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Hochwasser

Pakistan zahlt hohen Preis für Klimaanpassung

Pakistan hat zur globalen Erhitzung kaum beigetragen, leidet nun aber unter den Folgen. Die Politiker haben Klimaanpassung auf unverantwortliche Weise vernachlässigt.
Flüchtende auf einer überschwemmten Fernstraße in Sindh. picture alliance / EPA / REHAN KHAN Flüchtende auf einer überschwemmten Fernstraße in Sindh.

Nach heftigen Regenfällen hat Hochwasser Häuser, Straßen und Ernten zerstört. In weiten Teilen Pakistans sind Infrastrukturen wie Schulen, Gesundheitszentren und das Stromnetz ausgefallen. Die ohnehin kränkelnde Volkswirtschaft steht vor dem Kollaps.

Die unerwartet starken Niederschläge starteten Mitte Juni und haben das Leben von 33 Millionen Menschen beeinträchtigt. Hunderte verloren laut der nationalen Behörde für Katastrophenmanagement ­(NDMA – National Disaster Management Authority) ihr Leben und Hunderttausende ihr Heim, als Städte und Dörfer überschwemmet wurden. Sie mussten in Notlager und an andere sichere Orte fliehen.

Wegen der Ausfälle sind die Lebensmittelpreise in die Höhe geschossen. Die Ernährungssicherheit ist vielfach prekär. Anfang September war ein Drittel des Landes unter Wasser, sodass auch die nächste Saat ausfallen kann. Fachleute schätzen, dass mehr als 900 000 Nutztiere verendeten.

Internationale Unterstützung

Pakistan hat hohe Schulden, die öffentlichen Kassen sind leer. Internationale Entwicklungsinstitutionen haben ihren Aufwand erhöht, um Menschen vor Hunger, extremem Wetter und Infektionskrankheiten zu schützen. Bei einem Besuch in Pakistan sagte UN-Generalsekretär António Guterres, internationale Unterstützung sei eine Sache der Gerechtigkeit. Die Regierung schätzt die Schadenshöhe auf 30 Milliarden Dollar.

Pakistanische Staatsbedienstete und Fachleute betonen, die Bevölkerung leide unter den Folgen des Klimawandels, zu dessen Entstehung sie kaum beigetragen hat. Hier leben fast drei Prozent der Weltbevölkerung, die aber nur knapp ein Prozent der Emissionen verursachen. Zum Vergleich: Deutschland kommt mit einem Prozent der Menschheit auf rund zwei Prozent der Klimagase.

Der Begriff „Klimakatastrophe“ passt. Erst hatten wir eine ungewöhnliche Hitzewelle und dann einen besonders heftigen Monsun. Die ausgetrockneten Böden nehmen Wasser besonders schlecht auf. Wegen der rasanten Gletscherschmelze führen die Flüsse obendrein besonders viel Wasser.

Politisch und ökonomisch traf das Desaster Pakistan unvorbereitet. Vor wenigen Monaten verlor Premierminister Imran Khan sein Amt, und die neue Regierung stützt sich auf eine zerstrittene Koalition aus vielen Parteien (siehe Marva Khan auf www.dandc.eu). Ende August stimmte der Internationale Währungsfonds (IWF) einem 1,1 Milliarden Dollar teuren Kredit zur Wiederbelebung der Wirtschaft zu.

Pakistanische Politiker fordern jetzt Reparationen, weil die Nation ein unschuldiges Opfer einer von anderen verursachten Katastrophe sei. Richtig ist, dass unser Land wenig zum Klimawandel beigetragen hat, aber sträflicherweise haben unsere Staatsinstitutionen die Anpassung daran vernachlässigt. Schlechte Amtsführung, ungenügende Planung und der Mangel an Anpassungsstrategien haben das Desaster verschlimmert.

Dabei spielt eine Rolle, dass Pakistans Kommunalverwaltungen schwach sind und dass Regeln oft gebrochen werden. Viele zerstörte Häuser standen unzulässig nahe an Flussufern. Die Armut zwingt viele Menschen, eigentlich ungeeignetes Land zu besetzen und besiedeln. Die Lehmhütten vieler armer Familien wurden schnell weggespült. Aber auch feste Strukturen aus Ziegelsteinen – Häuser, Restaurants, Hotels – waren fehlplatziert und hielten den Fluten nicht stand.

Nicht aus Erfahrung gelernt

Ähnliche Schäden gab es schon 2010, als ebenfalls weite Teile Pakistans überflutet wurden. Aus diesen Erfahrungen wurde nichts gelernt. Die Provinzregierungen und Kommunen sorgten nicht für die Einhaltung aller Bauvorschriften. Diesmal stieg das Wasser noch höher und verursachte noch größere Schäden.

Keine Bundes- und Provinzregierung hat das Land auf den Klimawandel vorbereitet. Die Klimakrise wurde nicht beachtet. Pakistan braucht dringend Anpassungsstrategien und muss sie dann auch zügig umsetzen, andernfalls drohen künftig noch größere Schäden. Wir haben die globale Erwärmung nicht verursacht, aber wenn wir uns nicht besser vorbereiten, werden wir nicht in der Lage sein, sie zu bewältigen.


Imran Mukhtar ist Journalist und lebt in Islamabad.
imranmukhtar@live.com

 

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.