Mobilfunk
Per SMS mitreden
Tchadjei Ouro-Longa arbeitet für die Verwaltung der Stadt Sokodé in Togo. Der 35-Jährige hält sich aber oft bei Radiosendern auf und spricht dort direkt mit den Bürgern. Regelmäßig nimmt er an „interaktiven Sendungen" teil, erläutert den Haushalt der Stadt – und hört sich per Telefon die Beschwerden der Menschen an. „Sie wollen zum Beispiel wissen, was die Stadt mit dem Geld macht, das sie an Marktplatzgebühren einnimmt", erzählt Ouro-Longa. Der engagierte Togoer hat einen Job, den es nicht oft in Afrika gibt: Er ist Kommunikationsbeauftragter der Kommune und dafür da, über die Aktivitäten der Verwaltung zu informieren, den „Draht zu den Bürgern" herzustellen und auch Kritik entgegenzunehmen. „Uns hat sehr beeindruckt, dass die Menschen dabei kein Blatt vor den Mund nehmen", sagt die KfW-Projektmanagerin Maja Bott – auch Korruption und Misswirtschaft würden angesprochen.
In Togo, dem kleinen westafrikanischen Land mit rund sieben Millionen Einwohnern, gibt es zwar immer noch Repressionen. Aber aus Botts Sicht herrscht ein vergleichsweise „hohes Level an Pressefreiheit". Die KfW Entwicklungsbank unterstützt das Land dabei, die Regierungsführung zu verbessern und die Bürger bei Entscheidungen stärker einzubinden. Das trägt zu einer größeren Legitimität der Vorhaben, zu mehr Zufriedenheit bei den Menschen und damit zu wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung bei. Deutschland unterstützt über die KfW das Projekt mit fünf Millionen Euro, Togo übernimmt 815 000 Euro.
Mit dem Geld sollen in Sokodé und den zwei weiteren mittelgroßen Städten Kpalimé und Tsévié die lokalen Wirtschaftskreisläufe verbessert werden. Marktplätze und Busbahnhöfe werden modernisiert und ausgebaut. Die Planer berücksichtigen die Vorschläge, Wünsche und Ideen von Markthändlerinnen und Kunden.
Deren Meinungen werden künftig auch mit moderner Technik eingeholt. „70 Prozent der Menschen in den Städten Togos haben heute ein Handy", sagt Maja Bott – und diejenigen, die keines besitzen, können sich meist ein Mobiltelefon leihen. Für die systematische und breite Partizipation an kommunalen Entscheidungen eigne sich daher ein „Mobiltelefonie-basierter Bürgermonitoring-Ansatz". Dabei werden die Bürger über das Lokalradio aufgefordert, Anregungen, Kritik oder auch Zustimmung per SMS an eine zentrale Nummer zu schicken. Die Ergebnisse werden ausgewertet, online veröffentlicht, im Lokalradio kommuniziert und im Stadtrat vorgestellt.
Die Politiker erhalten so direkt Feedback und müssen viel stärker als früher auch Rechenschaft ablegen und ihre Arbeit transparent machen. Das Programm wendet sich besonders an Frauen und Jugendliche. „Wir beteiligen Jugendgruppen daran, die eintreffenden SMS zu bewerten", erläutert Maja Bott. Sie erhalten die SMS auf ihre Handys und veröffentlichen Nachrichten, die verständlich sind und keine Beleidigungen enthalten. Tchadjei Ouro-Longa sagt, dass sich die Kommunikation zwischen Bürgern und Kommunen spürbar verbessert habe. Der neue Haushalt der Stadt werde „partizipativ" unter Beteiligung aller sozialen Schichten erstellt – dazu gehörten die Markthändlerinnen genauso wie Jugendliche und Bauern. Durch das neue Programm, freut er sich, können noch mehr Menschen ihre Meinung sagen. Denn es sei einfacher und billiger, eine SMS zu schreiben oder eine Sprachnachricht zu hinterlassen, als selbst zum Rathaus zu gehen oder beim Radio in der Warteschleife zu landen. (miru)