Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Umweltschonende Stromgewinnung

Energie für die Wende

Grüne Energie-Technologien sind nicht immer umweltfreundlich. Ihre Herstellung geht oft mit ökologischen und sozialen Nachteilen für Entwicklungsländer einher.
Deforestation of the rainforest for palm oil plantations in Sumatra. Photoshot/picture-alliance/dpa Deforestation of the rainforest for palm oil plantations in Sumatra.

Die Energiewende ist ein großes Thema in Deutschland. Sie bedeutet, dass das Land in absehbarer Zeit aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Wind und Sonne mit Strom versorgt werden soll. Kraftwerke, die durch umweltschädliche fossile Brennstoffe und Atomkraft betrieben werden, sollen stufenweise abgeschaltet werden.

Aber man braucht auch Energie, um Benzin aus Pflanzen zu gewinnen oder um Sonnenkollektoren herzustellen. AfricAvenir International, eine Nichtregierungsorganisation aus Berlin, macht darauf aufmerksam, dass alternative Energien nicht notwendigerweise auf sozial verantwortliche Weise produziert werden. „Wir brauchen nicht nur eine grüne Wirtschaft, sondern auch eine grüne Demokratie“, sagt AfricAvenir-Aktivistin Usha Ziegelmayer.

Silas Siakor vom Sustainable Development Institute in Liberia sieht dies ähnlich. Ungefiltertes Palmöl ist eines der natürlichen Rohstoffe, um Biotreibstoff herzustellen. Afrikanische Politiker wollen, dass ihre Länder in diesen neuen Markt einsteigen. Das Problem dabei sei, sagt Siakor, dass der weitflächige Anbau von Ölpalmen große Nachteile bringe. Auf einer Konferenz des Bonn International Centre for Conversion (BICC) Ende April wies er darauf hin, dass Wald abgeholzt würde und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben würden, um große Monokulturflächen zu erhalten.

Private Firmen kontrollieren inzwischen mehr als fünf Millionen Hektar in Liberia, berichtet Siakor. Das ist mehr als die Hälfte des Ackerlandes. Die Unternehmen bekommen von der Regierung Leasing-Verträge mit 30 bis 60 Jahren Laufzeit. Landkäufe im großen Stil durch multinationale Unternehmen führen oft zu Konflikten in den betreffenden Ländern. Vertriebene Kleinbauern wandern in die Städte ab; andere ziehen in Gegenden, wo Großplantagen angelegt werden, in der Hoffnung, Arbeit zu finden. Obendrein gibt es Konflikte über Einkommensverteilung, sagt Michael Brüntrup vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien hat noch weitere negative Folgen. Ein Beispiel ist der umweltzerstörende  Abbau von Mineralien. Marie Müller vom BICC erklärt, dass Bauxit die Basis der Aluminiumproduktion ist – dies wiederum braucht man zum Bau von Windrädern zur Energiegewinnung. Seltene Erden sind notwendig, um Solarzellen herzustellen. Diese Rohmaterialien werden in der Regel im oberflächennahen Tagebau gefördert, wobei enorm viel Wasser verbraucht und das Erdreich abgetragen wird.

2009 schätzte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dass in den 1990er Jahren weltweit 18 Kriege wegen  natürlicher Ressourcen geführt wurden. Darüber hinaus gibt es zahllose Konflikte um den Zugang zu Wasser, Land und Schürfrechten.

Letztendlich sind nationale Regierungen, private Unternehmen und Konsumenten gemeinsam dafür verantwortlich, dass in der Rohstoffproduktion die Menschenrechte respektiert werden, sagt der liberianische Umweltschützer Siakor: „Hier geht es nicht nur um neue Technologien. Als globale Gemeinschaft müssen wir darüber reden, wie wir alle unseren Lebensstil ändern können.“

Sheila Mysorekar