Komplexe Preisfindung

Kollektive Kaufkraft

Während einige Entwicklungsländer unnötig hohe Preise für Covid-19-Impfstoffe zahlen, gibt es einen Mechanismus, der ihre Kosten senken soll.
Screenshot: Gavi/Covax: https://www.gavi.org/covax-facility

Impfstoffpreise für Entwicklungsländer werden meist innerhalb der Organisation GAVI – the Vaccine Alliance (früher Global Alliance for Vaccines and Immunization) – ausgehandelt.

GAVI ist ein Forum, in dem Impfstoffhersteller, internationale Organisationen und die Regierungen von Geber- und Entwicklungsländern kooperieren. Zu den Aufgaben gehört die Co-Leitung von COVAX, der globalen Initiative zur Bereitstellung von Coronavirus-Impfstoffen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen.

GAVI stärkt die kollektive Kaufkraft von Entwicklungsländern bei der Beschaffung von Impfstoffen durch Bündelung ihrer Nachfrage. „Die Hersteller müssen einen Markt mit ausreichender Größe und Einkommen sehen, um ihre Kosten zu decken“, erklärt GAVI. Obendrein sammelt GAVI Geld von Geberinstitutionen, um die Impfstoffkäufe armer Länder zu finanzieren.

GAVI strebt mehrseitige Preisvereinbarungen an, wobei Pharmaunternehmen entgangene Gewinne in den Entwicklungsländern durch höhere Preise in Industrieländern ausgleichen können. Nach eigenen Angaben verfolgt GAVI „eine Preisstaffelungspolitik, bei der einkommensschwachen Ländern weniger als einkommensstärkeren Ländern für dasselbe Produkt berechnet wird.“ So können Entwicklungsländer wichtige Impfstoffe zu einem Bruchteil des Marktpreises beschaffen, der in Industrieländern gezahlt wird. Das gilt unter anderem für Impfstoffe gegen Hepatitis B, Rotaviren, Pneumokokken sowie pentavalente und tetravalente Präparate (siehe Hauptartikel).
 

Aviva Freudmann ist eine freie Autorin.
Frankfurterin2009@gmx.de