Schulen

Es muss mehr passieren

In Subsahara-Afrika ist die Alphabetisierungsrate gestiegen, und der Zugang zum Internet ist besser geworden. Trotzdem muss noch viel geschehen, damit diese Weltregion aufholt.
In diesen 17 afrikanischen Ländern liegt die Alphabetisierungsrate noch immer bei unter 50 Prozent. stepmap.de In diesen 17 afrikanischen Ländern liegt die Alphabetisierungsrate noch immer bei unter 50 Prozent.

Die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) sammelt mit Hilfe nationaler Agenturen Daten zur Alphabetisierung. Die Statistiken zeigen, dass 2017 die Alphabetisierungsrate in Afrika südlich der Sahara bei 65 Prozent lag – also ein Drittel der Menschen ab 15 Jahren nicht lesen oder schreiben konnte. 1984 waren es 49 Prozent.

Durch die Millennium Development Goals der UN gab es mehr Gelder für Grundschulen; in vielen Ländern nahm die Unterstützung durch Geber zu. All das hat die Alphabetisierung gefördert, dennoch geht es zu langsam voran – und in der Realität steht es wohl schlechter, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Einige Länder setzen Einschulungsraten mit Alphabetisierung gleich, wovon die UNESCO abrät.

In afrikanischen Gesellschaften hat mündliches Lernen Tradition. Entscheidend sind Zuhören und Sprechen, während Schule mit Lesen und Schreiben in Verbindung gebracht wird. Diese kulturelle Orientierung besteht nach wie vor, und die Menschen setzen oft Schulbesuch und Alphabetisierung gleich. Für die Regierungen ist das politisch und finanziell sinnvoll: In den letzten Jahren hatte die Ausweitung der formalen Bildung Priorität – auf Qualität wurde nicht sonderlich geachtet.

Aus gutem Grund mahnte daher das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in seinem Bericht über die menschliche Entwicklung 2016, dass in vielen Ländern der Zugang zu Bildung besser geworden sei, die Qualität der Bildung sich aber nicht in gleichem Maße verbessert habe. Im 21. Jahrhundert geht es nicht mehr nur um das Lesen und Schreiben einfacher Inhalte. Es ist zudem wichtig, kritisch zu denken, kreativ zu sein, effektiv zu kommunizieren und mit anderen zu kooperieren. Außerdem ist digitale Kompetenz zentral.

Diese Tatsache hat zu Konzepten wie „Computerkompetenz“, „Medienkompetenz“ und „Informationskompetenz“ geführt. 2017 nutzten laut der International Telecommunication Union (ITU), einer UN-Agentur, nur etwa 22 Prozent der Afrikaner das Internet. Das ändert sich schnell: 2005 waren es lediglich 2,1 Pozent. Und dennoch hat die große Mehrheit der Afrikaner weiterhin keinen Internetzugang. Das hat auch mit der Infrastruktur zu tun, aber wer nicht lesen und schreiben kann, kann auch das Netz nicht sinnvoll nutzen.

Es ist daher bedenklich, dass 27 Prozent der Analphabeten in Afrika südlich der Sahara leben, wie die UNESCO schreibt, und in 17 Ländern nur 50 Prozent der Menschen oder weniger lesen und schreiben können.

Diese Länder sind arm und oft durch Bürgerkriege schwer angeschlagen. Armen Menschen geht es ums Überleben, nicht um Bildung. Am schwierigsten ist es, Kindern aus armen Gemeinschaften Bildung zu vermitteln – und in abgelegenen ländlichen Gebieten ist Armut am größten.

In den Ballungsgebieten Afrikas können die meisten Erwachsenen inzwischen lesen und schreiben, das erfordert das Stadtleben auch zunehmend, und das ist ein Erfolg. Ermutigend ist ebenfalls, dass laut ITU-Statistiken junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren das Internet fast doppelt so häufig nutzen wie die Gesamtbevölkerung. Allerdings sieht es in vielen ländlichen Gebieten anders aus – obwohl niemand abgehängt werden sollte.

Insbesondere Länder in Subsahara-Afrika verfolgen die Sustainable Development Goals; es wäre daher gut, wenn sie ihre Statistiksysteme vereinheitlichten. Alle Regierungen sollten das UNESCO-Handbuch „Grundsätze und Empfehlungen für die Volkszählung“ nutzen. Immer mehr Länder stärken ihre Datenagenturen, was den Regierungen hoffentlich das Messen von Alphabetisierung erleichtert. Aber auch die Bedürfnisse der digitalen Wirtschaft sind zu berücksichtigen – erfolgreiche Entwicklung hängt langfristig davon ab, ob diese erfüllt werden.


Alphonce Shiundu ist derzeit Chevening-Stipendiat und studiert Medien und Entwicklung an der University of Westminster in London.
https://twitter.com/Shiundu