Entwicklung und
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Migration

Bildung als zentrale Triebkraft

Die Zahl der Migranten hat 2018 laut UN einen Höchststand erreicht. Rund 258 Millionen Menschen leben in einem anderen Land, etwa 71 Millionen davon sind auf der Flucht. Der Großteil der Migranten wandert aus, um anderswo zu arbeiten. Eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung analysiert das globale Migrationsgeschehen in allen Weltregionen.
Screenshot https://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Europa_als_Ziel/Europa_als_Ziel_online.pdf Screenshot

Ob Menschen auswandern, hänge von vielen Faktoren ab, schreiben die Autoren. Entscheidend seien der grundsätzliche Wunsch, das Leben zu verändern, die Suche nach Freiheit, Sicherheit und einem besseren Einkommen. Die meisten Menschen ziehen nur über kurze Distanzen um, oft innerhalb des eigenen Landes oder in Nachbarländer. Nur ein kleiner Teil der Menschen begebe sich in andere Weltregionen, etwa nach Europa, betonen die Wissenschaftler.

Sie geben einen Überblick darüber, welche Faktoren Menschen zum Auswandern bewegen, und nennen als ersten Punkt ein großes Bevölkerungswachstum. Mit steigender Anzahl Menschen nehme die Konkurrenz um Nahrung, Wohnraum, Arbeitsplätze und so weiter zu. Dies betreffe vor allem Länder südlich der Sahara und Teile der MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika).

Bildung sei eine weitere entscheidende Triebkraft für Migration, schreiben die Autoren. Je höher der Bildungsstand, desto höher die Wahrscheinlichkeit, sich woanders ein neues Leben aufbauen zu können. In der Regel entschließen sich eher die besser Gebildeten abzuwandern. Den politischen Versuch, über Entwicklung „Fluchtursachen“ zu bekämpfen, sehen die Forscher als nicht erfolgversprechend. „Denn Entwicklung und bessere Einkommensmöglichkeiten versetzen zunächst einmal mehr Menschen in die Lage, eine Wanderung zu organisieren und zu finanzieren.“ Längerfristig habe Bildung aber migrationsdämpfende Effekte. Der Wunsch nach wirtschaftlicher Verbesserung sei auch ein Faktor für Migration. Die Wanderungswahrscheinlichkeit über Landesgrenzen hinweg steige aber erst ab einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Jahr von umgerechnet 2000 Dollar – ein Wert, den die ärmsten Länder gar nicht erreichten.

Weitere Triebkräfte für Migration beziehungsweise Flucht seien Konflikte und politische Faktoren sowie Umweltveränderungen, durch die sich die Lebensverhältnisse stark verschlechtern. Zwei weitere migrationsfördernde Aspekte sind nach Analyse der Wissenschaftler Netzwerke in der Diaspora sowie die Migrationspolitik eines Landes. Bereits abgewanderte Menschen, die Netzwerke in den Aufnahmeländern bilden, zögen weitere Migranten an. Auch die Politik von Ländern gegenüber Einwanderern fördere oder hemme die Zuwanderung. Seit die EU sich im Zuge einer größeren Flüchtlingswelle 2015 zu einem abweisenden Kurs entschlossen habe, sei die Zahl der Schutzsuchenden deutlich gesunken.

Laut Umfragen könnten sich 750 Millionen Menschen – das sind 15 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung – vorstellen, in ein anderes Land zu ziehen. Am höchsten war der Migrationswunsch mit 33 Prozent in den Ländern Subsahara-Afrikas. (sb)


Link
Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung, 2019: Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration.
https://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Europa_als_Ziel/Europa_als_Ziel_online.pdf