Pflanzenmanagement
Das Glyphosat-Problem
Produziert wird Glyphosat von Bayer. Der deutsche Konzern betont, dass der Stoff für Menschen unbedenklich sei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hingegen stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Einige Gerichte in den USA haben Bayer bereits zu hohen Entschädigungszahlungen an Landwirt*innen verurteilt, die an Krebs erkrankten, nachdem sie mit dem Pestizid gearbeitet hatten.
Noch sind die komplexen Auswirkungen von Glyphosat nicht vollständig geklärt. Neuere Forschung deutet darauf hin, dass es das menschliche Hormonsystem beeinflussen und eine Rolle bei der zunehmenden Unfruchtbarkeit von Männern spielen könnte.
Grundsätzlich problematisch
Für den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist Glyphosat ungeeignet. Der IPS-Ansatz regelt in der EU den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Pestizide dürfen demzufolge eigentlich nur verwendet werden, wenn ein bestimmter Schädling die Ernte auf einem bestimmten Feld bedroht. Pestizide präventiv einzusetzen ist in der EU grundsätzlich verboten, wird aber teilweise toleriert.
Glyphosat ist allerdings auch für Notfallnutzung ungeeignet. Es schützt zwar gentechnisch veränderte Pflanzen, vernichtet aber auch alle anderen Pflanzen. Gezielt gegen ein bestimmtes Unkraut lässt sich damit nicht vorgehen. Bisher wird Glyphosat als radikale Vorsorgemaßnahme eingesetzt. Das reduziert systematisch die Biodiversität.
Ursprünglich wurde das Herbizid von Monsanto entwickelt, einem US-Unternehmen, das in der Vergangenheit immer wieder in Skandale verwickelt war. Bayer kaufte Monsanto 2018, um ein führender Akteur in der Agrarchemieindustrie zu werden. Der Plan ist aufgegangen, doch dieser Erfolg hat Bayer seitdem auch viele Probleme eingebracht – zum Beispiel teure Schadenersatzurteile in den USA.
Susanne Neubert ist ehemalige Direktorin des Zentrums für ländliche Entwicklung der Humboldt-Universität in Berlin und seit letztem Jahr im Ruhestand. Sie ist Mitglied im Beirat von E+Z/D+C.
susanne.neubert@agrar.hu-berlin.de