Arbeit
„Anreize ermutigen“
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Wecyclers zu gründen?
Die Idee ist entstanden, als ich an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology in den USA studiert habe. Ich hatte vorher fünf Jahre als Softwareentwicklerin bei IBM gearbeitet. Ich wurde beauftragt, eine Studie zu machen, um Menschen an der „Bottom of the Pyramid“ zu helfen – also jenen, die von weniger als zwei Dollar am Tag leben. Ich habe mich für das Thema Müll entschieden, seine Entsorgung und Wiederverwertung. Unser Projektteam sah großes Potenzial im Recyclingsektor in Nigeria. Unter anderem deshalb, weil produzierende Betriebe hier günstigeren und einfachen Zugang zu Material brauchen. Nachfrage nach ihren Gütern besteht im In- und Ausland. Ich habe die Idee weiterverfolgt – und so ist Wecyclers entstanden.
Haben Menschen aus einkommensschwachen Gegenden nicht drängendere Probleme als Recycling?
Die städtische Müllentsorgung ist in Entwicklungsländern meist überlastet. Abfall verstopft die Wasserleitungen und ist unhygienisch; die Gesundheitsrisiken sind gravierend. Das betrifft Millionen von Menschen. Darüber hinaus untergräbt der herumliegende Müll den Stolz der Menschen auf ihre Stadtviertel. Bei Wecyclers lösen wir beide Probleme, indem wir wiederverwertbare Abfälle sammeln und sanitäre Dienstleistungen anbieten.
Wieso nutzen Sie Fahrräder, um den Müll einzusammeln?
Wir nennen unsere Lastenfahrräder „Wecycles“. Sie werden vor Ort hergestellt und von Jugendlichen aus den jeweiligen Stadtvierteln gefahren. Wir haben uns dafür entschieden, weil die Wecycles kostengünstig sind und wir sie auch in sehr dicht bewohnten Gebiete verwenden können.
Wie finanzieren Sie sich?
Wir verkaufen verarbeitete, wiederverwertbare Materialien an Recyclingbetriebe, werden aber auch gesponsert.
Welche Anreize bieten Sie Klienten, damit sie Ihnen wiederverwertbaren Müll überlassen?
Haushalte bekommen für jedes Kilogramm verwertbaren Müll, den sie bei uns abgeben, Punkte. Die gesammelten Punkte können sie dann gegen Prämien eintauschen wie Haushaltsgeräte, Handyguthaben und verschiedene gesponserte Produkte. So werden die Vorteile des Recyclings für unsere Kunden greifbar. Diese Anreize sollen die Menschen ermutigen, freiwillig ins Recycling einzusteigen.
Wie ist das Feedback der Kunden?
Sie sind begeistert, glücklich, bei einer Initiative mitzumachen, die ihre Umwelt schützt. Seit Beginn haben sich bei uns über 10 000 Haushalte angemeldet und wir haben über 100 Arbeitsplätze geschaffen.
Sie kooperieren mit der städtischen Abfallentsorgung, der Lagos Waste Management Authority (LAWMA). Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?
Als ein Abfallentsorger, der sich auf Recycling spezialisiert hat, müssen wir mit LAWMA zusammenarbeiten. Wir mussten beispielsweise erst einmal die Genehmigung bekommen, wiederverwertbaren Müll einzusammeln. Außerdem hat LAWMA uns Stellen gegeben, die wir als Entsorgungszentren nutzen können, und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Die kommunale Institution ist ein wertvoller Partner und Unterstützer.
Bilikiss Adebiyi-Abiola ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von Wecyclers in Lagos.
bilikiss@wecyclers.com
http://wecyclers.com/