Bildung
Bilinguale Lehrerausbildung
Heute steht Quechua auf dem Stundenplan. „Schüler wie David sind eine große Hilfe – er spricht perfekt Quechua und manchmal frage ich ihn nach der korrekten Aussprache“, sagt Lehrerin Christina Prado.
David kommt aus einem Dorf und spricht mit seinen Eltern nur Quechua. Erst in der Schule hat er Spanisch gelernt. Quechua ist Pflichtfach für angehende Lehrer, denn der plurikulturelle bolivianische Staat legt Wert darauf, dass grundsätzlich alle Kinder auch in der Schule in ihrer Muttersprache angesprochen werden (siehe Artikel hierzu). Es gibt für die angehenden Lehrer aber nur vier Unterrichtsstunden pro Woche – zu wenig, um die indigene Sprache richtig zu lernen. Als Lehrer sollen die Studenten später aber sogar andere Fächer auf Quechua unterrichten. „In den ländlichen Grundschulen wird noch auf Quechua unterrichtet, aber sobald der Lehrstoff schwieriger wird, steigen die meisten Lehrer auf Spanisch um“, erzählt David.
Er weiß, dass noch einiges fehlt, bis das Konzept einer zweisprachigen interkulturellen Bildung aufgeht. „Es geht nicht darum, unbedingt nur noch Quechua zu unterrichten, sondern beide Sprachen gleichwertig zu verwenden“, erläutert David seine Sicht der Dinge. Für ihn ist es aber schon ein Gewinn, dass seine Kommilitonen überhaupt Quechua lernen. „Früher war es mir peinlich, meine Sprache zu sprechen. Heute spreche ich sie mit Stolz!“ David will sich hier ausbilden lassen und dann später zurück in sein Heimatdorf gehen, um an seiner ehemaligen Grundschule zu unterrichten. Die meisten Lehramtsstudenten aber werden wohl an die Stadtschulen gehen und auf Spanisch unterrichten. (lv/cp)