Internationale Zusammenarbeit

Neue Partner, globale Ziele

Eine Neuaufstellung der internationalen Zusammenarbeit soll der Graduierung der Länder des Südens in die Gruppe mit hohem Einkommen begegnen und das System der Entwicklungspolitik über den asymmetrischen Hilfsgedanken hinausführen.
China wird bald zu den Ländern mit hohem Einkommen gehören. Ladenstraße in Jianshui in der Provinz Yunnan. kd China wird bald zu den Ländern mit hohem Einkommen gehören. Ladenstraße in Jianshui in der Provinz Yunnan.

Die internationale Zusammenarbeit hat sich verändert, unter anderem aufgrund von globalen Machtverschiebungen und der Verabschiedung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Diesen Veränderungen widmet sich das kürzlich erschienene Buch „Transforming international cooperation“, das aus einem Forschungsprojekt der GIZ hervorgegangen ist.

Im Mittelpunkt steht die Problematik der ODA-Graduierung, also die Überschreitung der Grenze vom Land mittleren Einkommens zum Land mit hohem Einkommen (siehe dazu Michael Krempin in E+Z/D+C e-Paper 2019/07, Schwerpunkt). In der Folge haben die betroffenen Länder keinen Anspruch mehr auf staatliche Entwicklungshilfe (official development assistance – ODA). Laut einer Prognose der OECD könnte dies bis 2030 Mexiko, Brasilien, China und weitere rund 25 Länder betreffen.

Die künftige Zusammenarbeit mit diesen Ländern spielt eine wichtige Rolle, auch in der deutschen Entwicklungspolitik. Das Reformkonzept des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, „BMZ 2030“ (siehe Hans Dembowski in E+Z/D+C e-Paper 2020/07, Monitor) führt für einige der betroffenen Länder die Kategorie der „Globalen Partnerschaft“ ein. Damit, so das Konzept des BMZ, „arbeiten wir strategisch an der Lösung globaler Zukunftsfragen und dem Schutz globaler Güter wie dem Umwelt- und dem Klimaschutz“. Diese Diskussion ist nicht neu. Bereits Ende der 1990er Jahre versuchte das BMZ, mit dem Begriff „Ankerländer“ eine neue Kategorie für die Zusammenarbeit mit Schwellenländern zu finden.

Die Beiträge in der Publikation bleiben aber nicht bei der ODA-Graduierung und ihren Folgen stehen. Die Autorinnen und Autoren aus 15 Ländern Afrikas, Asiens, Europas sowie Nord- und Südamerikas thematisieren Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren des entwicklungspolitischen Systems, bewerten die Rolle des Multilateralismus in Zeiten zunehmender nationaler Egoismen und finden trotz ihres sehr unterschiedlichen Erfahrungshintergrunds in vielen Punkten Übereinstimmung.

Weitgehend unstrittig ist, dass:

  1. neue staatliche und nichtstaatliche Akteure in der internationalen Zusammenarbeit hinzugekommen und neue Partnerschaftsmuster entstanden sind, zum Beispiel Multi-Stakeholder-Dialoge;
  2. eine neue Rollenverteilung entsteht, weg vom vertikalen Geber-Nehmer- beziehungsweise einseitigen Nord-Süd-Ansatz, – wie bereits im universellen Ansatz der Agenda 2030 angelegt;
  3. diese Entwicklungen neue Kooperationsformate erfordern. Ein Beispiel dafür sind Dreieckskooperationen, die bereits erfolgreich praktiziert werden, aber noch selten sind. Wichtig ist auch die Einbeziehung weiterer Politikfelder, wenn durch die ODA-Graduierung aus der Entwicklungs- eine breitere, internationale Zusammenarbeit wird.

Laut den Erkenntnissen aus dem GIZ-Projekt geht es immer mehr um globale Ziele. Für deren Erreichung ist die Zusammenarbeit mit Ländern höheren Einkommens oftmals ausschlaggebend. Der Bedarf dieser Länder besteht vor allem darin, Wissen und Erfahrung zu teilen (Knowledge Sharing), wobei jeder Partner zum gemeinsamen Lernen beiträgt. Voraussetzung dafür ist eine erhebliche Lernbereitschaft der Länder des Nordens. Nach dieser Vorstellung behält die traditionelle Entwicklungshilfe ihre Bedeutung für die ärmeren Länder, muss sich aber gleichwohl in diesem neuen Rahmen neu positionieren.


Buch
Kolsdorf, J., Müller, U. (Hg.), 2020: Transforming international cooperation. Thoughts and perspectives on moving beyond aid. Nomos eLibrary.
https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783748908388/transforming-international-cooperation?hitid=0&search-click

Luiz Ramalho ist freier entwicklungspolitischer Berater.
ramalhoconsult.berlin@gmail.com

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.