Journalismus
So geht Faktenprüfung
Hat der abgesetzte südafrikanische Präsident Jacob Zuma mit einer leichtbekleideten Dame getanzt, wie auf im Internet verbreiteten Bildern zu sehen ist? Nein, da war Photoshop am Werk. Kamen in Uganda 2016 täglich mehr Flüchtlinge an als in manchen europäischen Ländern im gesamten Jahr? Ja, das stimmt. Beträgt Kenias Arbeitslosenquote 40 Prozent, wie weithin berichtet wird? Nein, das ist falsch. Kamen 2017 „mindestens 50 000“ Nigerianer durch Terrorismus ums Leben? Das ist vollkommen falsch.
All diese Behauptungen wurden auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Rechercheure und Redakteure von Africa Check, einer führenden Fact-Checking-Organisation in Afrika, veröffentlichten die Resultate.
Der erste Schritt besteht laut Africa Checks Handbuch zur Faktenprüfung darin, die genaue Behauptung zu identifizieren, die verifiziert werden soll. Es muss eine Tatsachenbehauptung sein, kein Ausdruck von Meinung oder Glauben. Im nächsten Schritt wird derjenige kontaktiert, der die Behauptung aufgestellt hat, und nach der Quelle oder dem Beweis gefragt. Sollte der Kontakt nicht möglich sein, müssen für den Fall relevante öffentlich zugängliche Dokumente geprüft werden. Dann befragt der Faktenprüfer Experten, die sich in dem betreffenden Gebiet nachweisbar gut auskennen. Schließlich schreiben die Africa-Check-Autoren einen Bericht, in dem sie Schritt für Schritt die Nachweise erbringen und die verwendeten Quellen angeben. Der Bericht wird einem Redakteur vorgelegt und erst nach dessen Zustimmung veröffentlicht. Sollte im Nachhinein ein Fehler auftauchen – was bei Africa Check höchst selten passiert – wird eine transparente Berichtigung vorgenommen.
Faktenprüfung ist nötig. In der digitalen Welt werden Menschen stets Behauptungen aufstellen, Bilder und Videos verbreiten, offizielle Daten oder Umfragen missinterpretierten und Tatschen übertreiben, um ihre Version der Geschichte zu erzählen. Die Aufgabe von Faktenprüfern besteht darin, die Öffentlichkeit über die Tatsachen zu informieren.
Die gute Nachricht ist, dass es weltweit immer mehr Faktenprüfer gibt. Das International Fact Checking Network legt die Standards fest. Abgesehen von dem oben beschriebenen Vorgehen, gehören dazu die Verpflichtung zur Unabhängigkeit und zur Offenlegung von Quellen. Außerdem sollten Faktenprüfer transparent machen, wer sie finanziert. Die Standards werden jedes Jahr überarbeitet. Bisher haben sich rund 50 Unterzeichner zur Einhaltung dieses Regelwerks verpflichtet.
Africa Check ist nicht die einzige Initiative dieser Art in Afrika. Andere sind zum Beispiel:
- Pesa Check, das Informationen aus dem Finanzsektor in Kenia überprüft,
- Nation Newsplex, das vom größten Medienunternehmen Ostafrikas betrieben wird, der Nation Media Group in Nairobi, und
- Dubawa, eine Einrichtung zur Faktenprüfung der nigerianischen Zeitung Premium Times. (as)