Privatbanken

Kein Geld für Kohle

Durch die Finanzierung der Kohle-, Öl- und Gaswirtschaft tragen Banken stark zum Klimawandel bei. Eine aktuelle Studie untersucht die Geldflüsse großer Privatbanken – und zeigt auf, was sie tun müssen, um zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels beizutragen.
Demonstration gegen die Finanzierung fossiler Energien in Frankreich 2019. Julien Mattia/picture-alliance/dpa/Le Pictorium Demonstration gegen die Finanzierung fossiler Energien in Frankreich 2019.

Um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie im Pariser Klimavertrag vereinbart, dürfen keine zusätzlichen Kohle-, Öl- und Gasvorkommen ausgebeutet werden. Denn die Verbrennung der fossilen Ressourcen, die jetzt schon erschlossen sind, führt bereits dazu, dass das verbliebene Kohlenstoff-Budget überschritten wird. So steht es im Sonderbericht des Weltklimarats von 2018 zum 1,5-Grad-Ziel (siehe Lea Diehl und Sabine Balk in E+Z/D+C e-Paper 2018/12, Monitor).

Die Studie „Banking on climate change 2020“, die den Einfluss privater Banken auf den Klimawandel untersucht, zieht daraus den Schluss, dass es keine Finanzierung neuer fossiler Projekte mehr geben darf. Dennoch passiert das weiterhin in großem Stil: Die 35 untersuchten Privatbanken aus China, Europa, Japan, Kanada und den USA steckten demnach in den vier Jahren seit Verabschiedung des Pariser Abkommens (von 2016 bis 2019) insgesamt 2,7 Billionen Dollar in fossile Energien. Jedes Jahr sei mehr Geld geflossen als zuvor. Das meiste kam der Studie zufolge von den US-Banken JPMorgan Chase, Wells Fargo, Citi und Bank of America. Die kanadische Bank RBC landete auf Platz fünf. In Europa führt Barclays die Liste der Fossilfinanzierer an, in Japan ist es MUFG und in China die Bank of China.

Die Autoren sehen aber auch Fortschritte. So hätten mittlerweile 26 der 35 untersuchten Banken Richtlinien zur Einschränkung der Kohlefinanzierung, 16 Geldhäuser beschränkten außerdem die Finanzierung bestimmter Bereiche der Öl- und Gaswirtschaft. Verwunderlich sei das nicht – schließlich gehe es im globalen Finanzsystem stets um Risiko und Rendite. „Und kein Risiko für die Profite einzelner Unternehmen und des Finanzsystems als Ganzem ist größer als das, das die Klimakrise mit sich bringt.“ Zum finanziellen Risiko komme noch das Reputationsrisiko hinzu: Immer mehr Kunden und Bankmitarbeiter wollten nicht an der Finanzierung der Zerstörung der Erde beteiligt sein.

Richtlinien zur Beschränkung der Fossilfinanzierung sind der Studie zufolge eine Grundvoraussetzung – aber bisher viel zu schwach. Das zeige das Beispiel der französischen Bank BNP Paribas: Sie habe sich selbst mit die strengsten Vorgaben aller untersuchten Banken gegeben und dennoch ihre Kohlefinanzierung im vergangenen Jahr verdoppelt. Insgesamt gehe die Kohlefinanzierung weltweit zwar langsam zurück. Sie werde aber durch die zunehmende Finanzierung der Öl- und Gaswirtschaft mehr als überkompensiert.

Unterm Strich bescheinigt der Bericht dem Privatbankensektor „extreme Verantwortungslosigkeit“ in Bezug auf die Klimakrise. Der wachsende Druck, auch durch Bewegungen wie Fridays for Future, könne dazu führen, dass der Höhepunkt des Geldflusses in die Fossilwirtschaft bald ihren Höhepunkt erreichen wird. Ein Stagnieren auf hohem Niveau oder ein langsamer Rückgang reichten aber nicht aus, nötig sei vielmehr eine rapide und anhaltende Abnahme der Finanzierung, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die Autoren fordern die Banken dazu auf:

  • die Bedeutung der fossilen Energiewirtschaft als Hauptverursacher des Klimawandels sowie die Rolle der Banken als ihr Geldgeber explizit anzuerkennen,
  • jegliche Finanzierung von neuen fossilen Projekten einzustellen und von Unternehmen, die die Ausbeutung fossiler Energien und die entsprechende Infrastruktur (wie Kraftwerke und Pipelines) ausbauen,
  • die Finanzierung bestehender fossiler Projekte und Infrastruktur anhand eines konkreten Zeitplans auslaufen zu lassen, der dem 1,5-Grad-Ziel entspricht,
  • die Finanzierung von Projekten und Unternehmen auslaufen zu lassen, die Öl aus Teersand gewinnen, Öl oder Gas in der Arktis oder offshore fördern oder durch Fracking gewinnen, Flüssigerdgas herstellen, Kohle fördern oder Kohlestrom produzieren, und
  • alle Menschenrechte vollständig zu respektieren, vor allem die Rechte indigener Völker einschließlich ihrer Wasser-, Land- und Mitbestimmungsrechte, und jegliche Finanzierung von Projekten und Unternehmen einzustellen, die diese Rechte missachten.


Link
Rainforest Action Network, 2020: Banking on climate change. Fossil fuel finance report 2020.
https://www.ran.org/wp-content/uploads/2020/03/Banking_on_Climate_Change__2020_vF.pdf


Katja Dombrowski ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit /D+C Development and Cooperation.
euz.editor@dandc.eu

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