlicher Bemühungen, die illegale Fischerei zu bekämpfen, bleibt sie in vielen Teilen des Landes weit verbreitet.
Soziale Herausforderungen zur Bekämpfung der illegalen Fischerei in Kenia
Beobachter*innen weisen darauf hin, dass Armut eine der Hauptursachen für illegale Fischerei ist, insbesondere in Binnengewässern. Viele Menschen fischen ohne entsprechende Genehmigung, weil es zu wenig Arbeit gibt und die Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln steigt. Auch David Kilo, Vorsitzender der Lake Naivasha Boat Owners’ Association, führt den Anstieg der illegalen Fischerei auf die hohe Arbeitslosigkeit zurück. „Regierungen auf nationaler und regionaler Ebene sollten Wege finden, arbeitslose Jugendliche durch alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu unterstützen“, sagte Kilo gegenüber lokalen Medien.
Wenn die Fischerei ohne angemessene Regulierung fortgesetzt wird, könnten die Fischbestände stark dezimiert werden, warnen Expert*innen. In ihrer Not fangen einige Fischer*innen sogar Jungfische, was das langfristige Überleben der gesamten Art gefährdet.
Kilo betont zudem, dass illegale Fischerei auch den Lebensunterhalt gesetzestreuer Fischer*innen schädigt. „Wir unterstützen die Bemühungen der Regierung, die Fischerei zu regulieren. So schmerzhaft diese Einschränkungen auch sein mögen, sie sollen sicherstellen, dass wir alle langfristig davon profitieren“, sagt er.
Die Durchsetzung der Fischereivorschriften muss allerdings rechtmäßig und unter Wahrung der Menschenrechte erfolgen. Kenianische Strafverfolgungsbehörden sind in den vergangenen Monaten für ihr hartes Vorgehen gegen illegale Fischer*innen kritisiert worden. Berichten zufolge wurden einige Personen bei Festnahmen schwer verletzt; andere sind nach ihrer Verhaftung verschwunden.
Joseph Maina ist freier Autor aus Naivasha, Kenia.
mainajoseph166@gmail.com