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Familienplanung

Schnelles Bevölkerungswachstum

Mit über 200 Millionen Menschen ist Pakistan eins der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Aufgrund der hohen Geburtenrate von durchschnittlich vier Kindern pro Frau wird erwartet, dass es bis 2050 Indonesien und Brasilien überholt. Dann würde Pakistan den vierten Rang in der weltweiten Statistik belegen. Dabei hat das Land lange versucht, sein Bevölkerungswachstum einzudämmen.

Familienplanung unterstützt Pakistan seit den 1960ern und war das erste südasiatische Land, das damit anfing. Diese Politik zeitigte aber lange kaum Ergebnisse. Laut Kritikern lag das an wirkungslosen Konzepten, schlechtem Management und generell geringer Maßnahmenqualität.
Auch kulturelle und sozioökonomische Faktoren spielten eine Rolle:

  • die starke Präferenz für Söhne, die später ihre alten Eltern versorgen,
  • der Wunsch nach einer großen Familie und
  • frühe Heirat.

Relevant waren auch das geringe Bildungsniveau und die hohe Kindersterblichkeit. Wegen ihr wollten Eltern mehrere Kinder habe, damit wenigstens einige überleben würden. Bis in die 1980er Jahre gebar eine durchschnittliche pakistanische Frau noch sechs oder sieben Kinder. In den 1990ern gab es Fortschritte. Von 1990 bis 1997 zeigen die Statistiken einen konstanten Rückgang der Geburtenrate auf im Schnitt vier Kinder pro Frau.

Dem entsprach bei der Volkszählung von 1998 dann der Rückgang des Bevölkerungswachstums von drei Prozent in den 1980ern auf 2,6 Prozent. Wesentlich war dafür der stark gestiegene Gebrauch von Verhütungsmittel. Nutzten sie in den 1980ern nur zehn Prozent der Frauen, so waren es 1997 bereits 24 Prozent. Der Trend war auch auf bessere sozioökonomische Bedingungen, mehr Bildung und Massenmedien zurückzuführen.

Regierungshandeln spielte ebenfalls eine positive Rolle. Sowohl Qualität als auch Quantität der Beratungsangebote nahmen zu. Unterschiedliche soziale Gruppen wurden angesprochen, auch in ländlichen Gebieten wurde für Verhütungsmittel geworben. Das nationale Fernsehprogramm warb für kleinere Familien und thematisierte sowohl reproduktive Gesundheit als auch Verhütung. Solche Serien waren beliebt.

Doch der demografische Wandel stockt seit der Jahrhundertwende. Die Geburtsrate sank zwar noch, aber nur noch langsam. Den offiziellen Pakistan Demographic Health Surveys zufolge sank die Zahl der Geburten pro Frau von durchschnittlich 4,1 im Jahr 2006 auf 3,6 zwischen 2017 und 2018. In diesem Tempo wird Pakistan noch mehr als vier Jahrzehnte brauchen, um das Reproduktionsniveau von 2,1 zu erreichen, das eine weitgehend stabile Bevölkerungsgröße bedeutet, wie sie beispielsweise Bangladesch längst erreicht hat (siehe Najma Rizvi in E+Z/D+C e-paper 2018/07, Debatte).

Die gebremste Dynamik hat verschiedene Gründe. Immer noch werden in Pakistan Ehen in einem sehr jungen Alter geschlossen. Die Kultur ist konservativ und das Familiensystem patriarchal. Aus sozioökonomischen Gründen bevorzugen Familien Jungen, denn Töchter verlassen ihre Familie mit der Hochzeit und kümmern sich später um die Schwiegereltern, nicht um die eigenen Eltern.

Doch Pakistans vergleichsweise schnelles Bevölkerungswachstum hemmt seine Entwicklungschancen. Nachhaltige Resultate wird es nur geben, wenn Mädchen bessere Bildungschancen und Frauen mehr Erwerbsmöglichkeiten bekommen. Zudem muss ihre Gesundheitsversorgung verbessert werden.