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Landwirtschaft

Warum Ernteversicherungen und Wetterprognosen zusammenhängen

Kleinbauern in Afrika haben mit vielen Risiken zu kämpfen – manche davon hängen mit dem Klimawandel zusammen. Spezifische Wettervorhersagen und Ernteversicherungen können helfen, Verluste zu verringern und die Ernährungssicherheit zu verbessern. Beides zu verbinden ist besonders sinnvoll.
Bei Erdnüssen gab es in Sambia große Ernteausfälle. Boethling/GIZ Bei Erdnüssen gab es in Sambia große Ernteausfälle.

Dürren, Stürme und Überschwemmungen stellen eine Bedrohung für Bauern auf der ganzen Welt dar. Doch die Schäden, die dadurch entstehen, lassen sich durch genaue Wettervorhersagen verringern. Wenn Landwirte vorgewarnt sind, können sie entsprechende Maßnahmen ergreifen.

In den Industrieländern sind auf die Landwirtschaft zugeschnittene Wetterprognosen Standard. Sie erhöhen die Resilienz, da sie den Bauern ermöglichen, bessere Entscheidungen zu treffen. In armen Ländern stellt sich die Lage anders dar: Während Europa pro Kopf und Jahr etwa 16 Dollar für Wetterdienste ausgibt, sind es in Afrika nur zwei Dollar. Somit sind Wettervorhersagen dort oft weniger genau, aktuell und nützlich.

Gleichzeitig können Ernteversicherungen dazu beitragen, finanzielle Risiken zu verringern. Ein wichtiges Instrument sind sogenannte Wetterindex-Versicherungen. Dabei hängt die Auszahlung von vorher festgelegten Wetterdaten ab. Für Entwicklungsländer ist dieser Ansatz besonders geeignet, denn er erfordert weit weniger Aufwand als Versicherungen, die an tatsächlich entstandene Schäden gebunden sind, die vor Ort dokumentiert und überprüft werden müssen.

In Industrieländern sind verschiedene Arten von Versicherungen verbreitet, die Landwirte gegen Verluste durch Naturkatastrophen absichern. In den USA sind beispielsweise mehr als 80 Prozent der großen Getreideanbaugegenden versichert. Im Unterschied dazu haben Kleinbauern in Entwicklungsländern in der Regel keine Versicherung.


Unterschiedliche Instrumente

Klimadienstleistungen und Versicherungen sind zwei unterschiedliche Instrumente. Beide helfen Bauern dabei, besser mit den zunehmenden Risiken durch immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse klarzukommen. Klimadienstleister erheben nicht nur relevante Daten, sie sorgen auch für ihre gezielte Verbreitung. Versicherungen hingegen schützen Einzelpersonen, kleine Unternehmen oder auch ganze Länder vor Verlusten. Deshalb ruft die Globale Kommission für Anpassung – eine 2018 gegründete Initiative von 23 Ländern, darunter Deutschland – Regierungen und die Privatwirtschaft auf, sowohl Klimadienstleistungen auszuweiten als auch Klimarisikoversicherungen für Kleinbauern zu erproben.

Wetterindex-Versicherungen sind für Entwicklungsländer eine gute Option. Die Versicherung zahlt, wenn beispielsweise die Niederschläge in einem bestimmten Zeitraum unterhalb einer vorab festgelegten Menge bleiben – oder wenn sie über einen Maximalwert hinausgehen. Ähnliche Indexe können für Stürme, Hitzewellen und anderes festgelegt werden. Die Auszahlungen werden automatisch veranlasst, sobald lokale Wetterstationen oder Wettersatelliten melden, dass der Grenzwert überschritten ist.

Dass Bauern ihre Ernteausfälle gegenüber der Versicherung nicht nachweisen müssen, ist ein wichtiger Faktor. Das hält Aufwand und Kosten auf beiden Seiten klein, und das Geld kann schneller ausgezahlt werden. Auch die Versicherungsprämien sind dadurch niedriger.

Indexversicherungen haben aber auch Nachteile. Beispielsweise können die tatsächlichen Schäden höher oder niedriger sein als die Auszahlungen. Das passiert etwa, wenn auf der versicherten landwirtschaftlichen Fläche mehr oder weniger Regen fällt als im regionalen Mittel. Zudem schützt die Versicherung nicht vor Schäden, die andere Ursachen haben.

„Bauern haben es in der Regel mit vielfältigen Risiken zu tun“, sagt Claudia Ringler vom International Food Policy Research Institute (IFPRI). Dazu gehören Schädlinge, Preissteigerungen bei Produktionsmitteln, gesundheitliche Probleme oder Todesfälle in der Familie. Versicherungen decken aber nur klar eingegrenzte Wetterereignisse ab. Ringler zufolge müssen Indexversicherungen mit Risikomanagement auf anderen Ebenen verknüpft werden.

In einem ersten Schritt wäre es sinnvoll, die Verbreitung von Wetterindex-Versicherungen mit besseren Wetterinformationen zu verbinden. Die beiden Ansätze sind von gegenseitigem Nutzen. Je besser sie die Wetterrisiken verstehen, desto eher sind Bauern gewillt, Ernteversicherungen abzuschließen. Gleichzeitig hilft es ihnen, auf Wetterrisiken adäquat zu reagieren – was die Wahrscheinlichkeit von Verlusten verringert und langfristig zu niedrigeren Versicherungsprämien führt. Diese können sich wiederum mehr Kleinbauern leisten.


