Ressourcenkonflikt
No Congo, no phone

Im Februar forderten Protestierende in Den Haag einen Stopp der Kämpfe im Osten der DR Kongo. Ein Foto fiel mir dabei besonders ins Auge. Auf einer bemalten Pappe war zu lesen: „No Congo, no phone“.
Diese vier Worte verdeutlichen allen, denen die katastrophale humanitäre Situation bisher nicht Grund genug war, hinzusehen: Der Dauerkonflikt in der Region geht uns alle an. Die DR Kongo produziert 30 bis 40 Prozent des global verarbeiteten Coltans. Das Erz ist Bestandteil jedes Computers und Smartphones. Erstaunlicherweise ist aber nicht die DR Kongo, sondern Ruanda mittlerweile der größte Coltan-Exporteur.
Es gilt als gesichert, dass Ruanda die Konfliktpartei M23 unterstützt, eine Rebellengruppe, die tonnenweise illegal abgebautes Coltan über die Grenze schmuggelt. In Ruanda gelangt der Rohstoff dann offiziell auf den Weltmarkt.
Ruanda galt dem Westen lange als afrikanischer Vorzeigepartner. Die letzte britische Regierung wollte Geflüchtete dorthin schicken, und große europäische Fußballclubs empfehlen ebenfalls auf ihren Trikots: „Visit Rwanda“. Es hat eine Weile gebraucht, bis die Industrienationen gemerkt haben – oder merken wollten –, dass Paul Kagames Regime ein faules Spiel betreibt. Mittlerweile hagelt es Sanktionen und Verurteilungen.
DR Kongo versus Apple
Gleichzeitig läuft seit Dezember allerdings nach wie vor eine Klage der DR Kongo gegen Apple. Darin wirft die Regierung den französischen und belgischen Tochtergesellschaften der amerikanischen Firma vor, in von bewaffneten Gruppen betriebenen Minen illegal abgebaute Rohstoffe aus ebenjenem Konfliktgebiet über Ruanda zu schmuggeln. Ab dort gelten die Rohstoffe dann als „sauber“ – und somit auch Apples Lieferkette. Dass Donald Trump nun offenbar den Vater seines Schwiegersohnes als Sondergesandten in die Region der Großen Seen schicken will, zeigt, wie wichtig die Schätze dieser Gegend für die globalen Märkte sind.
Die aktuelle Zuspitzung des Konflikts im Osten der DR Kongo hat auch ethnische Dimensionen – Gruppen wie die Tutsi-geführte M23 entstanden unter anderem, weil die Tutsi-Minderheit in der DR Kongo diskriminiert wird. Aber der Kampf um Rohstoffe ist der Hauptgrund, aus dem die Region seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt.
Der unstillbare Appetit der Welt auf Rohstoffe schafft ein System, von dem reiche Länder und lokale Eliten profitieren. Die kongolesische Bevölkerung zahlt den Preis.
Katharina Wilhelm Otieno ist Redakteurin bei E+Z und arbeitet zeitweise in Nairobi.
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