Entwicklung und
Zusammenarbeit

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MDGs

Global denken, global handeln

Die Millennium Development Goals (MDGs) haben zu einem Paradigmenwechsel in der internationalen Zusammenarbeit geführt. Die Agenda betonte die gemeinsame Verantwortung des globalen Nordens und Südens und die Notwendigkeit, zusammen zu handeln. Die Nachfolgeagenda der Sustainable Development Goals (SDGs) ist noch umfassender und anspruchsvoller.
Die Millennium Development Goals halfen, ansteckende Krankheiten wie Tuberkulose einzudämmen. Impfung eines Babys in Indonesien. Sabirin Manurung/picture-alliance/Pacific Press Agency Die Millennium Development Goals halfen, ansteckende Krankheiten wie Tuberkulose einzudämmen. Impfung eines Babys in Indonesien.

Die MDGs sind ein Meilenstein in der Geschichte internationaler Zusammenarbeit. Die aus ihnen erwachsene gemeinsame Vision und das Verantwortungsbewusstsein sind beispiellos. Die Agenda hat zu einem Paradigmenwechsel in der Kooperation souveräner Partner geführt, die ansonsten unterschiedliche Interessen verfolgt und verschiedene Prioritäten gesetzt hätten. Mit der Verabschiedung der MDGs im Jahr 2000 hat die Welt erstmals mit der Tradition gebrochen, Verträge und Übereinkommen zu unterschreiben, und sich stattdessen einen globalen Aktionsplan mit definierten Zielen gegeben.

Die Agenda, deren Ziel die Eindämmung bitterer Armut war, führte einen integrierten Entwicklungsansatz ein, um den Zielkatalog umfassend und zeitgleich umzusetzen.

Die MDGs haben auch unser Denken verändert. Durch eine gemeinsame Vision und die Einführung neuer globaler Werte sowie eine Neuausrichtung von Partnerschaften förderten sie politische Konvergenz. Bestimmendes Prinzip dafür waren die weltweiten Herausforderungen der Menschheit und der Versuch, ihnen erfolgreich zu begegnen.

Die Globalisierung der 1980er und 90er Jahre führte zu wachsenden Überschneidungsbereichen von Nationen, und die internationale Gemeinschaft erkannte erstmals, dass verspätetes Handeln jegliche Errungenschaften der zivilisierten Welt zunichtemachen könnte. Egal, wo und wie Herausforderungen entstehen – wir alle sind für ihre Ursache und Lösung verantwortlich.

Die MDGs gingen über Slogans und die Formulierung von Wünschen hinaus. Die Ziele waren klar und hatten einen definierten Rahmen. Sie veränderten auch den alten Leitspruch „Global denken, lokal handeln“, indem sie die Notwendigkeit betonten, global zu handeln – analog zum Denken. Globales Handeln innerhalb des MDG-Prozesses beinhaltete zum Beispiel:

  • die Schaffung eines globalen Fonds, um verschiedene Ziele der Agenda zu unterstützen,
  • weltweiten Austausch über Erfahrungen und Programme sowie
  • das Setzen von Bewertungs- und Evaluierungsstandards.


Erfolgreicher Kampf gegen Armut

Der Erfolg der MDGs war von Land zu Land und in Bezug auf die verschiedenen Ziele unterschiedlich. Im Vergleich zum Basisjahr 1990 machten Dutzende Länder in Afrika und Asien große Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut und befreiten Millionen Menschen aus der Armutsfalle. Fast ebenso viele Menschen profitierten von sogenannten Quick-Win-Maßnahmen wie:

  • höheren Einschulungsraten,
  • weniger Ungleichheit der Geschlechter,
  • reduzierter Kinder-, Neugeborenen- und Müttersterblichkeit und
  • der Eindämmung übertragbarer Krankheiten wie Tuberkulose, Malaria und HIV/Aids.

Andererseits sind die Erfolge nicht immer von Dauer. Es wurde kein angemessenes System geschaffen, um ihre Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Die Lehre daraus ist, dass konzertierte Aktionen zum Erfolg führen können, dessen langfristiger Erhalt aber adäquate Institutionen braucht.

Auch in Bezug auf Verwaltung und Umsetzung gab es Schwachpunkte in jedem Stadium der MDGs von der Formulierung der Agenda über den Aufbau von Kapazitäten für die Implementierung bis hin zu Monitoring und Evaluierung. Der gesamte Prozess war weitgehend vorbestimmt – die globalen Diskussionen, die ihn begleiteten, schlugen sich kaum darin nieder. Bei den SDGs soll das besser laufen.

Eine wichtige Erkenntnis besteht darin, dass die MDGs nicht vielseitig genug waren. Sie konnten die notwendige Transformation nicht herbeiführen. Indem sie sich auf bestimmte Bereiche konzentrierten, in denen schnelle Ergebnisse möglich waren, beachteten sie übergeordnete Themen wie Klimawandel und Ungleichheit zu wenig. So waren die erzielten Fortschritte denn auch weniger befriedigend als erhofft.

Weitgehend außer Acht gelassen wurde die Frage, wie Erfolgsgeschichten wiederholt und ausgeweitet werden könnten. Koordinierte Investitionen in Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und Infrastruktur führen zu wichtigen Synergien. Erfolge in der Landwirtschaft gehen zum Beispiel Hand in Hand mit dem Bemühen um bessere Ernährung, und höhere Bildung für Mädchen senkt das Bevölkerungswachstum. Gesündere Kinder lernen besser und besuchen die Schule regelmäßiger; Schulen lehren Gesundheitsbewusstsein; Infrastruktur wie Strom und Wasser verbessern sowohl die Gesundheit als auch die Bildung. Allerdings wirken sich Rückschläge in einem Bereich auch auf alle anderen Bereiche aus.

Eine Rolle spielt auch das Versagen der internationalen Gebergemeinschaft, ihrer Verpflichtung nachzukommen, die staatliche Entwicklungshilfe (official development assistance – ODA) auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) zu erhöhen. Die Gruppe der 29 Geberländer innerhalb der OECD kam 2016 nur auf eine ODA-Quote von 0,32 Prozent ihres kombinierten BNE. Dadurch fehlten rund 170 Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe. Diese Finanzierungslücke wirkte sich direkt auf die Umsetzung der MDGs in Entwicklungsländern aus.


Herausforderungen für die neue Agenda

Ziel der Agenda 2030 ist eine gesellschaftliche Transformation. Sie geht weit darüber hinaus, Armut im nationalen sozioökonomischen Kontext zu bekämpfen. Ziel ist die Rettung der Erde. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, Erträge zu teilen und Resilienz aufzubauen. Die Menschheit braucht Wirtschaftswachstum innerhalb der planetaren Grenze und ohne jemanden auszuschließen.

Doch auch an den SDGs gibt es einige Kritik. Sie reicht vom halbgaren Konzept über Implementierungsprobleme bis zu Unklarheiten in der Verwaltung. Die Ziele sind zwar klar definiert, nicht aber die Wege, um sie zu erreichen. Daher ist es wichtig, dass die Maßnahmen zur Implementierung technisch realisierbar und finanziell erschwinglich sind und vor allen Dingen die Umwelt nicht belasten. Die Verantwortlichen stehen in diesem Sinne vor großen Herausforderungen.

Belay Begashaw ist Direktor des afrikanischen Sustainable-Development-Goals-Zentrums für Afrika (SDGC/A) in Kigali, Ruanda.
bbegashaw@sdgcafrica.org