UN-Artenschutzkonferenz

„Wegweisende“ Entscheidungen

Es war ein zähes Ringen, doch dann prä­sen­tierten die Teilnehmer der 9. UN-Art­en­schutzkonferenz in Bonn stolz ihre Be­schlüsse: Nach 16 Jahren Stillstand sei es nun zu neuen Vereinbarungen gekommen.

Besonders hervorgehoben wurden die Beschlüsse zum sogenannten ABS-Regime (Access and Benefit Sharing). Dabei geht es um faire Ausgleichsregelungen in Bezug auf den Zugang und die Nutzung von genetischen Ressourcen. Bislang galt dies als eines der umstrittensten Themen bei Verhandlungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Nun sollen im Rahmen des „Bonner Mandats“ in den kommenden zwei Jahren völkerrechtsverbindliche Regeln ausgehandelt und so die „Biopiraterie“ beendet werden. Industrieländer müssten ärmere Länder dann für die Nutzung ihrer biologischen Ressourcen finanziell entschädigen.

Darüber hinaus wurde die Initiative
„Life Web“ offiziell gestartet. Ihr Ziel, mehr Geld für bestehende und neue Waldschutzgebiete einzutreiben, hat sie aber nur bedingt erfüllt. Die deutsche Bundesregierung versprach, von 2009 bis 2012 zusätzlich eine halbe Milliarde Euro für den internationalen Wald- und Artenschutz zur Verfügung zu stellen – ab 2013 will sie das sogar jährlich tun. „Es ist eine Investition in unser aller Zukunft“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bonn – und dafür wurde sie reichlich beklatscht. Neben Deutschland hat bislang aber nur Norwegen ähn­liche Versprechen gemacht.

Ein weiteres Thema war der Meeresschutz. Um die Schutzgebiete auf hoher See in Zukunft auszuweiten, einigten sich die Teilnehmer der UN-Tagung erstmals auf Kriterien für den Meeresschutz. Außerdem verabredeten sie, auf die künstliche Düngung der Meere zu verzichten. Ursprünglich sollte damit das Algenwachstum beschleunigt werden, um so mehr CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Nach eindringli­chen Warnungen vor unvorhersehbaren Folgen, wird die Meeresdüngung aber vorerst nicht durchgeführt.

In Bezug auf den Biosprit zeigten sich die Delegierten weniger kompromissfreudig. Sie verabredeten lediglich, auf regionaler Ebene Leitlinien für den Anbau von Energiepflanzen zu erarbeiten. Weitere Beratungen verschoben sie auf die nächste Artenschutzkonferenz.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zeigte sich dennoch erfreut. Die Einigung beim Vorgehen gegen Biopiraterie wertete die Ministerin zum Beispiel als „echten Erfolg“. Angesichts der Blockadehaltung einzelner Länder sei das nicht zu erwarten gewesen.

Weniger euphorisch zeigten sich jedoch Vertreter zahlreicher Nichtregierungsorganisationen. Aus Sicht der Opfer von Bio­piraterie beispielsweise hat es laut Michael Frein vom Evangelischen Entwicklungsdienst keine Fortschritte gegeben. Völlig unzureichend nannte der WWF die Ergebnisse der Bonner Konferenz. Die Staatengemeinschaft bewege sich im „Schneckentempo“, sagte der Naturschutzexperte der deutschen Sektion, Jörg Roos. Das Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 deutlich zu bremsen, sei kaum noch erreichbar.

Weniger kritisch äußerte sich der Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, Achim Steiner. Ihm zufolge ist die gewachsene internationale Aufmerksamkeit in Bezug auf den Schutz der Artenvielfalt das wichtigste Ergebnis der Konferenz. (sz)