Umweltschutz
Bessere Luft für Punjab
Luftverschmutzung ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko in Pakistan. Jährlich sind 20 000 vorzeitige Todesfälle bei Erwachsenen darauf zurückzuführen, wie die Weltbank 2014 errechnete. Zudem sollen Millionen von Kindern an Krankheiten leiden, die durch die schlechte Luft verursacht werden. Seither hat sich die Lage sicher eher verschlechtert, denn es wurde wenig für eine bessere Luftqualität getan.
Smog mindert nicht nur die Sicht, sondern verursacht auch Atemwegserkrankungen, Augenentzündungen und Allergien. Herbst und Winter sind besonders hart; 2020/21 kam Corona mit einem alarmierenden Anstieg an Covid-19-Infektionen hinzu. Das neuartige Virus greift vor allem die Atemwege an.
Die Provinzialverwaltung von Punjab, in der gut die Hälfte der 220 Millionen Pakistaner leben, hat nun beschlossen, aktiv zu werden. Man hofft, die Luftverschmutzung im Agrarbereich eindämmen zu können.
Ein brennendes Problem
Bauern verbrennen traditionell im Oktober und November die Reste der Reisernte. Mit dieser althergebrachten Praxis entledigen sie sich des Abfalls und bereiten den Boden für die nächste Saison vor. Das muss schnell geschehen, denn viele Landwirte bauen in der Regenzeit Reis und in den Folgemonaten Weizen an. Sie müssen sich beeilen und die Zeit optimal nutzen, da im Winter kein Anbau möglich ist. Erntereste zu verbrennen macht zudem wenig Arbeit und hilft, Unkraut und Schädlinge zu bekämpfen, wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (Food and Agriculture Organization – FAO) in einer Studie über Luftverschmutzung in Punjab 2019 berichtete.
Das Verbrennen der Erntereste verursacht jedoch den immer schlimmer werdenden Smog. Die Provinzialverwaltung will Bauern über finanzielle Anreize für neue Praktiken gewinnen. Dafür werden zwei Maschinen benötigt. Möchte ein Bauer sie kaufen, zahlt er 20 Prozent, die übrigen 80 Prozent der Kosten übernimmt der Staat.
Die erste Maschine ist ein Reisstroh-Häcksler. Damit können Bauern die Reisstoppeln aufbrechen, in die Erde streuen und als Biodünger unterpflügen. Die zweite Maschine ist ein sogenannter „Happy Seeder“. Damit wird direkt nach der Reisernte Weizen gesät. Die Verwaltung von Punjab rechnet damit, in den kommenden zwei Jahren umgerechnet zwei Millionen Dollar für die Maschinen auszugeben, um Bauern in den 15 wichtigsten Reisanbaugebieten zu unterstützen. Dieser Ansatz ist sinnvoll. Und ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Maschinen vor Ort hergestellt werden.
Die neue Strategie ist gewiss ein Schritt in die richtige Richtung. Leider werden andere Verursacher von schlechter Luft nicht unter die Lupe genommen. Laut FAO verursacht Verkehr 43 Prozent der Luftverschmutzung in Punjab, die Industrie weitere 25 Prozent. Landwirtschaft kommt mit 20 Prozent erst an dritter und Kohlekraftwerke mit 12 Prozent an vierter Stelle.
Nicht nur in Punjab, sondern im ganzen Land fehlt eine umfassende und konzertierte Strategie zur Verbesserung der Luftqualität. Frustrierenderweise gibt es bereits relevante Gesetze – nur werden sie nicht umgesetzt. Smog in Lahore im November 2019.
Die Regierung sollte für öffentliche und private Fahrzeuge Zertifikate ausgeben, um ihre Emissionen minimal zu halten. Aber es gibt keine effektive Handhabe, wie das geschehen kann. Es gibt auch keine Strategie zur Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, um die Menge an Motorrädern, Autos und Lastwägen zu reduzieren. Im Juni wurde eine neue Verordnung für Elektrofahrzeuge verabschiedet. Sie reicht aber nicht, um die unzähligen alten, klapprigen und Luft verpestenden Fahrzeuge zu ersetzen. Derweil wird weiter Müll verbrannt, und Fabriken blasen dicken, schwarzen Qualm in die Luft.
Link
FAO, 2019: Smog in Punjab
http://www.fao.org/3/ca6989en/CA6989EN.pdf
Imran Mukhtar ist Journalist in Islamabad.
imranmukhtar@live.com
Twitter: @imranmukhtar