Soziale Sicherung
Antikoloniale Akteure
Spitzenpolitiker ehemaliger Kolonien wie Jawaharlal Nehru in Indien, Kwame Nkrumah in Ghana und Julius Nyerere in Tansania, um nur drei zu nennen, kannten sich mit der Sozialpolitik in Europa gut aus. Ihre Länder standen allerdings vor viel größeren Herausforderungen: Produktivität, Bildungsniveau, Infrastruktur – alles hinkte der reichen Welt hinterher. An progressiver Politik bestand aber immer großes Interesse.
Bis heute sind soziale Sicherungssysteme im kapitalistischen Süden schwächer, wobei manche Länder in Lateinamerika oder Ostasien etwas besser dastehen. Die Kluft zwischen armen und reichen Ländern bleibt aber riesig, sowohl in Hinsicht darauf, welcher Anteil der Bevölkerung Schutz genießt, als auch, wie hoch die Sozialausgaben sind. Grob geschätzt ist der Anteil der Sozialleistungen am Bruttoinlandsprodukt in Westeuropa fünfmal größer als in Afrika, Asien und pazifischen Ländern. Marktradikalismus hat indessen einen Wettlauf nach unten gestartet, und das europäische Sozialmodell gilt nicht mehr als Vorbild.