Internationale Zusammenarbeit

Zwischenstand der MDGs

In zwei Jahren sollen die Millen­niumsentwicklungsziele (MDGs) erfüllt sein. Seit dem Anfangs­stichjahr 1990 lassen sich viele Fortschritte erkennen, aber der Erfolg in Bezug auf die konkret quantifizierten MDGs fällt recht unterschiedlich aus, wie Zahlen von Weltbank und UNDP zeigen.
In Grundschulen ist ­Geschlechterparität ­weltweit erreicht: Kenianische Schulmädchen. Ron Giling/Lineair In Grundschulen ist ­Geschlechterparität ­weltweit erreicht: Kenianische Schulmädchen.

MDG 1 gilt zumindest teilweise als erfüllt: Der Anteil der Menschen, die mit weniger als einer täglichen Kaufkraft von 1,25 Dollar auskommen mussten, sank bereits 2008 auf 22 Prozent – nach über 40 Prozent 1990. Auch das Ziel, die Zahl der Hungerleidenden zu halbieren, wurde bereits 2010 erreicht. Ein anderes Unterziel bleibt aber unerfüllt. Die Quote der Prekärbeschäftigten sank seit 1991 nur um neun Prozent auf 58 Prozent in 2011.

Mit Blick auf MDG 2, die Primärausbildung für alle Kinder zu sichern, ist die Welt auf einem guten Weg. In Entwicklungsländern besuchen heute etwa 90 Prozent jedes Jahrgangs die Grundschule. Südlich der Sahara ist die Lage am schwierigsten, aber auch dort schließen heute 70 Prozent der Kinder die Grundschule ab. Im Jahr 2000 betrug die Quote noch 50 Prozent.

Auch die Geschlechtergleichheit in Primär- und Sekundärbildung (MDG 3) kommt voran. In Entwicklungsländern kommen auf 100 Jungen in Grundschulen heute 97 Mädchen, und auf 100 Jungen in Sekundarschulen 96 Mädchen.

MDG 4 strebt an, die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel zu reduzieren. Das wird trotz eines positiven Trends nicht erreicht. 1990 starben von 1000 Kindern unter fünf Jahren 97, 2010 waren es noch 63.

Bei MDG 5 geht es darum, die Müttersterblichkeit um drei Viertel zu reduzieren. Das Ziel wird ebenfalls verfehlt. 2010 waren pro 100 000 Geburten 240 Todesfälle der Mütter zu beklagen. Die Vergleichszahl für 1990 war 400. Immerhin bekommen mittlerweile im Schnitt 80 Prozent statt zuvor 63 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft gesundheitliche Betreuung. Knapp 13 Prozent der Frauen, die selbst entscheiden wollen, wann sie Kinder bekommen, hatten aber 2012 noch keinen Zugang zu Verhütungsmitteln (siehe auch Beitrag von Renate Bähr auf S. 291).

MDG 6 ist die Ausbreitung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose einzudämmen und Neuinfektionen zu reduzieren. Tatsächlich ist die Zahl der HIV-Neuinfizierten seit 2002 gesunken und betrug 2007 etwa 2,5 Millionen. 2010 starben noch 1,8 Millionen an Aids – 400 000 weniger als noch 2005. Das Ziel, alle Infizierten mit Medikamenten zu versorgen wurde verfehlt. Nur knapp die Hälfte der Erkrankten in Entwicklungsländern hat Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Fortschritte gibt es bei der Bekämpfung von Tuberkulose.

Das siebte Ziel sollte Umwelt-, Klima- und Artenschutz zum festen Bestandteil der Politik aller Länder machen.  Die Menschheit verursachte aber 2009 30 Milliarden Tonnen CO2 – rund ein Drittel mehr als 1990. Auch der Verlust der Artenvielfalt schreitet fort. Das Unterziel, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser zu halbieren, ist aber bereits erreicht. 2010 hatten 89 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser.

MDG 8 ist die Schaffung einer Weltpartnerschaft für Entwicklung. Die UN beanstanden aber, dass der Aufwand für ODA (offical development assistance) derzeit um fast 170 Milliarden Dollar hinter dem zurückliegt, was die Gebernationen im Lauf der Jahre versprochen haben. Zudem sollten unter anderem das Weltfinanz- und das Welthandelssystem entwicklungsfreundlich ausgestaltet werden. Multilaterale Verhandlungen darüber kommen aber kaum voran. Erwähnenswert ist indessen auch, dass sich die Zahl der Internetnutzer in Entwicklungs­ländern zwischen 2006 und 2011 verdreifacht hat und sich somit ein positiver Trend für das Unterziel abzeichnet, Menschen in Entwicklungsländern neue Technologien zugänglich zu machen. (mf)