Häusliche Gewalt
Unsichtbarer Krieg gegen Frauen
2020 wurden laut Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) weltweit etwa 47 000 Frauen und Mädchen von Partnern oder anderen Familienmitgliedern getötet. Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt zudem, dass eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt erfährt. Täter sind oft Intimpartner. Die Zahlen zeigen, dass nicht nur öffentliche Kriege und Unruhen für Frauen verheerend sind. Gegen Frauen wird in ihrem Zuhause und in ihrem privatesten Bereich Krieg geführt. Das Ausmaß ist nicht dokumentiert, aber es gibt ähnlich viele Todesfälle durch häusliche Gewalt wie durch bewaffnete Konflikte.
Überall auf der Welt werden Frauen missbraucht
Ein Weltbank-Bericht belegt, dass 35 Prozent aller Frauen eine Form von häuslicher Gewalt erleben.
Gewalt kommt in allen Kulturen vor, unabhängig von Religion oder BIP. Gewiss sind mancherorts patriarchalische Strukturen stärker ausgeprägt, und Frauen sind im Krieg gefährdeter als in Friedenszeiten. Aber weltweit werden Frauen missbraucht, täglich werden ihre Rechte verletzt – in den USA, Deutschland und Kolumbien ebenso wie in Myanmar, Nigeria und Afghanistan.
Diese Realität darf nicht ignoriert werden. In der Sexualerziehung müssen Jugendliche lernen, sexualisierte Gewalt zu verhindern, darauf zu reagieren und gewaltfreie Beziehungen zu führen. Regierungen und Zivilgesellschaft müssen handeln. Ohne nachhaltige Gendergerechtigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch in den privatesten, ist das fünfte UN-Nachhaltigkeitsziel – die Gleichstellung der Geschlechter – nicht zu erreichen.
Chilenische Feministinnen schrieben vor ein paar Jahren ein Lied namens „El violador eres tú“ (Der Vergewaltiger bist Du). Meist wird es mit „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ falsch übersetzt – womöglich, um die harte gesellschaftliche Anklage abzuschwächen.
Ihr Lied begann so:
„Das Patriarchat ist ein Richter,
der uns dafür verurteilt, dass wir geboren wurden,
und unsere Strafe
ist die Gewalt, die ihr nicht seht [sehen wollt].“
Fabio Andrés Díaz Pabón ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am African Centre of Excellence for Inequality Research (ACEIR) an der Universität Kapstadt und beschäftigt sich mit nachhaltiger Entwicklung und der African 2063 Agenda.
fabioandres.diazpabon@uct.ac.za