Wasser

Das Leid marginalisierter Frauen

Die Hütten in Chennais informellen Siedlungen haben keine Wasserleitungen. Die Menschen hängen von Lastwagenlieferungen ab. Wer den Tankwagen verpasst, bekommt auch kein Wasser.
Zu wenig Wasser: Frauen füllen Behälter mit der Lieferung eines Tanklastwagens. R. Parthibhan/picture-alliance/AP Photo Zu wenig Wasser: Frauen füllen Behälter mit der Lieferung eines Tanklastwagens.

In der Regel sind weibliche Familienmitglieder für die Versorgung zuständig. Sowohl im städtischen wie im ländlichen Indien sind häufig Frauen und besonders Mädchen mit schweren Wasserbehältern zu sehen. Die Dürre im vergangenen Sommers machte ihnen besonders schwer zu schaffen. Sie sind wegen Geschlecht und Kastenzugehörigkeit doppelt benachteiligt.

Selbst in normalen Zeiten stehen sie bei steigender Hitze lange Schlange. Streitigkeiten sind so häufig, dass der lokale Dialekt den Begriff „kozha adi sanda“ für sinnlose Keiferei verwendet. Wörtlich bedeutet er „Streit am Wasserhahn“. Tatsächlich stehen die Frauen aber unter immensem Druck. Oft fürchten sie, sie könnten nicht genug Wasser bekommen, und je länger sie anstehen müssen, desto weniger Zeit haben sie für andere Aufgaben. Wenn die Schlange lang ist, wollen manche aber auch mehr Gefäße als gewöhnlich füllen, und es gibt Ärger, wenn sie dabei eine unausgesprochene Grenze überschreiten. Für zusätzlichen Stress sorgt, dass die Frauen sehr früh aufstehen müssen, weil der Tankwagen schon morgens früh um fünf kommt.

Wasserholen bedeutet deshalb selbst in guten Zeiten Stress. Dürre macht alles noch schlimmer: Längere Schlangen, seltenere und weniger berechenbare Lieferungen stellen dann die Belastungsgrenzen der Frauen auf die Probe.