Entwicklung und
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Artenvielfalt

Erderwärmung und Biodiversitätsverlust verstärken sich

In Gebirgsregionen werden fragile Lebensräume immer prekärer. Es mangelt an Wissen über den Schwund der Biodiversität und die Auswirkungen des Klimawandels. Das verhindert Problemlösungen. In Himalaja und Hindukusch will das intergouvernementale Institut ICIMOD Wissenslücken schließen.
Gefährdete Spezies: Himalaja-Schneeleopard. A. Rouse/picture-alliance/WILDLIFE Gefährdete Spezies: Himalaja-Schneeleopard.

Das Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass der Klimawandel in Verbindung mit ihrem Schwund neue Infektionskrankheiten wahrscheinlicher macht. Globale Erhitzung und Verlust von Biodiversität sind Folgen menschlichen Handels, wobei beide Trends sich wechselseitig verstärken. Wenn die Menschheit natürliche Lebensräume und Ökosysteme erhalten will, hat Klimaschutz höchste Priorität.

Wissenschaftler beschreiben dramatische Zukunftsszenarien. 2019 warnte der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services), rund eine Million Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht. Der IPBES ist das Äquivalent des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Beide veröffentlichen regelmäßig globale Gutachten mit dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Nach Angaben des Sekretariats der UN-Biodiversitätskonvention in Montreal beruhen 40 Prozent der Weltwirtschaft auf biologischen Ressourcen. Diese decken zudem 80 Prozent der Bedürfnisse der Armen ab. Der Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet das Wohlergehen der Menschen, was auch die aktuelle Studie von Partha Dasgupta von der Cambridge-Universität über die wirtschaftliche Relevanz der Biodiversität belegt (siehe Katja Dombrowski im Monitor des E+Z/D+C e-Paper 2021/04).

Aus Unkenntnis wird Biodiversität nicht angemessen geschützt. Geringe mediale Aufmerksamkeit lässt die Öffentlichkeit weitgehend uninformiert.

Ohnehin ist selbst das Expertenwissen begrenzt, denn auch bislang unerforschte Arten sterben aus. Es mangelt zudem an leicht zugänglichen, globalen Datenbanken. Für erfolgreichen Artenschutz müssen Wissenschaftler die Verbreitung, das Vorkommen und den Zustand von Spezies verstehen. Der IPBES bestätigt die Probleme und stellt klar, dass die Wissenslücken groß sind. Es ist höchste Zeit, die Öffentlichkeit stärker zu sensibilisieren und auf allen Ebenen die Grundlagen für kompetente Entscheidungsfindung sicherzustellen.

Das International Centre for Integrated Mountain Development (ICIMOD) widmet sich in der Region Hindukusch und Himalaja diesen Aufgaben. Es sammelt und veröffentlicht Daten als assoziiertes Mitglied der Global Biodiversity Information Facility (GBIF), die einschlägige Informationen sammelt und frei zugänglich macht. Kooperation mit weiteren internationalen Partnern ist selbstverständlich.

ICIMOD ist eine einzigartige zwischenstaatliche Institution mit acht Mitgliedsländern: Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan. Es geht darum, das Leben und die Lebensgrundlagen von Menschen in unserer Gebirgsregion durch Schutz von Umwelt und Kultur zu verbessern. Geteiltes Wissen macht Menschen resilienter, weil sie neue Chancen nutzen und sich auf Veränderungen vorbereiten können.

Die Klimakrise verändert die Bergwelt. Gletscher schwinden. Sturzfluten werden häufiger, aber Wasser steht nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung (siehe Syed Muhammad Abubakar im Schwerpunkt des E+Z/D+C e-Paper 2020/06). Ökosysteme sind bedroht, Landwirtschaft und Viehhaltung werden schwieriger, und Wildtiere geraten zunehmend unter Druck. Natürliche Lebensräume zu erhalten kann dazu beitragen, diese Umweltveränderungen einzudämmen und zum Beispiel das Risiko von Erdrutschen zu verringern.

Das ICIMOD arbeitet daran, Entwicklungen und Wechselwirkungen zu verstehen, um relevante Informationen zu liefern und tragfähige Lösungen zu finden. So tragen wir dazu bei, dass künftige Generationen eine lebenswerte Umwelt haben können. Fest steht jedoch: Wenn die internationale Gemeinschaft die Klimakrise nicht in den Griff bekommt, wird das alles vergeblich sein.


Lily Shrestha ist Wissenschaftlerin am International Centre for Integrated Mountain Development (ICIMOD), einer zwischenstaatlichen Organisation mit Sitz in Kathmandu.
media@icimod.org
https://www.icimod.org/

Bandana Shakya ist ebenfalls Wissenschaftlerin am ICIMOD.