Verkehrssicherheit
Gesetze erlassen und durchsetzen
Die Zahl der Verkehrstoten nimmt weltweit kontinuierlich zu und lag 2016 nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization – WHO, 2018) bei rund 1,35 Millionen. Ihr Verhältnis zur – ebenfalls zunehmenden – Weltbevölkerung bleibt hingegen in etwa gleich. Angesichts der sich rapide ausbreitenden Motorisierung deutet die WHO das als Hinweis dafür, dass sich die Lage zumindest nicht weiter verschlechtert. Sie weist aber auch darauf hin, dass das Nachhaltigkeitsentwicklungsziel (Sustainable Development Goal – SDG) 3.6, bis 2020 die Zahl der Todesfälle und Verletzungen infolge von Verkehrsunfällen weltweit zu halbieren, nicht mehr zu erreichen ist.
Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache für Kinder und junge Erwachsene zwischen fünf und 29 Jahren. Mehr als die Hälfte aller Toten sind Fußgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer; ihr Anteil ist in Entwicklungsländern besonders hoch. Laut WHO passieren 93 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle in Ländern mittleren und niedrigen Einkommens, wo 85 Prozent der Weltbevölkerung leben, die aber nur 60 Prozent aller Fahrzeuge besitzen. Der Statistik zufolge ist das Risiko, durch einen Verkehrsunfall zu sterben, in Ländern niedrigen Einkommens dreimal so hoch wie in Ländern hohen Einkommens. Am größten ist die Gefahr in Afrika, gefolgt von Südostasien.
Der Hauptgrund für die großen Unterschiede bei der Verkehrssicherheit liegt darin, dass die meisten Entwicklungsländer das Thema nicht als politische Priorität betrachten. Zu diesem Ergebnis kommt eine vergleichende Studie jordanischer Wissenschaftler und Bauingenieure (Jadaan et al., 2018). Weitere wichtige Gründe liegen demnach in unterschiedlichen Mobilitätsgewohnheiten der Menschen und in der Qualität der öffentlichen Verkehrssysteme. Oft teilten sich in Entwicklungsländern viele unterschiedliche motorisierte und nicht motorisierte Fahrzeuge die Straßen, wodurch die Sicherheit abnehme.
Dass die Anzahl sowohl von Verkehrsunfällen als auch von Todesopfern und Verletzten in armen Ländern dramatisch zunimmt, ist nach den Erkenntnissen der Autoren auch ein großes wirtschaftliches Problem: In Jordanien beispielsweise hätten die Kosten von Verkehrsunfällen 2009 Schätzungen zufolge 516,2 Millionen Dollar betragen und damit mehr als zwei Prozent der Wirtschaftskraft des Landes.
Die WHO empfiehlt, Maßnahmen, die in Ländern mit hohem Einkommen Erfolg hatten, auch in Ländern mittleren und niedrigen Einkommens zu übernehmen. Dazu gehören beispielsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen, eine Helmpflicht für Motorradfahrer und eine Gurtpflicht für alle Insassen von Autos, Transportern, Bussen, Lkw et cetera. Die Einführung von Gesetzen, die das Tragen von Sicherheitsgurten obligatorisch gemacht haben, habe in Industrieländern zu einer signifikanten Reduzierung der Verkehrstoten und -verletzten geführt. Auch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur spiele eine große Rolle.
Die Autoren der jordanischen Studie weisen darauf hin, dass es mit der Einführung von Gesetzen nicht getan ist, sondern diese auch durchgesetzt werden müssen. In Entwicklungsländern sei die Polizei aber oft nicht gut ausgebildet und ausgestattet, oder es gebe nicht genügend Personal. Außerdem fehle oft eine nationale Strategie zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, und wo es sie gebe, sei die Umsetzung mangelhaft. Die Autoren halten es für dringend geboten, dass alle Länder eine umfassende Verkehrssicherheitsstrategie entwickeln, verabschieden und umsetzen und ein Sicherheitsmanagementsystem einführen.
Links
World Health Organization, 2018: Global status report on road safety.
https://www.who.int/violence_injury_prevention/road_safety_status/2018/en/
Jadaan, K., et al., 2018: Traffic safety in developed and developing countries. A comparative analysis. In: Journal of traffic and logistics engineering, Vol. 6, No. 1, June 2018.
http://www.jtle.net/uploadfile/2018/0604/20180604040656698.pdf