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Günstige Privatschulen

Private Bildung ist in Kenia weit gefächert, sie reicht von teuren, gut ausgestatteten Lehranstalten mit erstklassigem Personal bis zu spärlich ausgestatteten, maroden Schulen, die gerade so die Mindeststandards erfüllen. Es überrascht nicht, dass manch günstige Privatschule ihr Versprechen, guten Unterricht zu bieten, nicht einlöst.
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Günstige Privatschulen gibt es vor allem in informellen Siedlungen oder abgelegenen ländlichen Gebieten. Sie haben selten die Vorzüge, die die besseren oder sehr teuren Privatschulen bieten und ganz gewiss keine Kunst-, Musik-, Fußball-, Schwimm- oder Ballettclubs. Diesen Mangel machen sie aber durch ihre Ausstattung und das Niveau der Bildung wett. Normalerweise stehen die Lehrer dort unter strenger Aufsicht, teilweise so sehr, dass Schulen schon unterstellt wurde, ihre Mitarbeiter auszubeuten.

Es gibt diverse Arten von günstigen Privatschulen, darunter etliche informelle. Besonders umstritten ist die internationale von Weltbank und Gates-Stiftung unterstützte Bridge Schools Academy. Diese unterhält eine ganze Kette von mehr als 400 Schulen in Kenia, in denen insgesamt mehr als 100 000 Schüler unterrichtet werden. Laut Maria Pawelec von der Universität Tübingen lernen sie dort vor allem auswendig. Über Tablets wird die Arbeit der Lehrer permanent erfasst, was sie dazu zwingt, sich strikt an den vorgegebenen Lehrplan zu halten. Das sorgt für wenig Abwesenheit, nimmt aber auch den Spielraum für eine persönliche Interaktion mit den Schülern. Auf die örtliche Kultur kann schon gar nicht eingegangen werden. Pawelec zufolge untergräbt der internationale Lehrplan gar die nationale Souveränität. Die Bridge Schools kosten nur sieben Dollar pro Kind und Monat.

Im November 2017 kündigte die Weltbank eine Evaluation der Bridge Schools in Kenia an – bisher wurde dazu allerdings nichts veröffentlicht. Kritiker beklagen, dass günstige Privatschulen in Entwicklungsländern oft keine professionellen Lehrer haben (siehe auch Rezensionsaufsatz in E+Z/D+C e-Paper 2019/05, Schwerpunkt). Das ist in Kenia normalerweise nicht der Fall. Das Lehrpersonal der günstigen Privatschulen stammt in der Regel aus der großen Menge ausgebildeter, aber arbeitsloser Pädagogen oder sonstiger Hochschulabsolventen, die keinen besseren Job finden. Sie bekommen weniger als ihre Kollegen an besseren Privatschulen, aber mehr als Staatsschullehrer.

Anders als Staatsschullehrer erhalten Privatschullehrer Boni, wenn ihre Schüler gute Testergebnisse aufweisen. Solche Anreize können eine Menge bewirken. Günstige Privatschulen machen zwar keine tollen, schicken Angebote wie die teuren, aber sie bieten Anreize, die die Zukunftschancen der Schüler verbessern. Gewissermaßen überbieten sie tatsächlich schlechte öffentliche Schulen – doch sie bieten armen Kindern nicht annähernd die Möglichkeiten, die reiche Kinder an teuren Privatschulen bekommen. (ac)


Link
Pawelec, M., 2018: How Bridge International’s tech-driven for-profit schools in Africa may reinforce global power inequalities.
https://www.sicherheitspolitik-blog.de/2018/06/19/how-bridge-internationals-tech-driven-for-profit-schools-in-africa-may-reinforce-global-power-inequalities/