Rabindranath Tagore

Lehrer, Poet und Universalgelehrter

Rabindranath Tagore war in mehrfacher Hinsicht genial. Berühmt ist er vor allem, weil er als erster Nichteuropäer 1913 den Literaturnobelpreis gewann. Seine langfristige Bedeutung geht aber weit über seine Gedichte hinaus. Die Vishwa-Bharati-Universität, die er in Santiniketan gründete, besteht bis heute. Sie fördert nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Kunst und Kunsthandwerk. Zugleich betont sie den Wert der Natur.
Ein Chor in Bangladesch feiert das Erbe Tagores. Mustafiz Mamun/Lineair Ein Chor in Bangladesch feiert das Erbe Tagores.

Rabrindranaths Vater Debendranath Tagore war ein reformorientierter hinduistischer Theologe, der unter anderem gegen die Tradition der Witwenverbrennung kämpfte. Die Tagore-Familie erkannte das Potenzial der bengalischen Kreativität und tat ihr Bestes, um sie zu fördern. Die Tagores motivierten angesehene Damen aus Santiniketan, das Kunsthandwerk der Dorffrauen zu unterstützen.

Um das Denken der Menschen zu ändern und Emanzipation zu fördern, nutzten die Tagores Kunst, Literatur und Kultur generell. Ihr Verständnis von Entwicklung war holistisch und auf Inklusion ausgerichtet. Rabindranath schrieb auch Lieder, die im Kampf gegen die Kolonialmacht identitätsstiftend wirkten. Politische Unabhängigkeit reichte aber nicht – wirtschaftliche Freiheit war ebenso wichtig, und zwar besonders für Frauen. In diesem Kontext war es stimmig, Kunsthandwerk zu fördern. Kantha-Stickereien waren dabei als Frauentradition besonders relevant. Rabindranath Tagore war klar, dass Frauen Geld verdienen mussten.