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HIV

Schutz aus der Tube

Lange wurde geforscht, nun gibt es einen kleinen Durchbruch: Erstmals ist erwiesen, dass der Wirkstoff eines antiretroviralen Medikaments die Ansteckungsgefahr mit dem Aids­erreger HIV mindern kann. Das legt eine aktuelle Studie nahe.

Forscher haben erwiesen, dass die Wirkstoffe, die in antiretroviralen Medikamenten verwendet werden, auch prophylaktisch wirken. In Zukunft könnten sich Frauen möglicherweise mit einem Vaginalgel gegen Aids schützen. Laut einer Studie, die das südafrikanische Forschungsinstitut Caprisa auf der Weltaidskonferenz in Wien im Juli vorgestellt hat, senkte die Anwendung eines Vaginalgels, das den Wirkstoff Tenofovir enthielt, die Ansteckungsgefahr von Frauen um 39 Prozent.

Bei denjenigen, die das Gel sehr regelmäßig angewendet haben, sank die Infektionshäufigkeit sogar um 54 Prozent und bei denjenigen, die es nur bei der Hälfte ihrer Sexualkontakte verwendeten, sank das Ansteckungsrisiko nur um 28 Prozent. An der Studie, die von Mai 2007 bis Januar 2009 lief, hatten knapp 900 Frauen in der südafrikanischen Prozinz KwaZulu-Natal teilgenommen. Finanziert haben sie USAID und die südafrikanische Regierung.

Das ist „ein wichtiger Meilenstein in der HIV-Prävention“, sagte Zeda Rosenberg, die die International Partnership for Microbicides (IPM) leitet. Ähnlich äußerten sich auch zahlreiche andere Organisationen. Bis das Gel aber tatsächlich Frauen zugute kommt, ist es noch ein langer Weg. Zwar ist die Signifikanz der Ergebnisse unbestritten. Allerdings müssen weitere Studien die Wirksamkeit noch belegen. Derzeit läuft bereits eine solche Studie des Microbicide Trials Network (MTN) an der Universität in Pittsburgh, Ergebnisse werden 2013 erwartet.

„Wenn dann irgendwann die Zulassung bevorsteht, werden wir wohl alle sehr aufgeregt sein“, sagt Nomfundo Eland. Sie arbeitet für die südafrikanische Nichtregierungsorganisation Treatment Action Campaign (TAC) und ist Vorsitzende des nationalen Aidsrates in Südafrika. Im Moment ist sie aber noch zurückhaltend. Es sei sehr wichtig, Frauen die Möglichkeit zu geben, dass sie sich unabhängig von ihren Partnern vor dem Virus schützen können, so Eland. Denn: „Nicht viele Frauen schaffen es, ihre Partner von Kondomen zu überzeugen.“ Doch gerade in Hochrisikoländern wie Südafrika stecken sich besonders viele Frauen mit dem tödlichen Virus an.

Bisher sind Frauenkondome die einzige Möglichkeit eines unabhängigen Schutzes. Doch die sind in vielen Ländern kaum bekannt. Laut Eland nutzen Frauen in Südafrika die für sie hergestellten Kondome zwar gerne. Doch sie sind schwer zu bekommen. „Unternehmen produzieren sie nicht, weil sie glauben, dass es keine Nachfrage gibt“, sagt Annet Neijmeijer, die bei der Kampagne für universellen Zugang zu Frauenkondomen arbeitet.

Ihre Organisation ist davon überzeugt, dass es eine Nachfrage gibt. Wo Frauenkondome bekannt und verfügbar seien, würden sie sehr häufig genutzt, so Neijmeijer. Wo sie jedoch unbekannt seien, würden sie logischerweise auch nicht nachgefragt. Doch bisher gibt es kaum Hersteller.

Neijmeijer und ihre Mitstreiterinnen sind davon überzeugt, dass die größere Verbreitung von Frauenkondomen den Handlungsspielraum von Frauen erweitert, weil sie unabhängiger handeln können. Eland von TAC ist da etwas skeptisch. Aus ihrer Erfahrung sei der Gebrauch in der Partnerschaft ebenso schwer durchzusetzen wie bei herkömmlichen Präservativen. Aber auch für sie steht fest: je mehr Möglichkeiten Frauen haben, sich zu schützen, desto besser. (cir)