Frühe Kindheit
Ein guter Anfang
Was in den ersten Jahren eines Lebens passiert, ist entscheidend für dessen restlichen Verlauf. In der frühen Kindheit, laut UNICEF die Phase von der Geburt an bis zum achten Lebensjahr, werden die Grundsteine für die psychische, physische, emotionale und soziale Entwicklung eines Kindes gelegt.
Es ist die Phase, in der die Gehirne der Kinder hochgradig empfänglich für äußere Reize sind. Was sie aus ihrer Umgebung aufnehmen, prägt die Hirnentwicklung und damit den Menschen, der sein Leben gerade beginnt.
Eine gesunde Entwicklung braucht ein intaktes Umfeld. Viele Kinder sind aber schon früh elterlichen Auseinandersetzungen, Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt. Traumata und Stress begleiten manche ihr Leben lang. Psychologische Betreuungsangebote sind vielerorts knapp und fehlen in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau oft komplett.
Prävention ist also zentral. Eltern oder andere Betreuungspersonen sind hier in der Verantwortung. Sie müssen befähigt werden, bestmöglich für ihre Kinder zu sorgen. Das beinhaltet, körperliche Zuwendung und ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, Möglichkeiten zum Spielen und Freiheiten einzuräumen, altersgerechte Aufgaben zu verteilen, ein sicheres Zuhause und eine ausgewogene Ernährung zu bieten sowie alle notwendigen medizinischen Untersuchungen und Impfungen einzuhalten.
Damit ist nicht gemeint, Kinder zu verhätscheln oder durch komplizierte Früherziehungskonzepte zu überfordern. In vielen Gesellschaften ist Erziehung nach wie vor ein gemeinschaftliches Unterfangen. Kinder werden schnell in die Gemeinschaft integriert und mit Rollen bedacht, die sie zu erfüllen haben und die sie auf ihr späteres Leben vorbereiten.
Bei alldem kommt es auf die Menschen an, die für das Kind verantwortlich sind. Alle Kinder werden gleich geboren: hilflos, hungrig und schutzbedürftig. Ohne andere kann ein Mensch in den ersten Jahren seines Lebens nicht überleben.
Doch in einer Welt multipler Krisen sind auch die besten Eltern machtlos. Fluten spülen Häuser weg. Dürren und hohe Nahrungsmittelpreise machen eine ausreichende und ausgewogene Ernährung unmöglich. Epidemien und Krankheiten setzen den bei Kindern noch nicht voll ausgebildeten Immunsystemen zu. Gute hygienische Verhältnisse sind die Grundvoraussetzung für Kindergesundheit. Vielerorts mangelt es aber allein schon an der nötigen Wasserinfrastruktur. Und Kriege und gewaltsame Konflikte nehmen Kindern alles, was sie für eine Kindheit gebraucht hätten: die Eltern, das Zuhause, die Freunde, die Schule.
Im Sudan, im Jemen, in Palästina, in der Ukraine, in den Überschwemmungen Südasiens oder Dürren Ostafrikas hat ein junges Leben kaum eine Chance auf eine gesunde Entwicklung. Es endet womöglich, bevor es richtig begonnen hat.
Wenn Kinder sich aber massenhaft nicht zu verantwortungsbewussten Erwachsenen entwickeln können, werden die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) nicht erreicht – und unsere Gattung hat dann keine lebenswerte Zukunft.
Katharina Wilhelm Otieno ist Redakteurin bei E+Z/D+C.