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Migration

Wenn Heimatüberweisungen ein Viertel zum BIP beitragen

Migration aus wirtschaftlichen Gründen gilt normalerweise als freiwillig – dabei kann sie durch unfreiwillige Aspekte wie Schuldknechtschaft motiviert sein. Was aussieht wie eine individuelle Entscheidung, kann außerdem im größeren Maßstab wichtig für ein ganzes Land sein. Nepals Wirtschaft hängt beispielsweise davon ab, dass Nepalesen im Ausland arbeiten.
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Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Nepal liegt unter 900 Dollar jährlich. Das Land steckt aus verschiedenen Gründen in der Armut fest: Es erlebte bis 2006 ein Jahrzehnt voller bewaffneter Konflikte (siehe hierzu auch meinen Beitrag auf der E+Z/D+C-Plattform) und im April 2015 ein verheerendes Erdbeben. Auch Covid-19 (siehe Jonathan Menge im Covid-19-Tagebuch auf unserer E+Z/D+C-Plattform) sowie Überflutungen und Erdrutsche verschärfen die Situation. Laut dem offiziellen nepalesischen Bericht zur Arbeitsmigration haben allein in den Jahren 2017/2018 und 2018/2019 beinahe 600 000 amtlich registrierte Personen das Land verlassen. Hinzu kommen jene ohne gültige Papiere.

Die nepalesische Regierung erkennt an, dass Arbeitsmigration ins Ausland für die Wirtschaft eine wesentliche Rolle spielt. Laut Weltbank machen die damit verbundenen Überweisungen knapp ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Viele Nepalesen kehren zudem besser qualifiziert in ihre Heimat zurück. Was seltener gesagt wird: Ohne Migration wäre der Wettbewerb in Nepal härter, was destabilisierende Folgen für das Land hätte.

Manche Migranten zahlen allerdings einen hohen Preis. So sorgte etwa die Ausbeutung ausländischer Arbeiter auf den Baustellen der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar weltweit für Schlagzeilen. Die nepalesischen Zeitungen sind voll von Geschichten über das Leid der Migranten: Ihre Löhne werden einbehalten, sie machen massenhaft Überstunden oder müssen ihre Identitätsnachweise abgeben. Zudem droht vielen die Denunzierung gegenüber Behörden, physische und sexuelle Gewalt sowie Zwangsarbeit. Auch Menschenhandel und Prostitution sind ein großes Problem (siehe Haupttext).

Laut Verité, einer zivilgesellschaftlichen Organisation mit Sitz in den USA, lassen sich nepalesische Arbeiter auch deshalb auf sehr harte und sogar illegale Arbeitsbedingungen im Ausland ein, weil in Nepal selbst Menschenhandel, Schuldknechtschaft und Kinderarbeit seit Langem verbreitet sind. Felipe González Morales, der UN-Sonderberichterstatter zu den Menschenrechten von Migranten, kam Anfang 2018 zu ähnlichen Schlüssen. Er bemängelte, dass die Regierung ihre Reformen nicht effektiv genug umgesetzt habe, um die Lage zu verbessern.

Dennoch ist nicht alles schlecht. Im aktuellen TIP-Bericht über Menschenhandel (Trafficking in Persons Report) des US-Außenministeriums ist Nepal in die Kategorie 2 eingestuft. Das bedeutet, es erfüllt zwar nicht alle Mindeststandards, um Menschenhandel zu unterbinden, aber unternimmt zumindest erhebliche Anstrengungen. Beispielsweise ist Nepal kürzlich dem UN-Protokoll zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels (Protocol to Prevent, Suppress and Punish Trafficking in Persons, especially Women and Children) beigetreten.


Rukamanee Maharjan ist Juradozentin an der Tribhuvan-Universität in Kathmandu.
rukumaharjan@gmail.com

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.