Entwicklung und
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Weltklima

Raus aus der Kohle

Kohleausstieg ist das Gebot der Stunde – und zwar schnell. Sonst sind die Ziele des Pariser Vertrags nicht mehr zu halten. Darüber waren sich die Wissenschaftler auf der Weltklimakonferenz im November in Bonn (COP 23) einig.
China setzt nach wie vor auf Kohle zur Stromerzeugung. Kohlekraftwerk in Tongren in der südwestlichen Provinz Guizhou. Jin Yunguo/picture alliance/Imaginechina/dpa China setzt nach wie vor auf Kohle zur Stromerzeugung. Kohlekraftwerk in Tongren in der südwestlichen Provinz Guizhou.

In Bonn haben die Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention an Regeln zur Umsetzung des 2015 geschlossenen Abkommens gearbeitet, das 2020 in Kraft tritt. Das Regelwerk soll im Dezember 2018 im polnischen Kattowitz verabschiedet werden. Die COP 24 wird einen besonderen Fokus auf die Anstrengungen bis 2020 legen. Bis dahin stehen vor allem die Industrieländer in der Verantwortung.

Ermutigend sind die zahlreichen positiven Entwicklungen. Die Stromspeicher werden besser, die Netze smarter. Das Zusammenspiel verschiedener erneuerbarer Energien wie Wind- oder Sonnenkraft mit Pumpspeichern verspricht Versorgungssicherheit, und eine ganze Reihe von Ländern nähert sich der hundertprozentigen Versorgung mit Ökostrom an.

Sich – wie bisher – hauptsächlich auf die Stromerzeugung zu konzentrieren reicht allerdings nicht aus: Strom macht nur 20 Prozent des weltweiten Endenergieverbrauchs aus, wenn auch mit stark wachsender Tendenz. Transport liegt bei 37 Prozent und Wärme bei 43 Prozent. Das Ziel lautet daher: Dekarbonisierung der Weltwirtschaft.

Und dafür, auch das wurde auf der COP 23 deutlich, drängt die Zeit. Pilotprojekte sind schön und gut, Überzeugungsarbeit, Capacity-Building und breite Partizipation wichtig. Die Frage ist nur, ob wir warten können, bis all die guten Ideen umgesetzt sind und Wirkung zeigen. Schon 2030 werden rund 600 der 800 Gigatonnen Kohlendioxid (CO2) verbraucht sein, die die Menschheit maximal noch in die Luft blasen darf, wenn sie die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzen will. Es sei denn, eine grundlegende Wende tritt ein. 100 Prozent grüner Strom in Island und Costa Rica, effizientere Kohlekraftwerke in China und ein paar Elektroautos mehr in Europa reichen jedenfalls nicht aus.

Viele Unternehmen haben das erkannt, viele Politiker noch nicht. In den USA führen Unternehmen von Walmart bis Google den Kampf gegen den Klimawandel an, seit im Weißen Haus ein Leugner und Bremser sitzt. Die Initiative heißt „We are still in“ (im Paris-Vertrag, aus dem Präsident Donald Trump ausgestiegen ist), und sie repräsentiert 6,2 Trillionen Dollar der US-Wirtschaft. In Deutschland fordern mehr als 50 Firmen von Adidas bis Siemens von der zukünftigen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz und den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Der bisherige Kurs in Berlin hat dazu geführt, dass das einstige Vorreiterland Deutschland seine Klimaziele verfehlt.

Doch ohne die Politik geht es nicht. Steuerungsmechanismen und Subventionen sind unerlässlich, denn wir können nicht darauf warten, dass der Markt die große Transformation der Wirtschaft von allein regelt. Sie wird nicht mehr viel nutzen, wenn bis dahin die Polkappen abgeschmolzen sind. Ein guter Anfang wäre gemacht, wenn weltweit jegliche Subven­tionen fossiler Brennstoffe gestrichen würden. Auch ein – möglichst globaler – CO2-Preis, der die Kohlenutzung unattraktiv machen würde, hätte enorme Wirkung.

Dass Deutschland weiterhin Braunkohle abbaut und Flugbenzin von der Steuer befreit, dass die EU-Länder sich nicht auf einen ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien einigen können und dass multilaterale Finanzinstitutionen wie die Weltbank den Ausbau der Kohlekraft in Entwicklungsländern unterstützen, entbehrt jeder Vernunft. Ganz zu schweigen von den Signalen, die aus China kommen: Der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen ist zwar Vorreiter bei grünem Strom, baut aber auch viele neue Kohlekraftwerke und will seine neue, effiziente Technologie am liebsten nach ganz Asien exportieren. Das ist kein Ausstieg, sondern Greenwashing. Damit ist dem Klima – und uns Menschen – nicht geholfen.


Katja Dombrowski ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit / D+C Development and Cooperation.
euz.editor@fazit-communication.de