Sambias Initiative

Sambias Regierung arbeitet – zusammen mit Unternehmern und Gebern – daran, Klimarisikoversicherungen und Klimadienstleistungen stärker zu verbinden. In Sambia gibt es rund 1,5 Millionen Kleinbauern, die regenabhängige Landwirtschaft betreiben. Der Klimawandel verringert ihre Erträge und erhöht ihre Verluste, die nach der Ernte auftreten.

Der sambische Wetterdienst hat es sich zum Ziel gesetzt, verlässlichere Klima- und Wetterinformationen bereitzustellen. Allerdings legt die nationale Klimapolitik keinen Schwerpunkt auf Meteorologie, und das Netz der Wetterstationen ist auch nicht dicht genug, um alles abzudecken.

„Derzeit haben wir im ganzen Land rund 41 manuell betriebene Wetterstationen und 107 automatische“, sagt Micah Namukoko vom sambischen Wetterdienst. Das reiche nicht aus. „Wir bräuchten eine manuelle Station in jedem der 117 Distrikte und eine automatische in jedem unserer mehr als 1800 landwirtschaftlichen Gebiete“, betont die Meteorologin.

Wetterindexbasierte Versicherungen für Kleinbauern sind in Sambia noch relativ neu. Mangelndes Technisches Know-how und fehlende Monitoringsysteme sind große Herausforderungen. Außerdem gibt es nicht genügend Programme, um die Bauern über Ernteversicherungen zu informieren. Es würden mehr Versicherungen abgeschlossen werden, wenn mehr Landwirte über sie Bescheid wüssten und wenn die Versicherungen besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten wären.

Das Projekt CRIIZ (Climate Risk Insurance and Information in Zambia) zielt darauf ab, Klimadienste und Ernteversicherungen stärker miteinander zu verbinden. Es wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt. In Zusammenarbeit mit Sambias Landwirtschaftsministerium und anderen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Partnern will CRIIZ den Zugang von 100 000 Bauern zu Informationen über Klimarisiken verbessern sowie 30 000 Bauern eine Versicherung gegen Klimarisiken verschaffen.

Das Projekt legt besonderen Wert auf die Einbeziehung des Privatsektors. Beispielsweise unterstützte es in der vergangenen Anbauperiode Agrarunternehmen dabei, mehrere tausend Bauern mit einer Klimarisikoversicherung auszustatten. Die Hoffnung ist, mit zunehmender Anzahl solcher privatwirtschaftlicher Lösungen ein nachhaltiges System für wetterbasierte Indexversicherungen für Landwirte aufbauen zu können.

Community Markets for Conservation (COMACO) ist ein Beispiel für eine sambische Firma, die ihre Anfälligkeit für Klimarisiken verringern will. Das Sozialunternehmen setzt sich für Artenschutz ein und bildet Kleinbauern in nachhaltiger Landwirtschaft weiter. Mit Hilfe des BMZ-Vorhabens „Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ konnte COMACO seit 2015 mehr als 130 000 Bauern unterstützen und 2020 einen Gewinn von 890 000 Dollar erzielen (siehe Kasten).

COMACO kauft landwirtschaftliche Produkte wie Erdnüsse und Sojabohnen, verarbeitet sie und verkauft die so entstandenen höherwertigen Lebensmittel in ganz Sambia. In jüngerer Zeit führten Wetterex­treme allerdings zu großen Ernteeinbußen, besonders bei Erdnüssen. Das führte zu einem gesteigerten Interesse der Firma an besseren Wettervorhersagen.


Bauern einbeziehen

Grundlegend sowohl für die Bereitstellung maßgeschneiderter Wetterinformationen als auch für effektive Klimaversicherungsprodukte ist es, die Bedürfnisse der Bauern genau zu kennen. Doch in Sambia gibt es keinen guten Mechanismus, um sie einzubeziehen. Um dieses Manko zu beheben, führt CRIIZ Befragungen von Erdnuss- und Milchbauern in der Ost- und der Südprovinz Sambias durch. Ziel ist es, herauszufinden, welche Informationen die Bauern brauchen, um ihre Praxis besser anpassen zu können. Die Untersuchung nutzt das Evaluierungssystem Participatory Integrated Climate Services for Agriculture (PICSA), das laut Peter Dorward, der an der Universität Reading lehrt und an der Entwicklung des Systems beteiligt war, bereits gute Ergebnisse in 20 Ländern gebracht hat.

Angesichts der globalen Klimakrise ist es sinnvoll, spezifische Wetterinformationen und maßgeschneiderte wetterbasierte Ernteversicherungen zusammenzubringen – und zwar nicht nur in Sambia.
 

Till Below arbeitet für die GIZ im Projekt Climate Risk Insurance and Information in Zambia (CRIIZ).
till.below@giz.de

Nkumbu Nalwimba arbeitet im sambischen Landwirtschaftsministerium in der Abteilung Agribusiness und Marketing. Die beiden Co-Autoren vertreten hier ihre persönliche Sicht.
nkumbu.nalwimba@agriculture.gov.zm